Nicht das erste Mal

„Märchen geht weiter“: Darum spendet 82-jährige Japanerin 16 Millionen an fränkische Kleinstadt

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

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3.11.2024, 15:45 Uhr
Millionenregen für fränkische Kleinstadt. (Symbolbild)

© imago Millionenregen für fränkische Kleinstadt. (Symbolbild)

Eigentlich könnte es auch so direkt aus der Feder irgendwo in dem Filmstudios von Hollywood stammen: Eine 82 Jahre alte Frau aus Japan, die schon lange in Tokio wohnt, sorgt für einen Millionenregen in einer fränkischen Kleinstadt. Was sich fast zu romantisch für die Realität anhört, hat sich so nun zum wiederholten Male zugetragen. Der Reihe nach.

Zurück geht diese Geschichte, worüber mittlerweile sowohl das "zdf" als auch der Bayerische Rundfunkt berichten, bis in die 1970er-Jahre.

Damals bauten einst die japanische Unternehmerhin Kazuko Yamakawa und ihr Mann ein erfolgreiches Unternehmen auf, das einen deutschen Betrieb zum Vorbild hatte. Die Ernst Feiler GmbH. Das Unternehmen aus dem fränkischen Hohenberg gilt bis heute als einer der führenden Hersteller von echter, bunt gewebter Chenille und feinstem Frottier. Erstmals auf die Tücher aufmerksam wurde die Unternehmerin laut eigener Aussage während einer Geschäftsreise in ihren Zwanzigern in Belgien.

Die heute 82-jährige Yamakawa sorgte nach ihrem Besuch in Belgien und Deutschland dafür, dass auch in Japan ein Betrieb für die Tücher entstanden ist.

Wie der "BR" dazu weiter berichtet, gehen Marktforscher mittlerweile davon aus, dass neun von zehn Japanerinnen die kleinen Tücher aus dem fränkischen Hohenberg mit in ihrer Handtasche herumtragen. Das Ehepaar Yamakawa brachte es zu großem Wohlstand, weil das Unternehmen ein wirtschaftlicher Volltreffer werden sollte.

Feiler ist mittlerweile zudem das letzte verbliebene Unternehmen in Europa, das noch selbst Chenille webt, berichtet der "Bayerische Rundfunk" dazu weiter.

Immer wieder verschlug es Kazuko Yamakawa nach Franken. Mit einer ganz besonderen Mission: Um von dem Wohlstand ein wenig teilen zu können, spendet die Unternehmerin immer wieder immense Geldbeträge für die Kleinstadt. Dabei hat sie nur zwei Bedingungen: Das Geld muss dazu genutzt werden, das gesellschaftliche Leben zu stärken und soll der Stadt zudem keine weiteren Kosten verursachen. Noch heute spricht die 82-Jährige von "Heimat", wenn sie über das fränkische Städtchen Hohenberg an der Eger spricht.

In den vergangenen Jahren habe sie bereits 3,5 Millionen Euro für das nach ihr benannte Seniorenhaus gestiftet, das einst im Jahre 2017 eröffnet wurde. Im letzten Jahr fand eine weitere Million ihren Weg nach Franken. Diesmal, um einen Aktivpark zu bauen.

Erneute Millionenspende

Jetzt regnet es noch einmal einen beinahe unfassbaren Millionenbetrag für die Stadt. Ganze 16 Millionen Euro machte die Japanerin für ihre deutsche "Heimat" erneut locker.

Bürgermeister Jürgen Hoffmann (SPD) konnte sein Glück kaum fassen: "Das Märchen geht weiter. Es ist einfach unglaublich. Da habe ich immer wieder so ein Zwick-Mich-Gefühl", so der Politiker, als er von der erneuten Spende von vor ein paar Monaten erfahren hatte.

Zum Vergleich: So ist die Spende dreimal so groß wie der gesamte Jahreshaushalt der Stadt. Dieser liege bei rund fünf Millionen Euro, erklärt der Bürgermeister dazu weiter. Rund 1400 Menschen leben in der Gemeinde.

Von dem Geld soll nun eine neue Wohnanlage mit barrierefreien Mietwohnungen gebaut werden. Vor wenigen Tagen dann war Frau Yamakawa auch aus Japan zum Spatenstich erneut nach Hohenberg gereist. Geht alles glatt, rechne man damit, dass man um die Jahreswende 2026/27 die ersten Mieter in dem Wohnpark begrüßen könne. Geplant sind bis dahin 24 Wohnungen mit Grünflächen zwischen 60 und 90 Quadratmetern.

Die Mieten – so ebenfalls eine Vorgabe – sollen ortsüblich sein. Diese bewirken dann indirekt auch wieder Gutes: So habe die Stadt Hohenberg und Kazuko Yamakawa eine gemeinsame Stiftung gegründet. Die Mieteinnahmen sollen direkt wieder in diese Stiftung fließen und für gemeinnützige Zwecke genutzt werden.

"Was mir gehört, gehört uns allen"

"Älteren Menschen zu helfen bereitet mir immer Freude – in Japan und auch hier", gibt sich die 82-jährige Unternehmerin ganz bodenständig. Mit ihrer Aktion hat sie einmal mehr dafür gesorgt, dass durch einen Millionenregen ältere Menschen in der fränkischen Kleinstadt künftig noch besser unterstützt werden können.

Genug hat Frau Yamakawa übrigens noch lange nicht. "Wir werden sehen. Wenn ich noch lebe, davon hängt es ab. Wenn es mir gut geht und ich gesund bin, würde ich gerne was versuchen. Was mir gehört, gehört uns allen", erklärt die 82-jährige Wohltäterin im Interview mit dem Fernsehsender "zdf" rund um ihren erneuten Besuch in ihrer "Heimat" nach der 16-Millionen-Euro-Spende.