Beim Besuch in Bad Windsheim
"Nicht verplappern": Warum Hubert Aiwanger derzeit lieber alkoholfreies Bier trinkt
1.8.2021, 17:29 Uhr
Mit der Teilnahme am historischen Bierbrauen im Fränkischen Freilandmuseum und einem zünftigen Brauerfrühstück begann für den bayerischen Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger der vergangene Samstag. Um es vorwegzunehmen, der Staatsminister erklärte die Corona-Biergartenregeln mit den Kumpels und Bezugspersonen nicht neu. Er saß einfach im Biergarten hinter dem Kommunbrauhaus und genoss den Vormittag, lernte das Freilandmuseum kennen und dessen Probleme in Corona-Zeiten.
Dabei blieb er aber bei alkoholfreiem Bier, „damit ich nüchtern bleibe und mich nicht verplappere“, wie er selbst sagte. Das Bier bezeichnete er als Grundnahrungsmittel. Zudem sei es mittlerweile wieder „in“, Braumeisterin oder Braumeister zu werden und Kleinbrauereien zu gründen in letzter Zeit.
Ab in die Sudpfanne
Aiwanger begrüßte die Regionalität des Brauens mit heimischer Gerste und Hopfen. Schließlich betrieben seine Großeltern Hopfenbau am Rande der Hallertau. Er selbst durfte im Hofbrauhaus Kraisdorf beim 35. Brautag Läuterwürze aus dem Läuterbottich in die Sudpfanne schöpfen. Ohne Elektrizität und Maschinen wird dort unter der Aufsicht von Museumsbraumeister Sigi Brückler nach alter Tradition Bier gebraut. Braumeister Willi Döbler meinte, dass es das Bier in etwa sechs Wochen gebe. Rund 1500 Liter würden es werden.
Alles, was sich um das Bier und den Wein herum gruppiere, gehe bis in die Mitte unserer Gesellschaft, sagte Aiwanger. Das sei die ganze Gastronomie, das sei zunehmend auch der Tourismus. Viele Leute wollten bei der Weinernte oder bei der Hopfenernte dabei sein. Auch gebe es mit Weinkönigin, Weinprinzessinnen und Bierkönigin Sympathieträger. „Auch das ist Kulturgut.“
Stammtisch statt Anwalt und Anzeige
Aiwanger sagte, dass er sich hier wohl fühle. Er glaube, dass sich wie manches in der Gesellschaft, in Wohlgefallen auflösen würde, wenn die Menschen wieder mehr am Stammtisch sitzen würden, miteinander ein Seidla Bier trinken würden, bei ihm würde man Maß sagen, und „a Schäufala“ essen würden und fränkische Brodwörschd, versuchte sich Aiwanger am Fränkischen – anstatt nur in den sozialen Medien aufeinander loszugehen und sich dann einen Anwalt zu nehmen und sich gegenzeitig anzuzeigen.
„Das hat früher der Stammtisch erledigt.“ Dieser habe die sozialen Regeln aufgestellt. Wer dort aus der Reihe getanzt sei, der sei dort sozialisiert worden. So manche Probleme seien dort mit Stammtischfreunden geregelt worden und man sei zufriedener heimgekehrt.
Deshalb seien auch Volksfeste, „da wo sich das Volk trifft“, notwendig. „Das darf durch Corona nicht verloren gehen“, bekräftigte er. „Wir müssen Wege finden, um auch kleine Feste wieder rentabel zu machen“, meinte der Wirtschaftsminister. Man müsse sich wieder in dieser Form am Tisch treffen dürfen. Das bekräftigte auch Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt und brach eine Lanze für die Wirtsleute. „Durch den Entzug haben wir erst gemerkt, was wir an Euch haben.“
Wohl keine erneuten Schließungen
Aiwanger erinnerte auf Nachfrage an die Hilfsprogramme des Bundes und des Freistaats. Insgesamt seien schon neun Milliarden Euro bezahlt worden. Ihn freue, dass auch der Tourismus wieder gut angelaufen sei. Er wisse, dass zum Beispiel den Wirtsleuten große gesellige Ereignisse fehlten. Wegen der nun vorhandenen Mittel wie Hygienemaßnahmen, Tests oder Impfungen gehe er nicht davon aus, dass man wieder schließen müsse.
Auch den kleinen Brauereien habe während des Lockdowns mit Überbrückungshilfen geholfen werden können. Wichtig gewesen sei, dass auch die Brauereien als Betriebe anerkannt worden seien, die zum Bezug dieser Hilfen berechtigt sind. Aiwanger verwies zudem auf den Biergipfel.
Natürlich war auch das Hochwasser ein Thema, unter dem auch das Freilandmuseum gelitten habe. Keiner in der Region sollte leer ausgehen, lautete sein Wunsch, für die Betroffenen sollte es je nach Versicherbarkeit Entschädigungen geben.
Warum er sich nicht Impfen lasse, lautete eine Frage im Mediengespräch. „Ich bin kein Impfgegner,“ betonte Aiwanger. Er trage alle Entscheidungen mit, aber es sei seine persönliche Entscheidung. Einen Zwang solle es nicht geben.
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