Nachwirkungen bis heute: Die Bombenangriffe auf die Region

Lorenz Bomhard

Ressortleiter Metropolregion Nürnberg und Bayern

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29.12.2019, 05:53 Uhr
Anhaltspunkt für das Auge in einer Wüstenei von Ruinen: Das Standbild von Albrecht Dürer auf dem gleichnamigen Platz.

© Ray d'Addario Anhaltspunkt für das Auge in einer Wüstenei von Ruinen: Das Standbild von Albrecht Dürer auf dem gleichnamigen Platz.

Der Schrecken der Bombenangriffe auf die Region wirkt bis heute nach: Immer wieder werden zentnerschwere Bomben im Erdreich gefunden, hochbrisante Arbeit für die Entschärfungskommandos. Und auch das ist ein Relikt des Zweiten Weltkriegs: An etlichen Häusern sind noch heute die Aufschriften LSR für Luftschutzraum zu sehen. Das Martyrium der Bevölkerung durch Angriffe aus der Luft dauerte fast fünf Jahre. Erste Angriffe auf Nürnberg, zwei Stunden lang ab 0.40 Uhr am 17. August 1940, brachten wegen Fehlabwürfen einige Schäden in Burgfarrnbach.


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Erstmals starben in Nürnberg am 12. Oktober 1941 neun Menschen, als 152 Bomber der Royal Air Force angriffen und zahllose Spreng- und Brandbomben auch über Schwabach abwarfen.

Neun Tage vor dem Einmarsch der US-Armee in die Stadt der Reichsparteitage am 20. April 1945 ist der letzte Bombenangriff auf Nürnberg verzeichnet. 143 Bomber nahmen den Rangierbahnhof ins Visier. 74 Menschen kamen am Nachmittag des 11. April 1945 ums Leben.

Doch Nürnberg war längst nicht das einzige Ziel in der Region. Um die Infrastruktur in Deutschland massiv zu treffen, starteten die Alliierten im Februar 1945 die "Operation Clarion". An zwei Tagen fielen allein auf Ansbach fast 720 Tonnen Bomben. Ziel waren Bahnanlagen, etwa in Bamberg, Neumarkt und Würzburg.

Die Bomber konnten mangels Gegenwehr von der sonst üblichen Abwurfhöhe von 6500 Metern am späten Vormittag auf bis zu 3000 Meter sinken, um punktgenau zu treffen. An den wenigen verbliebenen Flugabwehrkanonen standen meist Heranwachsende, die von der Schulbank weg rekrutiert worden waren.

Auch Treuchtlingen blieb nicht verschont

In Treuchtlingen starben am 23. Februar 1945 insgesamt 586 Menschen. Etliche wurden Opfer eines Volltreffers: Zivilisten und Soldaten hatten vergeblich Schutz in einer Unterführung gesucht. 175 Tonnen Bomben waren an diesem "schwarzen Freitag" auf die Eisenbahnerstadt niedergegangen.


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Eine Luftaufnahme der US-Army zeigt die Jurastadt nach dem ersten Luftangriff. 71 US-Bomber hatten am 23. Februar 1945 351 Bomben abgeworfen.

Eine Luftaufnahme der US-Army zeigt die Jurastadt nach dem ersten Luftangriff. 71 US-Bomber hatten am 23. Februar 1945 351 Bomben abgeworfen. © privat

Neumarkt, das schon im Februar stark getroffen worden war, erlebte am 11. April 1945 ein erneutes Inferno. US-Bomber ließen ab 13.52 Uhr elf Minuten lang 500-Kilo-Bomben auf die Stadt regnen. Es gab keine Abwehr, weder vom Boden aus, noch in der Luft. Das Tückische war, dass es kurz zuvor quasi Entwarnung gegeben hatte. Manche Familie hatte also schon den Keller verlassen, als Flieger mit Rauchbomben das Ziel markierten.

Nur wenige Signale qualmten am Bahnhof, umso mehr in der Altstadt. Dort starben etliche Menschen in den Trümmern ihrer Häuser, am Bahnhof wurde eine Gruppe von Flüchtlingen aus Ungarn tödlich getroffen. Überlebenden sind vor allem die schrecklichen Geräusche in Erinnerung. Erst das Heulen der Bomben beim Abwurf, dann die überlauten Detonationen, die Balken zum Knarzen bringen, das Schreien der Menschen – und dann das Geläut der Glocken der Johanniskirche, die von der Druckwelle angestoßen wurden.

Vor allem die letzten Kriegsmonate waren geprägt von Tieffliegerangriffen. Mit Maschinengewehren schossen die Besatzungen wahllos auf alles , was ihnen ins Visier kam, Gänseherden, Vieh, Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer – in Hersbruck trafen die Salven am Ostersonntag 1945 einen Zug. 60 Menschen starben, 136 erlitten teils schwere Verwundungen.

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