Neue Dienstwaffe macht bayerischer Polizei zu schaffen

Alexander Brock

Lokales

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29.5.2019, 06:00 Uhr

Denn die Waffe drückt. Oder besser gesagt: Das dazugehörige neue Holster aus Hartplastik bereitet Streifenbeamten Schmerzen.

"Kollegen klagen über blaue Flecken im Hüftbereich", sagt Helmut Frey, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Mittelfranken. Die Blutergüsse entstehen vor allem, wenn Polizisten stundenlang im Streifenwagen sitzen. "Die Schalensitze im 3er BMW pressen das Holster gegen den Körper", sagt er.

Probleme mit der neuen Pistolentasche haben aber nicht nur Streifenbeamte. Auch bei der Kriminalpolizei gibt es Kritik. "Sie ist einfach zu breit", urteilt Norbert Reisinger vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Die Waffe verdeckt zu tragen, sei kaum noch möglich. Das Holster drückt sich durch die Kleidung. "Wenn sich Kripobeamte aber einem Objekt oder einer Person verdeckt nähern, dann wäre es fatal, wenn man sie gleich erkennt", sagt er.

Im bayerischen Innenministerium lösen die Klagen keine Alarmstimmung aus. "Ein generelles 'Problem' mit dem neuen Holster der neuen Dienstwaffe haben wir bislang nicht festgestellt", so Ministeriumssprecher Michael Siefener auf Nachfrage. Eine "Einschränkung des Tragekomforts“ habe es auch schon mit der P7 und dem alten Holster ge geben. Es sei halt "abhängig von der jeweiligen Anatomie des Betreffenden". Er räumt aber ein, dass die neue SFP9-TR aufgrund der doppelten Magazinkapazität größer als die P7 sei. "In Kombination mit den neuen, mehrfach gesicherten Holster systemen ergibt sich da durch eine etwas breitere Bauweise." In jedem Polizeipräsidium gebe es einen An sprechpartner für die Beschwerden. Die Rückmeldungen werden an die Verantwortlichen für die zuständige Projektgruppe weitergeleitet. Die Auswertung läuft.

Was die neue Waffe nicht hat, ist der sogenannte Spanngriff – eine Sicherung am Griff, die erst gelöst werden muss, ehe es knallt. Sie hat im Juni 2018 einem Polizisten das Leben gerettet: Im Landratsamt Landshut hat ein Asylbewerber, der abgeschoben werden sollte, dem Beamten die Waffe entrissen, auf ihn ge zielt und mehrfach abgedrückt. Dank Sicherung löste sich kein Schuss. Bei der neuen Dienstwaffe sitzt der Widerstand direkt am Abzug, der Druckpunkt für einen Schuss ist schwerer zu erreichen.

Wichtige Sicherungsfunktion

Dafür, dass solche Situationen wie die im Landratsamt auch in Zukunft nicht tödlich enden, kommt dem Holster eine wichtige Sicherungsfunktion zu – es ist zweifach gesichert. Das traf zwar auch schon beim alten zu, doch war es offenbar leichter, die beiden Sicherungen zu überwinden. So war es bei einem tragischen Vorfall im Juni 2017: Einem psychisch kranken Randalierer ist es im S-Bahnhof in München-Unterföhring gelungen, die Pistole eines Polizisten im Handgemenge aus dem Holster zu ziehen. Selbst der Spanngriff der P7 verhinderte nicht, dass der Mann Schüsse auf die Kollegin des entwaffneten Beamten abfeuern und ihr in den Kopf schießen konnte.

Bis Ende dieses Jahres sollen alle 33.500 Waffenträger der bayerischen Polizei mit der neuen SFP9-TR aus gerüstet sein. Dem Staat entstehen da mit Gesamtkosten in Höhe von bis zu 30 Millionen Euro.

Wohin aber mit der P7? Nach Angaben des Innenministeriums wird die P7 vernichtet. Sprecher Michael Siefener: "Eine Veräußerung oder Abgabe der 'Altwaffen' an Dritte ist grundsätzlich nicht vorgesehen."


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