41-Jähriger in Untersuchungshaft
Frau in Bad Windsheim getötet: Messerstiche in Hals und Oberkörper
29.11.2021, 17:51 Uhr"Unfassbar!“ Ein Herz aus Holz mit einer handschriftlichen Widmung einer „zutiefst“ betroffenen Nachbarin liegt vor der Haustür. Daneben stehen zwei Teelichter. Es sind die einzigen kleinen Details, die gestern Vormittag auf das Drama hindeuten, das sich am Sonntag in einem Mehrfamilienhaus in der Bodenfeldstraße zugetragen haben muss. Dabei war eine 33-Jährige zu Tode gekommen. Gegen den festgenommenen 41-jährigen Tatverdächtigen wurde gestern Haftbefehl erlassen.
In einiger Entfernung zur Haustür, vom Gehweg aus, blickt eine junge Frau konzentriert auf den kleinen Bildschirm ihrer Kamera. Sie macht Filmaufnahmen für einen Fernsehbeitrag über die Vorfälle. Es ist kalt. Nur wenige Autos fahren vorbei. Es ist eine völlig andere Stimmung als noch 20 Stunden zuvor.
Zahlreiche Personen direkt vor dem Haus
Blaulicht erleuchtete da das Wohnviertel. Polizeiwagen blockierten die Straße. Dutzende Angehörige der toten Frau und auch viele Nachbarn hatten sich am späten Sonntagnachmittag rund um das Anwesen in der Bodenfeldstraße versammelt. Unterstützungskräfte der Polizei waren angefordert worden, um für Ruhe zu sorgen.
Die Anspannung lag förmlich in der Luft. Es gab immer wieder Geschrei und Tränen. Angehörige drängten auf das Grundstück, wollten Informationen. Einige wollten unbedingt die Leiche sehen und ein „sehr emotionalisierter“ 36-Jähriger ließ sich nicht beruhigen und wurde deshalb in Gewahrsam genommen, erklärte Polizeisprecher Michael Konrad vom Präsidium Mittelfranken gestern, am Tag nach der Tat, an dem weitere Erkenntnisse bekanntgegeben wurden.
Was schon am Sonntagabend spekuliert worden war, sei nun amtlich, erklärte Konrad. Der 41-Jährige, der die Polizei Bad Windsheim selbst telefonisch über den Vorfall informiert hatte und anwesend war, als Beamte die Wohnung betraten, war der Ex-Mann der Getöteten.
Warum sich der Mann in der Wohnung seiner Ex-Frau aufgehalten hat, ist bisher aber nicht klar. Ob die beiden nach der Scheidung möglicherweise wieder eine Beziehung eingegangen waren, müsse geprüft werden, erklärte Konrad.
Der Polizeisprecher bestätigte, dass die ersten Beamten vor Ort neben der leblosen Frau und dem Tatverdächtigen auch ein „mehrere Monate altes Kleinkind“ in der Wohnung fanden. Das Kind sei nicht in die Tat involviert und zu keiner Zeit gefährdet gewesen, betonte Konrad. Es sei in die Obhut von Angehörigen übergeben worden. Neben diesem Kind gebe es zwei weitere mit Bezug zu der 33-Jährigen und dem 41-Jährigen.
Nur Theorien zum Tathergang
Inwieweit diese Dinge bei den Vorfällen eine Rolle gespielt haben könnten, dazu machte die Polizei keine Angaben. Ebenso zu einem möglichen Tathergang. Dazu gebe es bisher höchstens „Theorien“, betonte Konrad, dazu wolle man nichts sagen.
Erste Erkenntnisse ergaben sich allerdings bei der Obduktion des Leichnams am gestrigen Montag. Diese ergab, dass die 33-Jährige „durch Stichverletzungen in Hals und Oberkörper zu Tode kam“, heißt es in einer Mitteilung der Polizei vom späten Nachmittag.
Außerdem stellte die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth Haftantrag wegen Totschlags gegen den 41-Jährigen. Der zuständige Ermittlungsrichter am Amtsgericht Fürth erließ daraufhin einen Untersuchungshaftbefehl gegen den Tatverdächtigen. Vor dem Ermittlungsrichter sollte er das erste Mal die Möglichkeit haben, sich zu den Vorfällen am Sonntag zu äußern, erklärte Konrad. Eine Vernehmung durch Ermittler der Kriminalpolizei habe es bis dahin nicht gegeben.
Die Spurenaufnahme durch die Spezialisten der Kriminalpolizei Ansbach war am späten Sonntagabend soweit abgeschlossen. Die weiteren Ermittlungen liefen aber erst an, sagte Konrad. Dazu gehöre unter anderem die Befragung von Nachbarn, die möglicherweise Lärm wahrgenommen haben könnten. Dies sei vor allem auch wichtig im Bezug auf den Tatzeitpunkt.