"Es kommt nicht auf die Größe an"
Metzger aus Franken landet Marketing-Coup: Mit bunten und politischen Bratwürsten ins ZDF
21.02.2025, 16:57 Uhr
Die Idee für eine Wahlbratwurst entstand bereits im November vergangenen Jahres. Am Tag nach dem Bruch der Ampel-Koalition aus Grünen, SPD und FDP diskutierten der Metzger und seine Mitarbeiter über die politische Lage in Deutschland. Bei der Produktion werden eben genau wie beim Frühstückstisch über aktuelle Themen geredet, erklärt Claus Böbel, Inhaber der "Metzgerei Claus Böbel" in Georgensgmünd (Landkreis Roth), im Gespräch mit unserer Redaktion.
An diesem Tag sei es um verschiedene Bratwurstsorten gegangen und vor dem Hintergrund des Koalitionsbruchs kam die Frage auf, warum die Metzgerei eigentlich keine Wahlbratwurst mache. Die Idee wurde sogleich erweitert, statt einer einzigen entschied sich das Team dazu, für jede Partei eine eigene Variante zu kreieren.
Sieben Würste für Sieben Parteien
Diese unterscheiden sich aber nicht nur im Geschmack - die Unionswurst besteht beispielsweise aus Schweinefleisch, die der FDP aus Putenfleisch - sondern auch in Farbe und Größe. Je besser die Umfragewerte, desto größer die Wurst und umgekehrt. Allen 29 Parteien konnte und wollte Claus Böbel nicht jeweils eine eigene Kreation widmen, deshalb entschied sich der Metzger für die relevantesten Sieben. Die unterschiedlichen Farben erhalten die Würste auf ganz natürliche Art und Weise. Schwarz entsteht durch Mohn, Grün durch Spinat und Kräuter und pink beziehungsweise lila klassisch durch Rote Beete.
Die Würste wurden in vier Größen unterteilt. Schwarz für die Union als stärkste Kraft, dahinter blau für die AfD. Die dritte Größe geht an SPD und Grüne, die seit einiger Zeit ungefähr gleichauf liegen. Das BSW, die FDP und die Linke, zum damaligen Zeitpunkt alle ungefähr bei fünf Prozent, gibt es in der kleinsten Größe. Der Umfrageaufstieg der Linken ist zwar nicht dabei, um eine exakte Abbildung der Umfragewerte geht es Böbel aber ohnehin nicht.
Smalltalk an der Fleischtheke
Stattdessen möchte er, dass die Leute wieder mehr ins Gespräch kommen. "Politik ist diskutieren, einen Konsens finden und nicht starr auf der eigenen Meinung beharren", meint der Metzger. Eine besondere Rolle spielt dabei auch das Essen. "Gemeinsames Essen ist Kommunikation, Gemeinsamkeit und Reden. Es muss auch nicht immer alles todernst sein, jeder darf seine Meinung haben. Hauptsache man redet."
Bei den Kunden kommen die ungewöhnlichen Produkte offenbar gut an. Die einen schmunzeln nur, andere finden es witzig. Von ausufernden, politischen Diskussionen an seiner Fleischtheke kann der Metzger zwar nicht berichten, trotzdem kämen die Leute über die Würste ins Gespräch. Für Böbel und sein Team ist die Bratwurst jedenfalls ein voller Erfolg, "ohne Wenn und Aber".
Bratwurstwahl im ZDF
Dass sogar die Heimatzeitung über die Bratwürste berichtet, sei zwar schön, den "marketingtechnischen Ritterschlag" erhielt die Metzgerei allerdings im Fernsehen. Am 14. Februar sendete das ZDF am Abend wie gewohnt die Satiresendung "heute-show", doch in das Segment über die FDP schafften es auch Claus Böbel und seine Bratwürste. Unter der Überschrift "Es kommt nicht auf die Größe an" spielt das Magazin auf die Umfragewerte der liberalen Partei an.
In dem kurzen Ausschnitt des Fernsehsenders "n-tv" sind die sieben Würste auf dem Grill zu sehen, außerdem erklärt der Metzger den Hintergedanken der Aktion. Dass es der kurze Clip in die "heute-show" geschafft hat, erfuhr Böbel erst am Morgen nach der Ausstrahlung. Da hätten ihn zahlreiche Zuschriften und Komplimente erreicht, die ihm alle zu der unerwarteten Popularität gratulierten. So seien auch Menschen und ehemalige Kunden (wieder) auf ihn aufmerksam geworden, die den Laden schon länger nicht mehr besucht hätten. Für den Metzger hat sich die Marketingmaßnahme jedenfalls voll und ganz ausgezahlt.
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