Ehrenamt als wichtiger Faktor
Mobilität auf dem Land: Wie Senioren in Franken unter fehlenden Angeboten leiden
26.11.2024, 05:00 UhrBlickt man in den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, werden die aus mangelhaften ÖPNV-Angeboten resultierenden Konsequenzen und Probleme klar. Besonders ältere Menschen leiden unter dem fehlenden Service. Neben der Frequenz machen auch andere Barrieren den Seniorinnen und Senioren zu schaffen, erklärt Martina Blasi, Mitarbeiterin der Caritas-Kreisstelle Weißenburg, im Gespräch mit der Redaktion von nordbayern.de.
Am Seniorencafe der Caritas-Kreistelle Weißenburg nehmen Seniorinnen und Senioren aus dem gesamten Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen teil. Da es im Landkreis aktuell keine speziellen Angebote für Seniorentaxis oder andere Verkehrsmittel gibt, müssen Ehrenamtliche aushelfen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seniorencafes sind auf Helferinnen und Helfer angewiesen, welche sie mit dem Auto abholen und wieder heimfahren. Da der Großteil körperlich eingeschränkt ist und Probleme mit dem Laufen hat, ist dieses Angebot äußerst wichtig.
Trotz Notwendigkeit schwelt auch hier ein Versorgungsproblem: In der Caritas gibt es zu wenig Personen, die den Fahrdienst für das Seniorencafe übernehmen können, sagt Blasi. Dies führe dann oft zu Schwierigkeiten, vor allem wenn Fahrer ausfallen.
Analyse: Bayerns ÖPNV ist mangelhaft
Die Allianz pro Schiene hatte 2023 auf Basis des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) die Erreichbarkeit durch Bus und Bahn in deutschen Städten ausgewertet. Untersucht wurde, wie viele Bewohnerinnen und Bewohner fußläufig von einer Bus- oder Bahn-Haltestelle entfernt wohnen, mit mindestens 28 Abfahrten am Werktag. Fußläufig wird vom BBSR als maximal 600 Meter von einer Bus- beziehungsweise 1.200 Meter Luftlinie von einer Bahnhaltestelle entfernt definiert.
Von den zehn kreisfreien Städte mit der schlechtesten ÖPNV-Anbindung liegt die Hälfte in Bayern. Bei den zehn schlechtesten Landkreisen sichern sich sechs aus dem Freistaat einen Platz in der Rangliste.
Während in Ansbach 93,41 % der Bevölkerung über eine akzeptable Anbindung verfügt, wohnen demnach im Landkreis Ansbach nur noch 34,4 % der Bewohnerinnen und Bewohner in akzeptabler Nähe zu ÖPNV-Angeboten. Besonders in ländlichen Gegenden ist das ÖPNV-Netz löchrig. Im Umkreis verhält es sich ähnlich. In folgenden Landkreisen lebt ein wesentlicher Großteil der Bevölkerung ohne akzeptable ÖPNV-Anbindung:
- Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (43,4 %)
- Landkreis Bamberg (44,2 %)
- Landkreis Bayreuth (40,1 %)
- Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (40,9 %)
- Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz (48,2 %)
Im Alltag greifen die Teilnehmenden des Seniorencafes alle auf das Auto zurück, da die ÖPNV-Angebote mit zu großen Hürden verbunden sind. Wie die Caritas Mitarbeiterin im Gespräch erklärt, haben die meisten Probleme damit, ihren Rollator in einen Bus zu bekommen.
An anderer Stelle wird versucht, zumindest für ein regelmäßiges Angebot an Geselligkeit zu sorgen. Der Aktive Seniorenkreis Bayreuth zum Beispiel - eine ehemalige Wandergruppe - trifft sich nun, um bei netter Unterhaltung und geselligem Beisammensein Karten und andere Spiele zu spielen. Jede/r Interessierte ist donnerstags von 13:30 bis 16:30 Uhr herzlich willkommen.