Polizei sucht Zeugen
Messerattacke von Würzburg: Kriminologe glaubt nicht an islamistischen Hintergrund
13.7.2021, 13:50 UhrVor gut zwei Wochen hat ein 24-Jähriger Somalier in einem Kaufhaus in Würzburg drei Frauen getötet.
Der bekannte Kriminologe Christian Pfeiffer glaubt nicht, dass der Messerstecher aus islamistischen Motiven heraus handelte.
„Nach jetzigem Stand der Dinge gehe ich davon aus, dass es sich beim Täter um eine durch Erfahrungen in Kindheit und Jugend psychisch massiv gestörte Person handelt“, sagte er der „Main-Post“.
„Dafür gibt es Hinweise ab dem ersten Tag seiner Ankunft in Deutschland.“ Das Motiv des Flüchtlings ist bisher nach offiziellen Angaben ungeklärt.
Die Ermittler schließen einen islamistischen Hintergrund nicht aus. Gleichwohl gibt es Hinweise auf eine psychische Störung des Mannes, der seit 2015 in Deutschland lebt.
Mehrfach auffällig
Seither war er mehrmals wegen Verwirrtheit, Bedrohungen und Wutausbrüchen aufgefallen. Der Somalier hatte am 25. Juni in der Würzburger Innenstadt drei Frauen mit einem Messer getötet.
Fünf ihm offensichtlich unbekannte Menschen verletzte der 24-Jährige lebensgefährlich und vier leicht.
„Dass eine Islamismus-Hypothese am Anfang geprüft werden musste, war völlig richtig. Aber nun wäre es klug, wenn sich auch die Staatsanwaltschaft offiziell davon verabschieden würde“, sagte der langjährige Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen.
„Vielmehr ist an der Biografie des Täters anzusetzen.“ Der Ausruf „Allahu Akbar“, den der Somalier bei dem Messerangriff gemacht haben soll, ist Pfeiffer zufolge kein Beweis für eine islamistische Terrortat.
Kein Behördenversagen?
Ein mögliches Behördenversagen sieht der Jurist Pfeiffer, der an dem Fall nicht beteiligt ist, nicht. „Ich sehe keine systematischen Fehler in der Art, wie mit ihm umgegangen wurde. Der Mann hatte Betreuungsangebote – aber er war offenkundig nicht in der Lage, sie aufzugreifen.“
Zeugen gesucht
Im Zuge der Ermittlungen zum Messerangriff in Würzburg mit drei Toten am 25. Juni 2021 sucht die Sonderkommission (Soko) „Main“ nach Zeugen, die insbesondere vor oder zum Zeitpunkt der Tat um kurz nach 17 Uhr Videos im Umfeld des Tatorts am Barbarossaplatz gemacht und diese noch nicht der Polizei zur Verfügung gestellt haben.
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Bürgerinnen und Bürger haben bereits rund 255 Fotos und Videos in das Online-Medienportal der Polizei hochgeladen, die auch schon gesichtet wurden. Um das Tatgeschehen lückenlos nachvollziehen zu können, suchen die Beamtinnen und Beamten der Soko „Main“ nach weiterem Material.
Derzeit geht die Soko „Main“ nach eigenen Angaben rund 300 Spuren nach. Rund 100 Zeugen wurden befragt oder vernommen. Weitere Hinweise nimmt die Polizei entgegen unter der Telefonnummer 0800/300 00 50.