Netz in Nordbayern ist schlechter als in Burkina Faso

Lorenz Bomhard

Ressortleiter Metropolregion Nürnberg und Bayern

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16.9.2017, 06:00 Uhr
Ärgerlich: Auch in Franken und der Oberpfalz gibt es noch viele Funklöcher. Mit der Aktion "Achtung, Funkloch" gehen wir den weißen Flecken der Netzabdeckung in der Region auf den Grund.

© Inga Kjer/dpa Ärgerlich: Auch in Franken und der Oberpfalz gibt es noch viele Funklöcher. Mit der Aktion "Achtung, Funkloch" gehen wir den weißen Flecken der Netzabdeckung in der Region auf den Grund.

"Fast hundert Prozent" - so wird die Netzabdeckung für den Mobilfunk in Deutschland von den großen Anbietern beschrieben. Tatsächlich aber gibt es gerade im flächenmäßig größten Bundesland, in Bayern, eine Vielzahl von Funklöchern. Die Staatsregierung sucht händeringend nach Lösungen.

Entwicklungshilfeminister Gerd Müller ist unverdächtig, das von seinen Parteifreunden regierte Bayern schlechtzureden. Aber dieser Satz, den er bei einer Tagung in Nürnberg formulierte, spricht Bände: "Ich bin 400 Kilometer in Nordbayern und im Nürnberger Land unterwegs gewesen. Da hatte ich vielleicht auf 50 Kilometern mobilen Empfang. Das passiert mir in Burkina Faso nicht!"


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Digitalisierungsgipfel sollte Abhilfe schaffen - vergeblich

Nordbayern.de will mit der Aktion "Achtung, Funkloch" die Lücken im Netz aufspüren.

Nordbayern.de will mit der Aktion "Achtung, Funkloch" die Lücken im Netz aufspüren. © Moritz Bohner

Bayern hat vor wenigen Monaten mit einem Sofortprogramm gegen Funklöcher begonnen. 460 Funkmasten, die eigens für den digitalen Polizeifunk aufgestellt wurden, sollen die Abdeckung auch für Privatleute verbessern. Über diese Anlagen wird bisher nur der Mobilfunk für Feuerwehren, Rettungsorganisationen und das Technische Hilfswerk abgewickelt.

Beim Digitalisierungsgipfel vor gut einem halben Jahr wurde deshalb beschlossen, diese Masten auch für die drei großen Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone und Teléfonica freizugeben. Seither werden aber nur sieben der 460 Masten öffentlich genutzt, nur an weiteren 35 Masten besteht Interesse.

Der Grund: Abgelegene Regionen sind wirtschaftlich unattraktiv

Denn die Mobilfunkanbieter scheuen neue Kosten, weil gerade in abgelegenen Winkeln des Freistaats kaum Ertrag winkt. Politische Konsequenzen soll es deshalb bei der nächsten Versteigerung von Funklizenzen für höhere Übertragungsraten geben: Dann werden die Vorgaben für die Anbieter verschärft, die dann auch alle ländlichen Regionen abdecken müssen. So lautet zumindest die Absichtserklärung.

Zwar hat die Bundesnetzagentur 2015 bei der Vergabe der Funklizenzen klare Versorgungsauflagen gestellt. Die Unternehmen sind verpflichtet, bis Ende 2018 deutschlandweit 98 Prozent der Haushalte mindestens mit dem langsamsten GSM-Netz zu versorgen. Zudem müssen in jedem Bundesland mindestens 97 Prozent der Haushalte mobil telefonieren können. Für die schnelleren Netze UMTS und LTE gibt es aber bisher keine Auflagen.

"5G": Superschnelles Mobilfunksystem aus Erlangen

So wurde inzwischen ein staatliches Förderprogramm von fünf Millionen Euro für den Freistaat angekündigt, das vermutlich im Herbst dem Landtag vorliegen wird. Weiter sollen 20.000 WLAN-Hotspots sowie 20.000 weitere an Schulen installiert werden. Dort können dann sich Nutzer mit ihrem Smartphone einloggen.

Große Hoffnung setzt der Freistaat derzeit auf die Forschungen des Fraunhofer-Instituts in Erlangen. Dort wird an dem superschnellen Mobilfunksystem mit dem Namen „5G“ gearbeitet, das die Datengeschwindigkeit und die Zahl der gleichzeitigen Nutzer gegenüber dem bisherigen höchsten Standard „4G“ (LTE-Advanced) vervielfachen soll.

Gegen die Funkloch-Misere im Freistaat hilft die Forschung allerdings bisher wenig. Nur neue, leistungsfähige Masten können hier Verbindung schaffen — irgendwann auch mit „5G-Technik“.


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