Helmut Weiß hat noch lange nicht genug

09.03.2020, 10:00 Uhr
Helmut Weiß hat noch lange nicht genug

© Foto: Privat

Geboren in Oberaltenbernheim ging er nach der Schule zum Bundesgrenzschutzes und war für drei Jahre im Bundeskriminalamt. Als Personenschützer begleitete er hochrangige Politiker wie Walter Scheel oder Franz Josef Strauß. Deren "Unaufgeregtheit" hatte Weiß schon damals fasziniert. Schließlich wechselte er zur Bayerischen Polizei.

1990 wurde Weiß in den Gemeinderat und zum Zweiten Bürgermeister von Obernzenn gewählt. Sechs Jahre später wollte er aus der Politik aussteigen. Eigentlich. "Ich hab mir noch ein Pferd vorher gekauft, weil ich wusste: Ab Mai hab ich meine Ruhe", erinnert sich Weiß, der verheiratet ist, zwei Töchter und ein Enkelkind hat. Man habe ihn bedrängt, sich wieder aufstellen zu lassen. Er entschied sich stattdessen um den Posten des Bürgermeisters gegen den Amtsinhaber zu kandidieren. "Ich dachte, da hab ich sowieso keine Chance." Fehlanzeige. Er nahm die Wahl an, wurde 2008 zusätzlich in den Kreistag und zum stellvertretenden Landrat gewählt.

"2014 wurden die Karten neu gemischt", blickt Weiß zurück. Zeit für neue Herausforderungen. Er kandidierte für den Landrats-Posten und gewann mit 51,5 Prozent knapp gegen Reinhard Streng. Die Ideen gehen ihm, sagt er, auch nach sechs Jahren nicht aus. "Da ist noch Luft nach oben." Stütz- und Förderklassen, Radwegekonzept, Bücherbus oder das Image durch Frankens Mehrregion steigern – Bereiche, die er angestoßen habe. "Die Umsetzung muss der gesamte Kreistag mittragen", gibt er zu bedenken.

Blick nach vorne

Nun will Weiß nach vorne schauen. Der Landkreis verfüge bereits über eine "hervorragende Lebensqualität". Diese gilt es auszubauen. Gemeinsam. "Mit Streitkultur verbraucht man so viel Energie und unterm Strich kommt nichts raus." Nicht nur meckern, sondern sich der Verantwortung stellen – dieser Typ Mensch sei er. Schon 2016 habe er in seiner Weihnachtsrede den Klimawandel angesprochen. "Damals bin ich belächelt worden. Jetzt schaut das ein bisschen anders aus", sagt Weiß im Hinblick auf das Klimaschutzkonzept, das in Auftrag gegeben wurde. Ein Klimaschutzforum soll als Impulsgeber für Leuchtturmprojekte dienen, durch einen Fonds stehen finanzielle Mittel zur Verfügung. So sei beispielsweise die Idee entstanden, am Landratsamt Walzen anzubringen, die durch Windkraft Strom produzieren.

Um junge Familien bei der Kindererziehung zu unterstützen, sollen bis Ende des Jahres Familienstützpunkte eingerichtet werden. Weiß stehe zudem hinter den Kliniken in Neustadt und Bad Windsheim. Das Versorgungsversprechen, das er gegeben hat, werde oft missverstanden. Es soll die Maxime bieten, Entscheidungen so zu treffen, dass eine gute medizinische Versorgung angeboten werden kann – im Rahmen der Möglichkeiten. Dazu gehört für Weiß auch das Pflegepersonal. "Der Mangel ist da", sagt der Landrat. Um ihm zu entgegnen, sollen Kranken- und Altenpfleger künftig zusammen ausgebildet werden. Anschließend könnten sie sich für einen Bereich entscheiden.

Keine neuen Flächen versiegeln

Die Infrastruktur solle bestandsorientiert gestärkt werden, ohne mehr Flächen zu versiegeln. Auch die Landwirte liegen Weiß am Herzen. "Sie sollten bei aller Klimadiskussion nicht die Verlierer sein", würden deren hochwertige Lebensmittel doch Anerkennung verdienen. Es sei ihm ein Anliegen, möglichst viele Landwirte für den Vertragsnaturschutz zu gewinnen. Sie kriegen darin Fördergelder und müssen im Gegenzug Auflagen erfüllen.

Als Landrat ist Weiß oft Kritik ausgesetzt. "Daraus kann man nur besser werden", sagt er. Rückblickend würde er "in den wesentlichen Punkten" seines Lebens nichts anders machen. "Ich hab immer auch ein bisschen Glück gehabt", sagt er. Ob er sich Chancen auf eine Wiederwahl ausrechnet? "Wahlen haben ihre eigenen Gesetze", sagt Weiß. Er sei angetreten, um zu gewinnen. Wird er nicht gewählt, werde er Pensionist. "Dann hab ich Zeit für meine Pferde."