Ärger in Altschauerberg

Gefängnis droht: YouTuber "Drachenlord" steht ab heute wieder vor Gericht

21.10.2021, 06:58 Uhr
Gefängnis droht: YouTuber

© Oßwald, News5

Muss der "Drachenlord" seine "Drachenschanze", ein baufälliges Haus im Markt Emskirchen (Kreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim) demnächst verlassen und zeitweise in die Justizvollzugsanstalt umziehen?

Bereits im März 2021 zeichnete sich vor dem Amtsgericht Neustadt an der Aisch ab, dass der Weg des YouTube-Stars Rainer Winkler hinter Gitter führen könnte, denn tatsächlich steht er unter laufender Bewährung. Was das heißt?

Das Strafrecht kennt bei Erwachsenen (bei Jugendlichen sind auch kreative Maßnahme wie Facebook-Verbot denkbar) als Hauptstrafen lediglich die Geld- und die Freiheitsstrafe. Eine Nebenstrafe wäre etwa ein Fahrverbot, wurde die Promille-Grenze im Straßenverkehr nicht eingehalten.


Bewährung abgelehnt: Dem "Drachenlord" droht Gefängnis


Rainer Winkler wurde vom Amtsgericht Neustadt an der Aisch bereits im September 2019 wegen Beleidigung und Körperverletzung zu sieben Monaten Freiheitsstrafe verurteilt - der Vollzug wurde zur Bewährung ausgesetzt, der "Drachenlord" blieb auf freiem Fuß.

Attacke mit Pfefferspray

Damals hatte er, als einige seiner Anti-Fans an seinem Gartenzaun rüttelten, einem Besucher eine Ladung Pfefferspray verpasst, nach einem anderen Mann hatte er, in Richtung eines Autos, einen Stein geworfen.

Winkler ist also "auf Bewährung" auf freiem Fuß und grundsätzlich steckt hinter "Bewährung" die Idee der zweiten Chance - schließlich werden Haftstrafen von massiven Folgen begleitet. Meist droht der Verlust des Arbeitsplatzes, die soziale Ächtung durch Nachbarn, möglicherweise auch das Scheitern einer Ehe.

Rainer Winkler hörte also im September 2019 einen Warnschuss und musste sich als Verurteilter bewähren - und dies meint in einer Bewährungszeit von drei Jahren ein Leben ohne Straftaten zu führen. Selbst ohne Fahrkarte in einen Bus oder eine U-Bahn zu steigen, so erklären es Richter in Urteilsbegründungen immer wieder eindringlich, kann zum Widerruf einer Bewährung führen, die bereits verhängte Freiheitsstrafe muss dann abgesessen werden.


Altschauerberg: Polizei rückt täglich mehrmals aus


Doch Rainer Winkler hat sich nicht bewährt. Mittlerweile stapeln sich in der Staatsanwaltschaft Akten mit neuen Vorwürfe gegen ihn, wieder geht es um Körperverletzungen und Beleidigungen, wieder soll er ungebetene Besucher beschimpft und seine "Anti-Fans" mit der Faust geschlagen haben. Auch Beamte der örtlichen Polizei tituliert er mit den übelsten Schimpfwörtern, vor Ort, am Telefon und via Live-Stream.

Den Steuerzahler kostet dieses "Drachengame" in Altschauerberg sehr viel Geld, es nervt die Anwohner, und bindet die Kräfte der örtlichen Polizei und des Ordnungsamtes. Selbst in Corona-Zeiten pilgern Anti-Fans zur "Drachenschanze", die Polizei muss mehrfach pro Woche "Hater-Demos" auflösen. Um den unseligen Belagerungszustand endlich zu beenden, erließ der Markt Emskirchen im Juni 2021 für den Ortsteil Altschauerberg eine Allgemeinverfügung. Lärmbelästigung, Feuerwerkskörper und Wurfgeschosse wurden verboten. Und wer in den vergangenen drei Jahren einen Platzverweis in Altschauerberg erhalten hatte, darf den Ort nicht mehr betreten, Geldbußen bis zu 1000 Euro drohen.

Im Dorf kehrt keine Ruhe ein, Polizei rückt täglich aus

Die Hater bleiben nicht weg und Rainer Winkler kann nicht zu einem Umzug gezwungen werden, auch Berufsverbot kann dem YouTube-Star nicht erteilt werden.


Ein Hater erklärt: Daher kommt die Wut auf den Drachenlord


Als er im März 2021 erneut vor dem Amtsgericht in Neustadt an der Aisch saß, wurde ihm eine Art Deal angeboten: Er sollte eine zweite Bewährungsstrafe (schon dies ist eine Ausnahme) erhalten, hätte er sich freiwillig bereit erklärt, seine YouTube-Karriere an den Nagel zu hängen - und in dem Dorf wäre Ruhe eingekehrt. Sollte, hätte, wäre - schon diese konjunktivistischen Verrenkungen verdeutlichen, wie sehr sich im Frühjahr das Gericht mühte. Doch ohne Erfolg, er schlug aus, das Verfahren wurde ausgesetzt und beginnt nun aufs Neue. Aus Sicherheitsgründen verhandelt die zuständige Richterin des Amtsgerichts Neustadt an der Aisch am 21. und 28. Oktober im Strafjustizzentrum Nürnberg.

Rainer Winkler sieht sich als Opfer

Deutlich wurde, dass Rainer Winkler, der sich ständig als Opfer von Cyber-Mobbing und seiner Anti-Fans generiert, überhaupt nicht daran denkt, sich freiwillig aus der Schusslinie zu nehmen. Die Polizei, so seine Haltung, müsse ihn eben rund um die Uhr schützen. Und so ficht es ihn auch nicht an, als er hörte, dass doppelte Bewährungen die ganz große Ausnahme darstellen. Er fühlt sich als Star, der Hass seiner Anti-Fans ist sein Rampenlicht, letztlich lebt er von deren negativer Aufmerksamkeit.

Endet das "Drachengame" nun?

Als YouTube-Star verdient er nach eigenen Angaben etwa 2000 Euro monatlich. Das Geld stammt letztlich von jenen Leuten, die ihm im Netz folgen, eine große Community, die meisten sehen sich als hassende Anti-Fans - nur ein Paradoxon im "Drachengame". Nun naht die Neuauflage des Strafverfahrens im Herbst. Es braucht keine großen hellseherischen Fähigkeiten, um schon heute zu wissen, dass an der "Drachenschanze" ohne staatliches Zutun so schnell kein Friede herrschen wird.

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