Mutmaßliche Terrorzelle "Gruppe S." hatte Kontakt nach Nürnberg und die Region
16.11.2020, 05:49 UhrAm 14. Februar war Werner S., genannt Teutonico, in einem kleinen Dorf im Landkreis Augsburg festgenommen worden. Er soll die nach ihm benannte Gruppe gegründet und Rechtsextremisten für den "bewaffneten Kampf" rekrutiert haben. Anschläge auf die Grünen-Politiker Robert Habeck und Anton Hofreiter seien das Ziel gewesen, ebenso Attentate auf Moscheen mit möglichst vielen Toten und Verletzten, um "bürgerkriegsähnliche Zustände" herbeizuführen, so die Ermittlungen.
Mit S. kamen elf weitere Männer in Haft, darunter auch der Münchner Frank H., der immer wieder Neonazis in Nürnberg besucht hatte. H. war dabei, als ein Jahr zuvor 20 Rechtsextreme in einem Fackelzug zur Nürnberger Steintribüne liefen, auf der einst Adolf Hitler seine Hassreden hielt. Die Aktion sorgte bundesweit für Empörung.
15 Männer und eine Frau auf dem Foto
Jetzt sind Werner S. (54) und Tony E. aus dem niedersächsischen Landkreis Uelzen als Rädelsführer angeklagt. Sie und sechs weitere Angeklagte sollen bei einem Gründungstreffen auf einem Grillplatz in Baden-Württemberg im September 2019 dabei gewesen sein.
Das Foto, das dabei entstand, zeigt nach Informationen des gemeinsamen Rechercheteams von Nürnberger Nachrichten und Bayerischem Rundfunk 15 Männer im Alter von 31 bis 60 Jahren, darunter Handwerker, Restauratoren und Pflegdienstmitarbeiter. Auch "Prepper", die sich auf jede Art von Katastrophen vorbereiten. Und eine Frau. Sie stammt aus dem Nürnberger Land.
Gegenüber dem Rechercheteam räumte sie ein, die Männer zu kennen. Werner S. sei "wie ein großer Bruder" zu ihr gewesen. Sie berichtete davon, die Chatgruppe "Der harte Kern" installiert zu haben, über die sich die Leute um S. ausgetauscht haben. Von Anschlagsplänen will sie jedoch nichts gewusst haben.
Allianz gegen Rechts kritisiert Corona-Demos
In sozialen Netzwerken tummelt sie sich auf extrem rechten Plattformen und wendet sich auf Demonstrationen von "Gelbwesten" gegen den Staat. Die Frau ist bislang nicht angeklagt.
Videos zeigen Massaker
Nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft wollte die Gruppe S. Waffen beschaffen. Bei einem Mitglied wurden auch Videos des Massakers im neuseeländischen Christchurch vom März 2019 so wie vom Attentat auf die Synagoge in Halle im Oktober 2019 gefunden. Die Täter hatten ihre Bluttaten gefilmt.