Neue Züge für Nürnberg-München-Express kommen mit Rekordverspätung
9.11.2020, 12:38 UhrFür die Fahrgäste wird es ein ungewohnter Anblick sein. Ab dem 12. November werden zwischen München, Ingolstadt und Treuchtlingen erstmals rot lackierte Doppelstockzüge im Probebetrieb eingesetzt, auf die man bei der DB sehr lange warten musste: Sechs Waggons des tschechischen Fahrzeugbauers Škoda Transportation, gezogen von einer bulligen Lokomotive vom Typ 109E, die für hohe Geschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde ausgelegt ist.
Drei Jahre zu spät: Neue Škoda-Züge bieten wenig Komfort
Das ist auch nötig. Denn wenn der Probebetrieb gut läuft, soll der Zug ab dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember nach und nach die alten IC-Garnituren ablösen, die immer noch als München-Nürnberg-Express (MNX) unterwegs sind, obwohl sie eigentlich schon vor vier Jahren gegen insgesamt sechs Garnituren von Škoda hätten getauscht werden sollen.
Doch aus diesem Plan wurde nichts, und das ausgerechnet auf einer Paradestrecke von DB Regio. Denn der MNX war von Anfang an ein voller Erfolg. Seit er auf die neuen Gleise zwischen Nürnberg, Ingolstadt und München gesetzt wurde, strömen die Reisenden und zumindest vor der Corona-Krise herrschte oft drangvolle Enge an Bord der alten InterCity-Garnituren.
Fast so schnell wie der ICE
Kein Wunder: Die Züge sind bis zu 200 Kilometer pro Stunde schnell und erreichen nach eindreiviertel Stunden München. Das ist nur rund 40 Minuten langsamer als der ICE, die Fahrt aber ist deutlich günstiger, weil an Bord beispielsweise auch das Bayernticket gilt.
Bereits 2013 bestellte die Bahn deshalb für 110 Millionen Euro neue Fahrzeuge beim tschechischen Fahrzeugbauer Škoda, Traditionshersteller wie Siemens, Alstom oder Bombardier kamen bei der Ausschreibung nicht zum Zug.
Mit ihnen hatte die DB in den Jahren zuvor immer wieder Ärger gehabt, weil Fahrzeuge zu spät ausgeliefert wurden. Die Bahn erhoffte sich vom Konkurrenten aus Tschechien deshalb vor allem auch, dass Liefertermine verlässlich eingehalten werden und die sechs Garnituren, die jeweils aus sechs Doppelstockwaggons mit 676 statt der 413 Plätzen im IC und einer Lok bestehen, wie vereinbart Ende 2016 an den Start gehen können.
Doch erst Ende Oktober 2018 wurde das neue Fahrzeug Pressevertretern präsentiert. Ein Vertreter von Škoda Transportation Deutschland erklärte seinerzeit, dass die Züge wohl erst ab Sommer 2019 nach und nach an die DB übergeben werden. Der Grund für die Lieferverzögerung erklärte er mit "technischen Herausforderungen" und einer "intensiven Entwicklungsarbeit".
Auftrag unterschätzt
Škoda hatte also den Auftrag unterschätzt, Doppelstockwagen zu bauen, die für eine Geschwindigkeit von 190 Stundenkilometern ausgelegt sind und zudem druckdicht sein müssen, damit Fenster und Türen auch den Kräften bei einer Tunnelbegegnung mit dem ICE standhalten, der zwischen Nürnberg und Ingolstadt auch mit Tempo 300 unterwegs ist.
Zwar erteilte das Eisenbahn-Bundesamt Ende 2019 die Betriebsgenehmigung für die Züge. Doch die Bahn wollte die Fahrzeuge dennoch nicht abnehmen. Die Druckdichte der breiten Eingangstüren sei bis zuletzt ein Thema gewesen, bestätigt ein Bahnsprecher. Inzwischen seien aber alle sechs Garnituren abgenommen.
Dass die neuen Züge zunächst nicht über die Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Nürnberg und München fahren, sondern durch das Altmühltal, hängt nach Angaben des Sprechers mit der Schulung der Lokführer zusammen.
Züge sind barrierefrei
Sie sollen ein "Gespür für das Bremsen" mit den völlig neuen Zügen entwickeln, was angesichts der vielen Halte im Altmühltal besser möglich sei, weil auf der Schnellstrecke zwischen Ingolstadt und Nürnberg nur in Kinding und Allersberg gehalten wird. "Die Züge sind barrierefrei und bieten mehr Platz, was in Corona-Zeiten besonders wichtig ist", so der Sprecher.
Im Innenraum der Waggons seien zudem noch Änderungen für mehr Komfort vorgenommen worden. So seien beispielsweise die Rohrleitungen der Klimaanlage nun anders verlegt, die ursprünglich im Gangbereich in Kopfhöhe verbaut waren, was zur Folge hatte, dass die Durchgänge vor den Türen an diesen Stellen sehr eng waren.
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