Neues Schuljahr beginnt: Corona, Masken und viel Ungewissheit

8.9.2020, 05:56 Uhr
Tausende Schülerinnen und Schüler stehen vor einem ganz besonderen Schuljahr.

© Valeriy Muhmed, NN Tausende Schülerinnen und Schüler stehen vor einem ganz besonderen Schuljahr.

Lange Zeit war ungewiss, ob und wie sie denn wieder starten könne, die Schule in Bayern. Mit Präsenzunterricht für alle? Ohne Abstand im Klassenzimmer, dafür aber mit Maske? Seit vergangener Woche herrscht nun auch in Bayern Gewissheit: Für die ersten neun Schultage gilt ab der fünften Jahrgangsstufe die Maskenpflicht - auch im Unterricht. Außerhalb des Klassenzimmers gilt dies auch für Grundschüler. Ausgenommen davon sind Kinder, für die das Tragen einer Maske aus gesundheitlichen Gründen unzumutbar ist. Ein Eilantrag eines Gymnasiasten, der gegen die Maskenpflicht geklagt hatte, wurde am Montag abgewiesen. Alle wichtigen Informationen rund um die Hygieneregeln in Schulen beantworten wir Ihnen in unserem Übersichtsartikel.


+++ Kommentar: Der Neustart der Schulen wird zum Experiment +++


Sollte sich die Corona-Lage im Freistaat zuspitzen, sieht ein Drei-Stufen-Plan vor, wie sich der Unterricht unter dem Gesichtspunkt des veränderten Infektionsgeschehens verändert. Welche Maßnahmen wann ergriffen werden, hängt von der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz ab. Wichtig dafür ist, wie viele Erkrankte es pro Woche und pro 100.000 Einwohner im jeweiligen Kreis gibt. In Stufe zwei (zwischen 35 und 50 Erkrankten pro Woche und pro 100.000 Einwohner) würde beispielsweise die Maskenpflicht im Unterricht auch über die ersten neun Schultage Tage hinaus beibehalten. Stufe drei (mehr als 50 Fälle pro Woche und 100.000 Einwohner) sieht Sicherheitsabstände von 1,5 Metern - auch im Unterricht - sowie geteilte Klassen mit Präsenz- und Distanzunterricht vor.

Einschulung und viele offene Fragen

Ein ganz besonderer Tag wird dieser Dienstag auch für die Schülerinnen und Schüler, die eingeschult werden. Das Kultusministerium hat den Schulen für die Gestaltung des Einschulungstags weitgehend freie Hand gelassen - weshalb die Schulen selbst entscheiden dürfen, wer die ABC-Schützen an ihrem großen Tag begleiten darf. An manchen Schulen sind dies bis zu drei Personen, es gibt aber auch Fälle, wo nur ein Elternteil oder sogar keiner dabei sein darf. Im Vorfeld haben wir mit drei Eltern gesprochen, die uns berichtet haben, welche Regeln an den Schulen gelten, in denen ihre Kinder eingeschult werden.

Eines haben aber Erstklässler wie schulerfahrene Kinder gemeinsam: Für sie gelten strenge Hygieneregeln, die eine Ausbreitung des Coronavirus verhindern sollen. Der Bayerische Lehrer- und Elternverband übte aber bereits Kritik: In einer Schule in Erlangen beispielsweise gebe es zwar Seife, aber keine Spender dafür, wie Stefan Bühler, der Vorsitzende des Kreisverbandes Erlangen-Stadt, berichtete. "Da sind noch viele Fragen offen", stellt er klar. Wie die Umsetzung im Detail funktioniert, wird sich wohl in den ersten Tagen des neuen Schuljahres zeigen - und das birgt Gefahren.

Der "Digital-Turbo"

In Bayern werden 800 zusätzliche Lehrkräfte den Unterrichtsbetrieb unterstützen. Diese sogenannten Team-Lehrkräfte sollen für Lehrerinnen und Lehrer einspringen, die coronabedingt nicht ins Klassenzimmer können. Die Voraussetzungen für den Job: Mindestens ein abgeschlossenes Hochschulstudium ohne Referendariat mit einem Magister oder Master sowie "pädagogisches Geschick und kommunikatives Talent", erklärte der bayerische Kultusminister Michael Piazolo.

Sind Lehrerinnen oder Lehrer coronabedingt nicht in der Schule, haben sie allerdings nicht frei. Sie sollen den Unterricht mit Hilfe der Team-Lehrkräfte in digitaler Form leiten. Um den vom Freistaat vor den Ferien ausgerufenen "Digital-Turbo" - so nannte es zumindest Ministerpräsident Markus Söder - zu zünden, wurden bayernweit 370.000 zusätzliche Leih-Tablets und -Laptops angeschafft, wie der Bayerische Rundfunk in der vergangenen Woche berichtete. Rund eine halbe Milliarde Euro (zusätzlich zu den bereits eingeplanten Mitteln) hat diese erste Stufe des Digitalisierungspakets gekostet, innerhalb von vier Jahren sollen es sogar zwei Milliarden Euro sein, die in die Digitalisierung der Schulen investiert werden.

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