Planen über Gleise gespannt

Mutmaßliche Querdenker stoppen Zug: Prozess nach Haftstrafen in Franken beginnt

04.02.2025, 09:19 Uhr
Eine der beiden Angeklagten (r) sitzt mit ihrem Verteidiger Klaus Spiegel im Gerichtssaal. Die Frau und ein Mann sollen im Januar 2021 geholfen haben, Plakate über den Gleisen einer Bahnstrecke aufzustellen. Ein ICE durchfuhr deswegen eine Plane.

© Angelika Resenhoeft/dpa Eine der beiden Angeklagten (r) sitzt mit ihrem Verteidiger Klaus Spiegel im Gerichtssaal. Die Frau und ein Mann sollen im Januar 2021 geholfen haben, Plakate über den Gleisen einer Bahnstrecke aufzustellen. Ein ICE durchfuhr deswegen eine Plane.

Zwei mutmaßliche Gegner der staatlichen Corona-Schutzmaßnahmen sollen einen ICE in Unterfranken zu einer gefährlichen Schnellbremsung veranlasst haben. Die Tat liegt vier Jahre zurück, ein erstes Urteil in der Sache erging im Dezember 2022. Doch das ist nicht rechtskräftig. Am Dienstag (09.00 Uhr) beginnt vor dem Landgericht Würzburg die Berufungsverhandlung gegen zwei mutmaßliche Anhänger der sogenannten Querdenker-Szene.

Plakate über ICE-Strecke

Das Duo hatte der Anklage zufolge im Januar 2021 geholfen, fünf an Holzlatten befestigte Plakate über die Gleise auf der Bahnstrecke Gemünden-Waigolshausen aufzustellen. Auf den Transparenten war unter anderem in roter Farbe geschrieben zu lesen: "Achtung Gleisbruch 2km" und "Diesmal Fake". Ein aus Schweinfurt kommender ICE mit 62 Fahrgästen durchfuhr eine dieser Konstruktionen mit einer Größe von etwa 1,50 mal 4,50 Meter.

Verletzt wurde niemand. Die Ermittler gingen rasch davon aus, dass Gegner der Corona-Maßnahmen für die Aktion verantwortlich sein könnten.

Erstes Urteil 2022

Das Amtsgericht Gemünden am Main hatte 2022 den heute 40-Jährigen und seine 63 Jahre alte, mutmaßliche Komplizin wegen fahrlässigen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und Nötigung schuldig gesprochen. Der Mann erhielt eine Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Die Frau wurde zu neun Monaten Haft verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung.

Sowohl die Angeklagten als auch die Staatsanwaltschaft legten Berufung gegen die Entscheidung ein, daher wird die Sache nun erneut verhandelt.

Erste Berufungsverhandlung ausgesetzt

Dies sollte eigentlich schon im April 2024 geschehen - der Prozess war aber ausgesetzt worden, weil Nachermittlungen nötig wurden und ein Sachverständigengutachten eingeholt werden sollte.

Der Angeklagte bestritt damals die Tat. Die Frau, eine vierfache Mutter, äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.