Metropolregion: Führungsspitze will Einfluss verstärken
1.1.2013, 11:00 UhrErlangen hatte sich vor Jahren beim Bundesforschungsministerium für einen Wettbewerb beworben, mit dem sogenannte Spitzencluster – also Kooperationen von wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen – gefördert werden.
Im Bereich der Medizintechnik erhoffte man sich in Erlangen Chancen, weil in der Stadt viele Unternehmen, nicht nur Siemens, und viele Wissenschaftler an medizintechnischen Themen arbeiten. Ergebnis beim Wettbewerb: negativ. Als Erlangen aber die Bewerbung unter dem Schirm der Metropolregion Nürnberg wiederholte, klappte es.
40 Millionen Euro Fördergelder wanderten nach Erlangen. „Durch die Metropolregion werden wir in München, in ganz Bayern und auch auf anderen Ebenen als Region wahrgenommen, in der sich etwas tut“, erklärt Balleis. Der Erfolg im Bereich der Medizintechnik soll kein einmaliger bleiben.
Balleis und Prof. Klaus Wübbenhorst, der den neugegründeten Förderverein „Wirtschaft für die Metropolregion“ leitet, wollen die Möglichkeiten und den Einfluss der Metropolregion steigern. Möglichkeiten haben mit Geld zu tun. Derzeit hat die Metropolregion einen Jahresetat von rund einer Million Euro. Nun aber wurden die fünf Industrie- und Handelskammern sowie die vier Handwerkskammern in der Metropolregion zum Mitmachen gewonnen.
Sie steigen mit insgesamt 140.000 Euro in den Förderverein ein, das entspricht rund 50 Cent pro Betrieb in den jeweiligen Kammerbezirken. „Unser Ziel ist, dass die Unternehmen in der Region, die bisher schon Mitglied im Marketingverein waren, in den neuen Verein zur Förderung der Wirtschaft übertreten. Das wären etwa 350. Dazu wollen wir weitere Mitglieder gewinnen, um das Finanzierungsvolumen zu erhöhen“, erklärt Wübbenhorst.
Dafür erhalten die Vertreter der Wirtschaft drei Sitze im Steuerungskreis der Metropolregion, der damit auf sechs Personen verdoppelt wird. „Klar ist, es gibt einen demokratisch legitimierten Kern der Metropolregion, das ist der Rat – bestehend aus den 55 gewählten Bürgermeistern, Oberbürgermeistern und Landräten. Deswegen ist dieser Rat der 55 derjenige, der die Entscheidungshoheit hat“, betont Balleis.
Bestimmte Abstimmungsmehrheiten sieht die Satzung der Metropolregion nicht vor. Angestrebt wird, wie bisher, größtmögliche Einmütigkeit. Aber dazu müsse jeder Stadt- und Kreisrat davon überzeugt sein, sonst gebe es Ärger, so Balleis. „Jedes Mitglied sollte das Gefühl haben, dass es so viel zurückbekommt wie es einzahlt.“
Wie können erneuerbare Energien gespeichert werden?
Das Geld, das die Metropolregion einsetzen kann, ist für Klaus Wübbenhorst ein „Treibsatz für mehr“. Etwa, um damit noch mehr Gelder in die Metropolregion zu holen, wie das seinerzeit mit dem Spitzencluster-Wettbewerb gelungen ist. „Es gibt viele Wettbewerbe“, betont Siegfried Balleis. Und fordert: „Wir sollten als Metropolregion den Mut haben, hier den Hut in den Ring zu werfen.“
Balleis nimmt das derzeitige politische Mega-Thema: die Energiewende. In Nürnberg bauen Wissenschaftler, Unternehmen und die Stadt gerade am sogenannten Energie-Campus, der auf dem ehemaligen AEG-Gelände entsteht. Dort wird erforscht, wie erneuerbar erzeugte Energien gespeichert werden können.
Balleis lässt erkennen, dass es hier eine gewisse Uneinigkeit mit dem ehemaligen Nürnberger Wirtschaftsreferenten, seinem Parteifreund Roland Fleck gab, der das Projekt nur für die Stadt Nürnberg reklamierte. Balleis aber ist anderer Meinung. „Wenn wir die Metropolregion ernst nehmen, dann sollten wir sagen, dass der Energie-Campus ein Projekt für die gesamte Metropolregion ist.“
Er nennt als „Vorbild“ die Fachhochschule Deggendorf, die im gesamten Bayerischen Wald „Satelliten“ aufgebaut habe, um die wissenschaftliche Kompetenz in die Fläche zu bringen und dort mit passenden Kompetenzen in Unternehmen zu verknüpfen. Ein solches Modell schwebt Balleis für den Energie-Campus vor. Denn immerhin gebe es in der gesamten Metropolregion Nürnberg 18 Hochschulen.
Nürnberger Flughafen interessiert Balleis und Wübbenhorst
Balleis will das Thema Energiewende auch politisch in der Organisation der Metropolregion verankern. Und zwar mit einem neuen Forum „Klimaschutz und Energiewende“, das die bisherigen sieben Fachforen (Wirtschaft/Infrastruktur, Wissenschaft, Verkehr/Planung, Kultur, Sport, Tourismus, Marketing) ergänzt.
Als Fachmann für dieses Gremium nennt Balleis den Nürnberger Umweltreferenten Peter Pluschke, der mit einer Arbeitsgruppe schon hervorragende Vorarbeit geleistet habe.
Auch die schwierige wirtschaftliche Situation des Nürnberger Flughafens treibt die beiden „Metropoliten“ um. „Bei der zukünftigen strategischen Ausrichtung des Flughafens müssen wir mithelfen und nicht die ganze Last der Stadt Nürnberg und dem Freistaat Bayern überlassen“, meint Balleis. „Entscheidend ist, dass der Flughafen seine Wirkung für die Metropolregion entfalten kann.“
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