Juden in Franken
Mühlhausen: Alte Synagoge zu neuem Leben erweckt
19.7.2021, 12:26 UhrEs waren bewegende Momente in der ehemaligen Synagoge am Sonntagnachmittag: Rund 83 Jahre nachdem dem jüdischen Leben in der Gemeinde durch die SA aus Forchheim ein jähes Ende bereitet worden war, brachte Salomon Almekias-Siegl, Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg die Mesusa, eine Schriftkapsel am Türpfosten an und sprach zum Abschluss der offiziellen Eröffnung das Gebet Kaddisch.
Auch Ludwig Spaenle, Antisemitismus-Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung, gratulierte den Initiatoren des vor drei Jahre gegründeten Vereins „Forum Alte Synagoge“ zur Ausstellungs-Eröffnung und dankte ihnen für ihr Engagement und ihre Zivilcourage. „Es ist ein Wunder, das wir heute hier erleben und von diesem wunderbaren Ort des Erinnerns geht ein Signal aus: Wir stellen uns dem Judenhass, der immer noch vorhanden ist, entgegen.“
Synagoge als Gedenk- und Bildungsstätte
Der rund 80 Mitglieder zählende Verein möchte aus der ehemaligen Synagoge eine Gedenk- und Bildungsstätte machen. „Diesem Ziel nähern wir uns mit kleinen und stetigen Schritten“, so Forums-Vorsitzender Christian Plätzer und bedankte sich bei den Gästen und Mandatsträgern für die große Unterstützung. „Dieser Vertrauensbeweis gibt uns Motivation weiterzumachen.“
Unter den Gratulanten waren auch die Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich (SPD), der stellvertretende Landrat Martin Oberle sowie die Bürgermeister Klaus Faatz (Mühlhausen) und Gerald Brehm (Höchstadt). Die Eröffnung der Ausstellung wurde musikalisch begleitet von dem Trio Mame-Loshn mit Klezmer-Musik und abgerundet durch eine kurze Erläuterung der Exponate.
Markus Horst, Leiter der Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen und Dekanatsbeauftragter für interreligiösen Dialog in Erlangen, lobte die Vielseitigkeit der Werke von Irina Gerschmann, Vorstandsmitglied des Forums Alte Synagoge und Leiterin der Kunstschule Höchstadt. Unter dem Titel „Auf dem Weg ins Gelobte Land“ überwinde die Künstlerin in ihren Bildern die Fremdheit zwischen Juden und Nicht-Juden und baue Brücken für den Weg in die gemeinsame Zukunft.
Großflächige Textilarbeiten und abstrakte Gemälde
Zu sehen sind großflächige Textilarbeiten sowie abstrakte Gemälde in kräftigen Farben und realistische Tusche-Zeichnungen zu Gedichten von Yonatan Amrani. Die Collage „Der ewige Zug der jüdischen Geschichte“ von 2008 schilderte Markus Horst als das imposanteste Beispiel für das breite künstlerische Spektrum von Irina Gerschmann mit der Besonderheit, unterschiedlicher Materialien mit symbolträchtigen Elementen zu verbinden. Ansprechend gestaltet sind zudem die detaillierten Informationen über die Bauuntersuchungen der 1755/56 errichteten Synagoge, eine der ältesten Bayerns.
Geöffnet ist die Ausstellung bis 25. Juli, samstags und sonntags jeweils von 15 bis 19 Uhr. Am Sonntag, 25. Juli findet ein Konzert mit Igor Loboda (Geige) und Leonid Alpert (Akkordeon) statt; am Samstag, 18. September, stehen jüdische Märchen und Legenden auf dem Programm und am Sonntag, 19. September, ist das Ensemble Simkhat Hanefesh zu hören.
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