Neue Hopfenzüchtungen: Prost mit Mandarinenbier
20.3.2012, 12:51 UhrBernhard Engelhard freut sich jeden Tag auf den Briefträger. Denn der Geschäftsführer der Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH) im oberbayerischen Wolnzach bekommt derzeit viele Briefe von begeisterten Braumeistern aus ganz Deutschland. Sie berichten ihm von erfolgreichen Sudversuchen mit neuen Hopfensorten: Schon bald wird in der Bundesrepublik Bier mit Mandarinen- oder Gletschereis-Geschmack auf den Markt kommen.
Möglich werden die neuen Kreationen durch vier neue Hopfensorten mit speziellen Aromanoten. Diese bei der GfH gezüchteten Sorten wurden in diesem Frühjahr zum Anbau freigegeben, wie die Gesellschaft am Dienstag mitteilte.
Zu den neuen Aromen zählen neben Mandarine und Gletschereis auch die Geschmacksrichtungen Stachelbeere und Honigmelone, wie GfH-Geschäftsführer Engelhard erläutert. „Es handelt sich ausschließlich um natürliche Aromen“, betont der Hopfen-Experte. Mit künstlich aromatisierten Bieren, wie sie beispielsweise in Belgien populär sind, oder mit Bier-Mix-Getränken sollen die neuen Kreationen mit dem Aromahopfen nichts gemeinsam haben.
Braumeister sind begeistert
Braumeister, die mit den neuen Sorten bereits experimentieren durften, reagieren regelrecht euphorisch. „Die Leute überschlagen sich vor Begeisterung“, sagt Engelhard und verweist auf die Reaktionen, die täglich bei ihm eingehen. Gerne liest er aus den Mails und Briefen vor. So bejubeln die Tester das „südfruchtige Bouquet“, das sich mit den neuen Sorten erzielen lasse, und loben die Aromen, „die Zunge und Gaumen umschmeicheln“.
Bleibt die Frage, ob die Verbraucher die Begeisterung der Brauer teilen werden. Denn schon jetzt steht fest: Die neuen, fruchtigen Bier-Kreationen werden teurer sein als kommerzielle Brauerzeugnisse. „Wir wollen mit den neuen Sorten auch erreichen, dass der Hopfen wieder als Premiumprodukt wahrgenommen wird“, erläutert Engelhard die Strategie der Gesellschaft für Hopfenforschung. Deswegen werden die neuen Hopfensorten auch teurer verkauft.
Der zu erwartende höhere Bierpreis hat aber auch noch einen anderen Grund. Für ein gewöhnliches, helles Lagerbier mengen die Brauereien pro Hektoliter nicht mehr als 70 bis 100 Gramm Hopfen bei. Für die neuen Aromabiere werden bis zu 500 Gramm Hopfen benötigt. Das haben die ersten Sudversuche ergeben.
2012 noch geringer Ertrag
Im weltgrößten Hopfenanbaugebiet, der Hallertau in Bayern, werden in diesen Tagen die Wachsdrähte in den Hopfengärten gespannt. Auch hier kommen die neuen Sorten in diesem Frühjahr erstmals zum Anbau. Allerdings wird die für 2012 erwartete Erntemenge noch nicht ausreichen, um den erwarteten Bedarf zu decken.
Die neuen Sorten würden deshalb in diesem Jahr zunächst noch an Brauereien geliefert, die experimentieren und neue Biersorten kreieren wollen, sagt Engelhard. „2013 werden die neuen Aromen dann allen Brauereien in ausreichender Menge zur Verfügung stehen“, verspricht der GfH-Geschäftsführer.
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