Eine Folge der Flut
Mückenplage: Moskitos suchen Fürth heim
28.7.2021, 06:00 UhrLaue Sommerabende im Freien, ein Glas Wein, gute Gespräche mit Freunden . . . Der Sommer könnte so schön sein, wären da nicht die vielen Stechmücken, die den Menschen in Fürth dieser Tage penetrant auf die Pelle rücken.
Reinhard Scheuerlein ist bereits aufgefallen, dass derzeit besonders viele Moskitos im Stadtgebiet umherschwirren. Der Vorsitzende des Fürther Bundes Naturschutz weiß auch, warum: "Das hat mit den starken Regenfällen und den Überschwemmungen zu tun", erklärt er. An der Siebenbogenbrücke im Talgrund sei es nach der Flut sogar immer noch feucht – optimale Bedingungen also für die blutsaugenden Plagegeister.
Die Eier der sogenannten Überschwemmungsmücken können im Boden bis zu drei Jahre überdauern; wenn es dann Überflutungen gibt, schlüpfen die Larven. Nach acht bis zehn Tagen verpuppen sie sich, wenige Tage später schwärmen die entwickelten Mücken vom Wiesengrund in die umliegenden Stadtteile aus. Hinzu kommen Arten – etwa die Tigermücke –, denen stehendes Wasser in Gärten ausreicht, damit eine weitere Generation heranwachsen kann.
Die Moskitos sind zurzeit teils schwarmweise unterwegs. Wenig Spaß bringt deshalb etwa der FreibadBesuch am Scherbsgraben. Eine Leserin berichtet den FN von Stechmücken am Fahrradplatz, am Eingang, in den Umkleiden und in den Toiletten – kurzum: überall auf dem Gelände. In Unterfürberg stürmten geplagte Fürtherinnen und Fürther am Montagmorgen gar den DM: Etwa 40 Leute warteten schon vor der Eröffnung vor dem Drogeriemarkt und plünderten die Regale auf der Suche nach Mückenschutzmittel. Dasselbe Bild zeigte sich am Dienstagmorgen in der Filiale in der Fußgängerzone: Das Moskitospray war ausverkauft.
Fledermäuse auf Insektenjagd
Allerdings, so Scheuerlein, sei die hohe Zahl der Tiere "kein Jahrhundertereignis". Er rechnet damit, dass es auch künftig alle fünf bis zehn Jahre außerordentlich viele Mücken geben wird. Wenn der Klimawandel für mehr Regen und Überschwemmungen sorgt, könne das auch häufiger passieren.
Bei der Stadt bemerkt man ebenfalls, dass zurzeit mehr Moskito-Meldungen von Bürgern eingehen. Für die Betroffenen seien die Schwärme zwar nervig, aber "aufgrund der Witterungsverhältnisse der vergangenen Tage und Wochen" bleibe diese Erscheinung nicht aus, sagt Jürgen Tölk, Leiter des Amts für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz.
Wenigstens hat die Mückenplage kürzlich für ein außergewöhnliches Naturschauspiel gesorgt, berichtet Scheuerlein: Die Besucher des Open-Air-Kinos im Stadtpark konnten zur Vorstellung nicht nur den Film, sondern auch Zwergfledermäuse bei der Jagd verfolgen; auf deren Speiseplan stehen Stechmücken ganz oben.
Doch auch die Fledermäuse können der Masse der Insekten nicht Herr werden. Wie lange die Plage anhält, hängt Scheuerlein zufolge vom Wetter ab. Bleibt es warm und feucht, bilden sich weitere Generationen. "Es ist nicht davon auszugehen, dass das plötzlich abbricht, es wird schon noch einige Wochen weitergehen", prognostiziert der BN-Experte. Blut saugen übrigens nur die Weibchen. Nach der Paarung brauchen sie das darin enthaltene Eiweiß, damit die Eier heranreifen können.
Die Stadt ist grundsätzlich nicht verpflichtet, Stechmücken zu bekämpfen – eine Ausnahme gilt allerdings für Tigermücken; sie können Tropenkrankheiten übertragen, "aus Gründen des Gesundheitsschutzes", so Tölk, müsse man gegen sie vorgehen. Das vermehrte Moskito-Aufkommen ist ihm zufolge "eine normale, natürliche Erscheinung, die lästig ist, aber die im Regelfall keine Gesundheitsgefahren" birgt.
Den Fürtherinnen und Fürthern bleibt folglich nichts anderes übrig, als sich vor den Stichen zu schützen. Lange, dichte Kleidung sowie Insektenspray und -netze haben sich Experten zufolge bewährt. Sogenannte "Repellents" mit den Wirkstoffen Diethyltoluamid (Deet) und Icaridin gelten als stärkste Waffen, können allerdings Schleimhäute und Augen reizen. Umwelt- und hautfreundlicher sind Mittel mit pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Eukalyptus, Teebaum oder Zitronengras.
Übrigens: Wenn man gestochen wird, sollte man nicht kratzen. Denn das verlängert den Heilungsprozess und kann Wissenschaftlern zufolge auch zu bakteriellen Infektionen führen. Die Wunden sollte man deshalb lieber mit einer alkoholischen Lösung desinfizieren. Kälte und punktuelle Hitze helfen, den Juckreiz zu mindern.
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