24-Jähiger in psychiatrischer Klinik

Messerattacke von Würzburg: Angreifer womöglich schuldunfähig

Michi Endres

Online-Redaktion

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20.7.2021, 17:30 Uhr
Der Täter der Würzburger Messerattacke wurde in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Möglicherweise war er zum Tatzeitpunkt schuldunfähig.

© NEWS5 / Salg, NEWS5 Der Täter der Würzburger Messerattacke wurde in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Möglicherweise war er zum Tatzeitpunkt schuldunfähig.

Das abschließende Sachverständigengutachten wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, heißt es in einer Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft München und dem bayerischen Landeskriminalamt (LKA). Wegen der hohen Bedeutung der Ergebnisse der psychiatrischen Untersuchung des Beschuldigten für das gesamte Verfahren wurden zwei renommierte Sachverständige beauftragt.

Doch was war geschehen? Am 25. Juni hatte der 24-jährige Somalier in einem Kaufhaus in der Würzburger Innenstadt drei Frauen mit einem Messer getötet und weitere Menschen zum Teil schwer verletzt. Der Mann konnte von Zivilisten und letztendlich von der Polizei gestoppt werden.

In der Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft München und des LKA wird auch das toxikologische Gutachten thematisiert, das zur Beantwortung der Frage, ob der Beschuldigte während der Tat unter dem Einfluss von Drogen stand, in Auftrag gegeben worden war. Dieses Ergebnis liegt nun vor und "brachte keine relevanten Ergebnisse".


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Die Ermittlungen der Sonderkommission (Soko) "Main" - insbesondere zu den Hintergründen der Tat - werden mit Hochdruck geführt. Im Mittelpunkt steht weiterhin die Frage nach dem Motiv des Mannes. In die Analyse des Tatgeschehens wurde die Operative Fallanalyse Bayern (OFA) eingebunden, wie erklärt wird. Fachkräfte für den Bereich Deradikalisierung bei der Soko "Main", darunter Islamwissenschaftler, arbeiten an einer Bewertung, ob und inwieweit religiöse Überzeugungen des Beschuldigten bei der Tat eine Rolle gespielt haben könnten.

Bislang keine Hinweise auf extremistische Inhalte oder Mitwisser

Wie die Generalstaatsanwaltschaft und das LKA mitteilen, ergaben die Ermittlungen nach Auswertung der beiden Mobiltelefone des Tatverdächtigen bislang weder Hinweise auf Propagandamaterial oder sonstige extremistische Inhalte noch auf etwaige Mittäter oder Mitwisser. "Papierzettel, die kurz nach der Tat am Tatort gefunden wurden, entpuppten sich als unverdächtig und stehen in keinem Zusammenhang mit der Tat oder dem Tatverdächtigen."

Derzeit geht die Soko "Main" von elf unmittelbar Geschädigten durch den Messerangriff aus, darunter auch die drei Getöteten. Darüber hinaus ist den Ermittlern ein Mann bekannt, der nicht direkt von dem 24-Jährigen verletzt wurde, sondern beim Versuch, diesen von weiteren Angriffen zu hindern, stürzte und sich dabei leicht verletzte.


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Die Soko betreut in Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Unterfranken zudem die Opfer der Tat. Bislang gab es zwei Informationsveranstaltungen in Würzburg für Verletzte und deren Angehörige, Zeugen und andere von der Tat Betroffene insbesondere aus dem Kaufhaus. Das Ziel dahinter ist es, die Betroffenen über den aktuellen Ermittlungsstand zu informieren und Kontakte zu externen Fachkräften herzustellen, die bei der Verarbeitung des Erlebten helfen können.