Wichtige Achse belebt

Nach 40 Jahren Stillstand: Auf dieser Strecke in Mittelfranken rollt die Bahn wieder

Andrea Munkert

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14.12.2024, 16:25 Uhr
Die Hesselbergbahn soll dem südlichen Mittelfranken wieder mehr Anbindung bescheren.

© Wolfgang Dressler Die Hesselbergbahn soll dem südlichen Mittelfranken wieder mehr Anbindung bescheren.

Fast 40 Jahre stand die Hesselbergbahn in Mittelfranken still. Nun können Fahrgäste wieder regulär mit Zügen zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen fahren. Auch andere Bahnstrecken in Bayern könnten in Zukunft reaktiviert werden.

Mit einem Festakt und einem Bahnhofsfest ist am Samstag die Nördliche Hesselbergbahn in Betrieb genommen worden. Nach vier Jahrzehnten Pause fahren wieder Nahverkehrszüge auf der mittelfränkischen Bahnstrecke zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen, teilte das bayerische Verkehrsministerium mit. Die Bahnen fahren im Stundentakt und sollen im Schnitt über 1.000 Fahrgäste pro Tag transportieren. 1985 hatte die damalige Bundesbahn den Personenbetrieb auf der Strecke eingestellt.

Die Reaktivierung sei ein Zugewinn für Bayern und das westliche Mittelfranken, "weil sie ökonomisch wie ökologisch Sinn macht, die Region dahintersteht und hier zusammen mit den Bussen für die Bevölkerung und Touristen ein attraktives Nahverkehrsangebot aus einem Guss entstanden ist", sagte Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) laut Mitteilung während des Festakts.

An der Schienenstrecke liegen auch die neuen Bahnhalte Unterschwaningen, Cronheim und Unterwurmbach. Damit haben diese Orte im südlichen Landkreis Ansbach bzw. im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wieder direkten Anschluss an das regionale Schienennetz. Dafür wurden in zwei Jahren die Schienenstrecke umfassend saniert und alle Haltepunkte barrierefrei ausgebaut.

Ab dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 fährt die Hesselbergbahn zunächst nach einem Ersatzkonzept. Hintergrund sind Verzögerungen beim Bau des elektronischen Stellwerks in Langlau. In diesem Zeitraum verkehrt die Hesselbergbahn stündlich zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen. Weitgehend zweistündlich fahren die Züge direkt weiter bis Pleinfeld. In den Stunden dazwischen fahren Ersatzbusse zwischen Gunzenhausen und Pleinfeld. Ab dem 14. April 2025 verkehren die Züge der wie geplant jede Stunde umsteigefrei zwischen Wassertrüdingen und Pleinfeld.

Neues Bus-Konzept inklusive

Damit die Bevölkerung auch im weiteren Umfeld der Hesselbergbahn Anschluss an die Züge hat, wird zum Fahrplanwechsel ein neues Buskonzept realisiert. Dazu wurde im Landkreis Ansbach das Liniennetz im Busverkehr komplett überarbeitet und auf die Bahn ausgerichtet. Die Buslinien im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und das Angebot im Stadtverkehr Gunzenhausen wurden ebenso an den Bahnfahrplan angepasst. Passend zum Fahrplan der Hesselbergbahn ist das Fahrtenangebot auf den Buslinien jetzt deutlich ausgebaut. Auch am Wochenende verkehren diese nach Taktfahrplan. Zum Teil ergänzen Bedarfsverkehre das Angebot.

Die Reaktivierung der Nördlichen Hesselbergbahn ist demnach die insgesamt fünfte und bisher umfangreichste Reaktivierung im Freistaat seit der Bahnreform im Jahr 1994, als die Zuständigkeit für den Schienenpersonennahverkehr auf die Länder überging. 2015 hatte es mit der Inbetriebnahme des grenzüberschreitenden Streckenabschnitts zwischen dem oberfränkischen Selb und dem tschechischen Aš zuletzt eine Reaktivierung in Bayern gegeben. DB Regio bedient die neue reaktivierte Strecke durch die Linie RB 62, die von Pleinfeld über Gunzenhausen hinaus bis nach Wassertrüdingen verlängert wurde.

Die in der Region lange angestrebte Reaktivierung der Hesselbergbahn wird nun Realität, ab Sonntag, 15. Dezember, verkehren wieder Züge von und nach Wassertrüdingen. Wo sich überall Haltestellen befinden, ist auf der Karte zu sehen.

Die in der Region lange angestrebte Reaktivierung der Hesselbergbahn wird nun Realität, ab Sonntag, 15. Dezember, verkehren wieder Züge von und nach Wassertrüdingen. Wo sich überall Haltestellen befinden, ist auf der Karte zu sehen. © Grafik: BEG/Bayerische Eisenbahngesellschaft

Fast 15 Kilometer ist die Strecke lang, auf der zum Fahrplanwechsel im Bahnverkehr am 15. Dezember nach Angaben der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) stündlich Regionalbahnen zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen verkehren und an vier neuen Stationen halten. Zur Landesgartenschau 2019 in Wassertrüdingen gab es auf der Strecke nach Angaben des Landratsamts in Ansbach bereits einen Probebetrieb.

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Die neue Verbindung entsteht laut BEG durch eine Verlängerung der Regionalbahn von Pleinfeld nach Gunzenhausen. Die Anbindung nach Pleinfeld ist anfangs aber wegen Bauverzögerungen bei einem elektrischen Stellwerk nur alle zwei Stunden möglich, ab April 2025 dann stündlich. Rund 1000 Fahrgäste werden den Erwartungen zufolge werktags durchschnittlich mit den Zügen reisen.

Bisher längste reaktivierte Strecke

Die Hesselbergbahn ist der BEG zufolge 2024 bundesweit die einzige Bahnstrecke, die für den Personennahverkehr auf der Schiene reaktiviert wird. Außerdem sei sie bisher die längste Strecke im Freistaat, auf der nach Stillstand wieder Züge rollen. Ende 2025 komme mit der knapp 25 Kilometer langen Strecke zwischen Gotteszell und Viechtach im Bayerischen Wald eine weitere Verbindung dazu. Bisher befinde sich diese in einem Probetrieb.

Außerdem arbeiten die Fachleute an der Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Langenneufnach und Gessertshausen in Schwaben bis Ende 2027. Bei sieben weiteren Verbindungen in Mittelfranken, Unterfranken, Schwaben, Oberpfalz und Oberbayern läuft noch die Planung, darunter die Strecke zwischen München-Karlsfeld und München-Johanneskirchen oder dem Nordosten Nürnbergs und Fürth.

Stillgelegte Bahnstrecken wieder in Betrieb zu nehmen, bedarf nach Angaben der Deutschen Bahn langer Planungen. Seit 2019 habe diese keine Strecke mehr stillgelegt. Deutschlandweit sei die Reaktivierung des Bahnverkehrs auf 20 Strecken mit insgesamt rund 240 Kilometer Gleisen geplant, teilte eine Sprecherin in München mit. Weitere Strecken – auch für den Güterverkehr – sollen folgen.

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