Ab 2025

Modellregion Franken: Was der Start der elektronischen Patientenakte für die Region bedeutet

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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7.1.2025, 05:00 Uhr
Die ePA für alle soll auch eine Übersicht über alle Medikamente enthalten, die elektronisch verordnet und in der Apotheke ausgegeben wurden.

© Mohssen Assanimoghaddam/dpa-tmn Die ePA für alle soll auch eine Übersicht über alle Medikamente enthalten, die elektronisch verordnet und in der Apotheke ausgegeben wurden.

Für rund 73 Millionen gesetzlich Versicherte beginnt mit dem neuen Jahr der Roll-Out der "elektronischen Patientenakte für alle" ("ePA für alle"). Wie das Bundesministerium für Gesundheit mitteilt, wird die ePA Gesundheitsdaten wie Röntgenbilder, Arztbriefe oder Laborbefunde speichern und so den Austausch zwischen Arztpraxen und oder Apotheken erleichtern. Ab dem 15. Januar startet die Einführung der ePA für alle gesetzlich Versicherten, die nicht widersprochen haben, in einem gestuften Verfahren. Ärztinnen und Ärzte starten später - zumindest die meisten.

Mitte Januar wird die Einführung der ePA zunächst erlauben, dass Versicherte Dokumente in ihre ePA einstellen, beziehungsweise über die Krankenkasse einstellen lassen können. Die Schnittstelle zu Ärztinnen und Ärzte sowie weitere "Leistungserbringer" soll ab dem 15. Januar aber nur in den Modellregionen Hamburg, Franken und Umland sowie Nordrhein-Westfalen möglich sein. Durch die kontrollierte Einführungsphase wolle man prüfen, ob alle Systeme zuverlässig und performant nutzbar sind. "Nach dem erfolgreichen Abschluss der Einführungsphase in den Modellregionen kommt die ePA dann bundesweit bei den Leistungserbringern zum Einsatz." Frühestens etwa Mitte Februar soll dann die bundesweite Nutzung möglich sein.

Franken geht als Erstes an den Start: Wie funktioniert es praktisch?

Mit der ePA werden die jeweiligen Krankenkassen eine Smartphone-App zur Verfügung stellen. Über diese können Versicherte selber Dokumente in ihrer Akte ablegen. Ärztinnen und Ärzte wiederum sollen beim Arztbesuch dann die Akte über einen Praxis-Computer befüllen. Neben E-Rezept-Daten werden auch die Abrechnungsdaten der Krankenkasse in die Akte eingetragen. Versicherte können zudem ihre Krankenkasse auffordern, in Papierform vorliegende medizinische Informationen digitalisiert in die ePA zu übertragen.

Je nach Einstellung in der App können Versicherte selber festlegen, welches Dokument für wen sichtbar ist. Damit Arztpraxen auf die ePA zugreifen können, müssen die Versicherten zunächst die Berechtigung erteilen. Im Behandlungskontext wird der Zugriff standardmäßig auf 90 Tage festgelegt, erklärt das Gesundheitsministerium. Über die App können die Versicherten dann auch den Zugriff früher beenden oder den Zeitraum verlängern. Es ist auch möglich, einen bestimmten Zeitraum festzulegen, der über 90 Tage hinausgeht.

Härtetest: Nürnberger Arzt betont Wichtigkeit der Kommunikation

In der letzten Testphase vor einer bundesweiten Einführung stehen in Franken vor allem die digitalen Abläufe, die Nutzung der Software in Praxen, Krankenhäusern und Apotheken im Fokus, sagt Tim Bremer, Gematik GmbH, im Gespräch mit "BR24". Die nationale Agentur für Digitale Medizin hatte im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums mit einem Infomobil über den Start der ePA informiert.

Wie "BR24" berichtet, verwalten die beiden Organisationen "Bayern innovativ" und das "Medical Valley" in Erlangen die ePA-Modellregion Franken. Dafür wird zunächst ein Netzwerk mit einzelnen Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken in der Region bestimmt. In diesem werden auch einige Rettungsdienste, Hebammen und Pflegeeinrichtungen miteinbezogen. Die gesamte Region geht also zunächst nicht an den Start.

Die teilnehmenden Dienstleister werden weiterhin ihre eigene Verwaltungssoftware nutzen und müssen jetzt testen, ob diese mit der ePA kompatibel ist. Für die beteiligten Ärztinnen und Ärzte in der Modellregion Franken wird es ein Härtetest, meint Nicolas Kahl gegenüber dem Nachrichtenportal. Er ist Hausarzt im Nürnberger Stadtteil Fischbach und nennt die Testphase "schon ein bisschen so eine Run-into-Phase". Er sei gespannt, wie es wird, wenn die ePA auf die Praxis trifft. Es komme dabei auf mehr an, als nur die reine Funktionalität.

Im Gespräch mit "Bayern innovativ" erläutert Kahl: "Es ist wichtig klarzustellen, wo die Verantwortlichkeiten sind. Wer muss die Befunde einlegen? Wer darf löschen und Ähnliches? Wie sind die Zugriffsrechte? Das ist alles zwar eindeutig geklärt, ab er auch das muss kommuniziert werden." Zudem sollen Patientinnen und Patienten sich in Ruhe informieren und selbst überlegen, welche persönliche Vor- und Nachteile man haben könnte, findet der Hausarzt.

Im Vorfeld hatten Bayerns Kassenärzte die Hoffnung auf schnelle Vorteile aber gedämpft. KVB-Vorstand Peter Heinz erklärte gegenüber der "Deutschen Presseagentur", dass die ePA wohl erst langsam ihre erhoffte Wirkung entfalten wird und als Rumpf-Akte startet.

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