"Ding der Unmöglichkeit"
Probleme mit PCR-Pooltests: Schulen können am Montag nicht starten
18.9.2021, 06:00 UhrDie Schulleiter sind genervt, haben alle Hände voll zu tun mit Organisatorischem und dem Einholen von diversen Einverständniserklärungen der Eltern – um dann keinen Zugang zum System zu bekommen, über das die Organisation der Tests abgewickelt werden soll. Schulamtsdirektorin Brigitte Limbacher, im Landkreis für 20 Grund- und drei Förderschulen zuständig, hat Verständnis für die Nöte der Kollegen vor Ort, zumal diese ohnehin zu Schuljahresbeginn mehr als genug zu tun hätten.
Nun aber gebe es wohl einen Fehler in der Verbindung zwischen dem Programm Amtliche Schulverwaltung (ASV) und der zentralen Plattform, zu der Daten exportiert werden sollen. „Dieses System ist offensichtlich zusammengebrochen“, sagte Limbacher Freitagmittag. Obernzenns Schulleiterin Petra Fink bestätigte das beim Anruf der WZ prompt: „Ich sitze hier am Rechner, es funktioniert nicht.“ Fink wisse nicht, woran es liegt, sie gehe jedoch fest davon aus, dass in Obernzenn am Montag noch einmal Selbsttests im Einsatz sind. Bis Freitag um 13 Uhr sollten die Schulämter dem Kultusministerium melden, wie viele Schulen am Montag startklar seien. Limbachers Einschätzung kurz vor der Deadline: „Keine schafft es.“
Großen Wert legt die Schulamtsdirektorin darauf, dass sie das Pooltest-Verfahren als solches für sehr gut und geeignet befindet als einen Beitrag, in den Schulen geregelten Präsenzunterricht zu halten. „Es ist dieses Hopplahopp, dass man tatsächlich erst am Montag erfährt, wie es gehen soll“, das sie stört. Für sie sei es daher kein Wunder, dass die Chefs, Lehrer und Verwaltungsmitarbeiter an den Schulen an der Grenze der Belastbarkeit operieren.
Enormer organisatorischer Aufwand
Gerade in der Grundschule sei die erste Woche eines Schuljahres stets von enormem organisatorischen Aufwand geprägt, sagt Limbacher. „Da unterlässt man tunlichst alles, was von außen dazukommt und nicht gleich notwendig ist. Wenn man sich mit Grundschule auskennt, unterlässt man sowas.“
Dass es nun mit der Einführung der PCR-Pooltests nicht so funktioniert, wie geplant, verwundert Limbacher indes nicht. Es sei sehr ambitioniert gewesen, das so hinzukriegen, eben „Optimismus in Reinkultur“.
Das Kultusministerium hat immerhin reagiert und die kommende Woche indirekt zur Übergangsphase erklärt. Wo die sofortige Umstellung nicht möglich ist, kann der Start um eine Woche verschoben werden. Auf der Internetseite von Michael Piazolos Ministerium las sich das Freitag so: „Der Projektstart ist noch im September nach einer Übergangszeit zu Beginn des Schuljahrs.“
Die Corona-Lage im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim
Das heißt freilich, dass die Schulen Selbsttests brauchen. Nicht überall sind die Vorräte aufgefüllt worden. In Obernzenn würden die Teststäbchen kommenden „Freitag definitiv nicht mehr“ reichen, sagte Rektorin Fink. Drei Mal müssten die Schüler pro Woche sich selbst testen.
Für Martina Anderlik, Leiterin der Grundschule Ipsheim, war am Freitag klar: „Wir werden den Start um eine Woche verschieben.“ Sie hat vor allem technische Probleme: „Ich kriege den Login-Zugang nicht und solange ich den nicht habe, kann ich nicht mit den Vorbereitungen beginnen.“ In der Grund- und Mittelschule Burgbernheim-Marktbergel bekommt man es bis Montag auch nicht hin, bestätigt Rektor Harald Helgert. Er habe das Problem, dass bei weitem nicht alle Einwilligungserklärungen der Eltern da sind. Die Verwaltung werde nachtelefonieren müssen, wie lange das dauert, sei unklar.
In Ipsheim, wo es mit den Einwilligungserklärungen übrigens sehr gut laufe, werde man die nächste Woche als Probelauf nutzen und sehen, was geht und was nicht – „und es wird wohl darauf hinauslaufen, dass es nicht geht“, sagt Anderlik, die sich gewünscht hatte, dass die Pooltests erst nach den Herbstferien angewandt würden. Das findet auch Helgert: Zum Schulstart sei sowieso „immer Feuer drin“, das Timing sei einfach schlecht.
Etiketten fehlen
Auch für Sabine Distler, komissarische Schulleiterin an der Pastoriusschule in Bad Windsheim, sei das Einsammeln der Einwilligungen der Eltern bis Montag „ein Ding der Unmöglichkeit“. Das sei wiederum Voraussetzung dafür, Schülerdaten in die PCR-Pooltest-Software einzupflegen. Und: Die Etiketten für die Test-Röhrchen seien bis Freitag ebenfalls noch nicht geliefert worden.
Der Zeitpunkt zur Einführung sei „ganz unglücklich“ gewählt worden, „zwei Wochen später, kein Thema“, sagt Distler, die das neue Test-Verfahren grundsätzlich begrüßt, da weniger häufig getestet werden müsse, weniger Verpackungsmüll anfalle und es angenehmer für die Kinder sei.
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