Müllsammeln und Joggen: Erster Plogging-Lauf in Nürnberg

Kilian Trabert

Volontär der Nürnberger Nachrichten

E-Mail

21.4.2018, 05:50 Uhr
Marco del Popolo räumt mit einer Gruppe Läufer in Erlangen auf.

Marco del Popolo räumt mit einer Gruppe Läufer in Erlangen auf.

Plogging heißt die neue Sportart, eine Kombination aus Jogging und dem Schwedischen "plocka", übersetzt: Sammeln. Und genau darum geht es: Während des Laufens Müll aufsammeln. Wer macht so etwas denn freiwillig? "Eine Menge Leute", lacht Marco del Popolo. Der Erlanger Fitnesstrainer will den Trend nach Deutschland bringen. Mit 30 Hobbysportlern ist er Ende März zum ersten Mal mit Müllsäcken und Handschuhen bewaffnet durch Erlangen gejoggt. Die Ausbeute: Berge an Plastikverpackungen, Zigarettenstummeln, Flaschen und ein "Parken verboten"-Schild. "Es macht einfach keinen Spaß, durch Müll zu joggen", erklärt er. "Auf Facebook habe ich von dem neuen Trend gelesen und meine Laufgruppen gefragt, ob wir das nicht auch machen wollen."

Wie reagieren Passanten auf Plogging?

Sie wollten. Nach dem ersten Termin war del Popolo noch viermal unterwegs - und fand eine Designerbrille für mehrere hundert Euro und eine verlorene Geldkasse.

Und wie reagieren Passanten auf die Müllabfuhr 2.0? "Viele belächeln uns, manche sagen uns, dass wir stören, wenn wir auf den Wiesen, auf denen sie gerade grillen, ihre herumfliegenden Verpackungen wegräumen. Es gibt aber auch einige, die spontan anfangen mitzumachen - vielleicht aus schlechtem Gewissen", so der Fitnesscoach. In Erlangen hat die Müllabfuhr den Abfallsammlern Hilfe angeboten: Die Sportler bringen ihre Ausbeute - oft mehrere Säcke voll - an eine Sammelstelle, die städtischen Mitarbeiter holen die Ladung dann ab.

"Die Stadtreinigung brauchen wir trotzdem noch bei den Grünflächen", lacht Heike Atzenbeck von der Abteilung Abfallwirtschaft und Straßenreinigung der Stadt Erlangen. "Ganz raus nach dem Motto: ,Lasst das mal die Plogger machen!‘ sind wir sicher nicht, wir freuen uns aber über die Kooperation." Vor allem bei großen Veranstaltungen, wo viel Müll liegen bleibe, würde sie sich über Hilfe freuen. Es hätten sich sogar schon Nachahmer bei der Stadt gemeldet, die nachfragen, ob sie auch beim Müllaufsammeln helfen könnten, so Atzenbeck.

Das Ziel: Plogging-Läufe in jeder Großstadt

Marco del Popolo will die neue Sportart in Frankens Städte und danach in ganz Deutschland bekannt machen. Am Sonntag startet der erste Plogging-Lauf in Nürnberg (alle Details gibt es hier), es folgen Fürth, Herzogenauarch und Neunkirchen am Brand (Landkreis Forchheim). Auch in Auerbach plant ein Fitnessstudio zusammen mit der Stadt ein Event. Doch das ist dem 22-Jährigen noch nicht genug: In wenigen Wochen sollen Plogging-Begeisterte in Berlin, München, Dortmund und Co. an den Start gehen.

Wie er das von Erlangen aus steuert? "Ich regle alles über Facebook und muss nicht vor Ort sein", sagt del Popolo. Interessierte melden sich über das soziale Netzwerk bei den Terminen an. Wer selbst einen Lauf in seiner Stadt oder seinem Dorf veranstalten möchte, kann sich bei ihm via Facebook melden. Ziel sei es, dass es in jeder großen Stadt Plogging-Läufe gibt. Obwohl die Beteiligung bei manchen Läufen etwas dürftig war, hält der Fitnesscoach an seinem großen Traum fest. "Es ist einfach traurig, wenn man sieht, wo überall Müll landet", findet er. "Wir kriechen sogar in Gebüsche und finden immer noch etwas. Ich bin mir aber sicher: Mit ein bisschen Schulung bekommt man das in den Griff".

Ideal für Fettverbrennung und Abnehmen

Im Moment laufen die Pläne, ein Unternehmen für die Läufe zu gründen und Sponsoren zu suchen. "Ich versuche, die Namensrechte am Wort "Plogging" zu sichern und möchte einen Online-Shop aufbauen, in dem Sportler zum Beispiel spezielle Gürtel, an die man Müllbeutel hängen kann oder umweltfreundliche Handschuhe bekommen können."

Wer jetzt noch zögert, dem verrät der Fitnesscoach: "Dadurch, dass man ständig stoppt und sich bückt, ist Plogging super für die Fettverbrennung geeignet, nach dem ersten Lauf hat man richtig Muskelkater."

1 Kommentar