Deutsche Bahn

Neues ICE-Werk: Fischbach bleibt möglicher Standort

15.6.2021, 14:15 Uhr
So könnte das neue ICE-Werk aussehen, dass bis 2028 für 400 Millionen Euro im Raum Nürnberg entstehen und 450 neue Arbeitsplätze bieten soll.

© DB, NN So könnte das neue ICE-Werk aussehen, dass bis 2028 für 400 Millionen Euro im Raum Nürnberg entstehen und 450 neue Arbeitsplätze bieten soll.

An der Faktenlage hat sich nichts geändert: Für den Bau eines neuen ICE-Werks bleibt der Standort Altenfurt/Fischbach einer von insgesamt neun potentiellen Flächen im Raum Nürnberg, die aktuell von der Deutschen Bahn untersucht werden und für ein Raumordnungsverfahren infrage kommen.

Das hat der zuständige DB-Projektleiter Carsten Burmeister, der bereits für den Bau des ICE-Werks in Köln-Nippes zuständig war, bei einem digitalen Bürgerdialog für die Anlieger in Altenfurt/Fischbach klargemacht.

Zuvor hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei einer Talkveranstaltung der Nürnberger Nachrichten erklärt, "großes Bauchgrimmen mit dem Standort" zu haben. Es werde sich ein besserer finden, sagte Söder.

CSU ist dagegen

Auf einer Pressekonferenz sprachen sich Söder, der CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Frieser (Wahlkreis Nürnberg-Süd) und Nürnbergs christsozialer Oberbürgermeister Marcus König noch einmal einmütig gegen den Standort aus.

Die Eingriffe zu Lasten der Bürger seien an dieser Stelle zu groß, so die Position der CSU.

Die Stadt Nürnberg als Beteiligte im Raumordnungsverfahren, das im Herbst ansteht, werde eindeutig gegen eine Ansiedlung zwischen Altenfurt und Fischbach Position beziehen, sagte König.

Verfahren läuft weiter

Burmeister erklärte, dass das Wort des Ministerpräsidenten zwar ein gewisses Gewicht habe, was aber am Fortgang des Genehmigungsverfahrens nichts ändere. Alle neun möglichen Standorte werden laut Bahn aktuell weiterhin anhand "festgelegter objektiver Kriterien tiefergehend untersucht und bewertet".

Diese Untersuchungen, unter anderem zu Schall- und Naturschutz sowie logistischer Anbindung, laufen nach Angaben eines DB-Sprechers noch bis Oktober 2021. "Eine Festlegung auf einen Standort für das neue Werk gibt es daher bislang nicht.“

Erst mit "Abschluss der Untersuchungen wird sich herausstellen, wie viele und welche dieser neun Standorte letztlich in das Raumordnungsverfahren eingebracht werden“.

Endgültiger Standort unklar

Beim Bürgerdialog unterstrich auch Burmeister mit Blick auf die laufenden Prüfungen und das anstehende Raumordnungsverfahren, dass er im Moment nicht sagen könne, welcher Standort geeignet sei.

Der Projektleiter hob erneut die Notwendigkeit für den Bau eines neuen ICE-Werks im Raum Nürnberg hervor. Bislang gibt es Werke in München, Basel, Frankfurt, Berlin, Leipzig, Dortmund, Hannover, Hamburg und Köln-Nippes.

In Nordbayern und damit gerade entlang der zentralen Nord-Süd-Magistrale mit der Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen München, Nürnberg und Berlin klafft eine Lücke.

Flotte wächst stark

Die ICE-Flotte werde in den nächsten Jahren stark ausgebaut, so Burmeister. Eine zusätzliche Möglichkeit zum "Boxenstopp", also die Reinigung und Wartung insbesondere der neuen ICE 4 in der Langversion mit 374 Metern und 900 Sitzplätzen in 13 Waggons, sei unerlässlich.

Für den Standort Altenfurt/Fischbach, wo wohl das Dreieck zwischen Fischbacher Bahnhof, Regensburger Straße und Karl-Hertel-Straße im Raum steht, brachte Burmeister nun auch eine kürzere, dafür aber breitere Bauweise ins Gespräch.

In der linearen Version wäre für das Werk, in dem von 2028 an täglich 26 ICE gewartet werden sollen, eine Länge von 4,45 Kilometern und eine Breite von 300 Metern nötig. Bei einem kompakteren Bau wären es 3,2 Kilometer Länge und 450 Meter Breite.

Wenige Flächen

Nötig sind somit zwischen 45 und 35 Hektar Fläche, von denen es in der dicht besiedelten Metropolregion Nürnberg nicht sehr viele gebe, so Burmeister. Auch die Rodung von Bannwald könne somit kein Ausschlusskriterium sein.

Für Werner Miegl, den Vorsitzenden des Bürgervereins Nürnberg-Südost wäre das aber sogar "die schlimmere Variante", weil die breitere Lösung noch stärker in die Natur eingreife.

"Wenig überraschend"

Ansonsten seien die Äußerungen der Bahn beim Bürgerdialog "wenig überraschend" gewesen. Die Äußerungen Söders und der CSU im Vorfeld seien "erfreuliche Signale" gewesen. "Aber an der Faktenlage hat sich nichts geändert."

Innerhalb der CSU-Stadtratsfraktion hat die Ankündigung der Bahn, an Altenfurt/Fischbach als möglichem Standort festzuhalten, für Unmut gesorgt.

„In Ortsterminen, Diskussionen und Fachgesprächen mit Anwohnern, Bürgerverein, Bund Naturschutz und anderen Interessenvertretern ist seit Bekanntwerden der Pläne der Bahn sehr deutlich geworden, dass die Eingriffe zu Lasten von Mensch und Natur an dieser Stelle einfach zu groß wären. Daraus muss man letztlich die Konsequenzen ziehen, auch als Deutsche Bahn“, so der Fraktionsvorsitzende Andreas Krieglstein.

Die Stadtratsfraktion habe in ihrer Fraktionssitzung am 14. Juni einstimmig beschlossen, mit einem Antrag für den Nürnberger Stadtrat genau diese Konsequenz einzufordern.

Flächenverkauf stoppen

Der Gesamtstadtrat solle sich nicht nur gemeinsam per Beschluss gegen eine weitere Prüfung des Standortes aussprechen, die Stadtverwaltung solle auch die Staatsregierung auffordern, den Verkauf der Flächen im Eigentum des Freistaates an die Bahn auszuschließen.

„Wird ein Verkauf der staatlichen Flächen im Reichswald ausgeschlossen, ist die Standortfrage dort ohne Wenn und Aber beendet. Wir brauchen sowohl aus dem Stadtrat als auch vom Freistaat ein klares Signal an die Bevölkerung vor Ort und an die Deutsche Bahn. Der Standort Altenfurt/Fischbach ist und bleibt nicht tragbar“, so Krieglstein.

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