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Chronische Müdigkeit: So werden Post-Covid-Patienten behandelt

Günter Blank

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18.12.2021, 06:00 Uhr
Arzthelferin Katja Tiller und Klinik-Mitarbeiter David Melkomians simulieren eine Lungenfunktionsprüfung, wie sie Teil der Diagnostik ist.

© Günter Blank, NN Arzthelferin Katja Tiller und Klinik-Mitarbeiter David Melkomians simulieren eine Lungenfunktionsprüfung, wie sie Teil der Diagnostik ist.

Bereits seit einigen Monaten hielten und halten sich immer wieder mal Patienten in der Klinik unter der Trägerschaft der Deutschen Rentenversicherung (DRV) auf, bei denen Post-Covid lediglich als Begleitdiagnose gestellt wird. „Die kamen wegen etwas anderem und waren wegen der langen Wartezeiten von bis zu zehn Monaten zwischenzeitlich an Covid erkrankt“, beschreibt der Chefarzt deren Vorgeschichte.


Das soll sich durch das Konzept ändern, dann sollen auch Personen mit der Primärdiagnose Post-Covid aufgenommen werden – ausgenommen jene mit einer spezifischen weitreichenden Lungenproblematik, denn „wir sind keine pulmologische und keine kardiologische Fachklinik“, betont Tischendorf. Das in der Klinik ausgearbeitete Post-Covid-Konzept „fußt ein bisschen auf der Schmerztherapie“, die seit Langem erfolgreich in der Klinik angewandt wird.


„Aufgenommen werden vor allem Patienten, bei denen ein Fatigue Syndrom im Vordergrund steht, eines der häufigsten Probleme“, beschreibt Chefarzt Tischendorf die Ausgangslage. Was die Klinik für diese Post-Covid-Patienten zu bieten hat, ist im hauseigenen Konzept zu deren Behandlung nachzulesen. Demnach können „sowohl die somatischen, psychischen als auch sozialmedizinisch sich daraus ergebenden Probleme“ in den Fachbereichen Orthopädie, Schmerztherapie, Innere Medizin sowie Dermatologie mit den speziellen Bausteinen der Verhaltensorientierten Rehabilitation wie auch jenen der Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation „umfänglich behandelt werden“.


Breites Therapie-Spektrum

Zur individuell bestmöglichen Therapie bietet die Klinik ein breites Spektrum, unter anderem aus den Bereichen Bewegungsbäder, Sporttherapie, Medizinische Trainigstherapie, Physikalische Therapie, Krankengymnastik/Massage, Ergotherapie, Ernährungs- und Psychotherapie, Entspannungstraining und Sozialberatung. Zum Einsatz kommen beispielsweise auch die vom Bad Windsheimer Sanitätshaus Rose entwickelten Liegekeile (wir berichteten). Bei all dem werde stets darauf geachtet, dass die Post-Covid-Patienten weder durch einzelne Therapien noch durch das Gesamtpaket überfordert werden. Vielmehr ziele das Konzept darauf ab, die ihnen individuell zur Verfügung stehenden Ressourcen sukzessive zu steigern.


Die Nachfrage von Patienten mit der Erstdiagnose Post-Covid-Erkrankung sei noch „sehr zurückhaltend“, sagt Tischendorf, sei im einstelligen Bereich. Das rührt gemäß einer Information aus der Zentrale der DRV Nordbayern auch daher, dass ein entsprechender Diagnoseschlüssel erst vor kurzem erstellt wurde. Weil eben eine Identifikation häufig erst vor Ort in der Klinik stattfinde, sei eine statistische Erfassung für die Kostenträger oft erst im Nachhinein, zum Beispiel anhand des Entlassungsberichtes, möglich. Hierzu lägen noch keine verlässlichen Zahlen vor.


Das frühzeitig zu Pandemiebeginn entwickelte und umgesetzte Hygienekonzept der Klinik funktioniere nach wie vor und sorge dafür, dass es im Haus zu nahezu keinen Infektionen gekommen ist und kommt. Erst jüngst wurden drei Corona-positive Patienten „herausgefischt“ und vor die Alternative gestellt, sich in der Klinik zu isolieren oder nach Hause zu gehen. Sie entscheiden sich laut Tischendorf alle für Letzteres. Kürzlich befand sich zudem eine Mitarbeiterin zuhause, sie hatte sich laut Tischendorf im privaten Umfeld angesteckt, war geimpft, zeigte kaum Symptome und konnte ihren Dienst bald wieder antreten. Dementsprechend sei die Klinik aktuell auch personell gut besetzt. Probleme, wie etwa auf Intensivstationen, stellen sich laut Tischendorf hier nicht.


Isolieren und Renovieren

Um das Hygienekonzept umsetzen zu können, werden derzeit stets nur 160 der 187 Betten des Hauses belegt. Dieses Vorgehen sei mit der DRV abgestimmt, sagt Tischendorf. Eine Station stehe immer leer. Diese werde als Corona-Isolierstation genutzt oder es werden dem hauseigenen Turnus entsprechend Zimmer renoviert.


15 Prozent weniger Patienten seien indes keinesfalls gleichbedeutend mit 15 Prozent weniger Arbeit. Im Gegenteil entstünde in manchem Bereich sogar ein Mehraufwand, sagt Rainer Tischendorf, und nennt als Beispiel die physikalische Therapie. Hier könne nicht mehr in Gruppen mit zwölf Patienten gearbeitet werden, vielmehr seien drei Gruppen zu je vier Patienten am Start.