Mord von Bad Reichenhall: Messer überführt Soldat als Täter
8.8.2014, 13:57 UhrGut drei Wochen nach dem Mord an einem Rentner und dem Raubüberfall auf eine junge Frau in Bad Reichenhall ist die Tat so gut wie aufgeklärt. "Wir stehen vor einem Puzzle, aber wir sind davon überzeugt, dass wir die Person festgenommen haben, die für den Mord verantwortlich ist", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese am Mittwoch in Bad Reichenhall. Am Dienstagabend war der mutmaßliche Täter, ein Bundeswehrsoldat, in Norwegen festgenommen worden. Die Justizbehörden bereiten die Auslieferung des 20-Jährigen vor, gegen den Haftbefehl wegen Mordes und Mordversuchs besteht.
Der Täter hatte den 72-Jährigen in der Nacht nach dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft auf der Straße ermordet und kurz darauf die 17-Jährige auf dem Nachhauseweg nur wenige Meter von ihrem Elternhaus entfernt überfallen. Beide Opfer wurden ausgeraubt. Die Auszubildende erlitt schwere Schnittverletzungen und lag tagelang auf der Intensivstation einer Klinik.
Auf die Spur des mutmaßlichen Mörders war die Polizei auch durch Hinweise aus der Bundeswehr gekommen. Kameraden des 20-Jährigen aus der Hochstaufen-Kaserne in dem Kurort hätten "Wahrnehmungen gemacht", sagte der Leiter der Mordkommission, Hans-Peter Butz, vor Journalisten. Zudem werde die Tatwaffe, ein Kampfmesser mit 18 Zentimeter langer Klinge, bei der Bundeswehr verwendet.
Von Frankfurt nach Norwegen
Bei einer Durchsuchung von Spind und Wohnstube des Tatverdächtigen wurde eine Messerscheide entdeckt, in die die Tatwaffe passt. Das Messer selbst war bereits vor einer Woche in einem Gebüsch sichergestellt worden. Außerdem fanden die Ermittler bei der Durchsuchung an Kleidungsstücken des 20-Jährigen Blutspuren der beiden Opfer.
Der seit 2013 in Bad Reichenhall stationierte Soldat - er stammt aus Morbach (Kreis Bernkastel-Wittlich) in Rheinland-Pfalz - war von der 60-köpfigen Mordkommission "14. Juli" am Wochenende als mutmaßlicher Täter ermittelt worden. Zuvor hatte die Kripo mehrere Rückschläge verkraften müssen. Zwei Verdächtige kamen in Untersuchungshaft, es stellte sich aber heraus, dass sie mit den Taten nichts zu tun haben.
Der Durchbruch kam erst am Wochenende. Nach Hinweisen auch aus der Bundeswehr stieß die Polizei auf die Spur des jungen Soldaten. Die Fahndung wurde eingeleitet. Der Soldat war nach der Mordnacht für einige Tage nach Hammelburg in Unterfranken abkommandiert worden. Am 18. Juli, so rekonstruierte es die Polizei, fuhr er mit dem Zug in seinen Heimatort Morbach. Dort verlor sich seine Spur vier Tage später. Am 22. Juli flog der Obergefreite von Frankfurt am Main nach Norwegen.
Auslieferungszeitpunkt offen
Am Dienstag schnappte die Falle zu. "Die gute Zusammenarbeit der bayerischen und norwegischen Behörden sowie das beherzte Auftreten einer norwegischen Polizeistreife führten noch am Dienstagabend zur Festnahme des Gesuchten", teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd am Mittwochmorgen erleichtert mit. Der 20-Jährige gab sich als der Gesuchte zu erkennen und ließ sich widerstandslos festnehmen.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagte, die Aufklärung des Falles sei "ein gutes Beispiel für die hervorragende Zusammenarbeit der europäischen Polizeien". Wann der 20-Jährige ausgeliefert wird, ist offen. Auf Norwegen als Fluchtland sei der mutmaßliche Täter gekommen, weil er Skandinavien attraktiv finde, hieß es seitens der Ermittler zu den Beweggründen des Fluges nach Nordeuropa.
Der Raubmord an dem Rentner und der Überfall auf die junge Frau hatten die Bevölkerung in dem Kurort nahe der österreichischen Grenze in Angst und Schrecken versetzt. Viele Menschen trauten sich nachts nicht mehr auf die Straße, Eltern ließen ihre Kinder nicht mehr unbegleitet in die Schule gehen. Die Polizei erhöhte ihre Präsenz in der Stadt. Für Hinweise zur Aufklärung des Verbrechens war eine Belohnung in Höhe von 20.000 Euro ausgesetzt worden.
Der Artikel wurde zuletzt am 8. August um 13.57 Uhr aktualisiert.
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