Störche bevorzugen den Aischgrund

23.6.2020, 17:53 Uhr

Das macht auch die Feststellung von Erwin Taube deutlich, der seit 30 Jahren als Storchenbeobachter für den Landbund für Vogelschutz tätig ist. Im letzten Jahr hatte er im Landkreis 82 Horstpaare mit 186 ausfliegenden Jungen und einigen Todesfällen kurz nach dem Ausfliegen registriert. „Derzeit befinden sich von insgesamt 95 Paaren 214 Jungvögel in den Nestern, wovon im Unteren Aischgrund bereits die ersten ausgeflogen sind“, ließ er auf NN-Online-Anfrage wissen.

Zuwächse gab es mit sechs Paaren in Uehlfeld sowie fünf in Gerhardshofen und je einem in Diespeck und in Ipsheim. Erstmals Nachwuchs mit einem Jungvogel gab es in Schwebheim, nachdem bereits 2019 ein Paar mit dem Nestbau begann, aber nicht mehr brütete. Allein in Uehlfeld haben sich insgesamt 34 Storchenpaare angesiedelt, womit sich die Gemeinde als „beliebtester Wohnort für Störche in Bayern“ bezeichnen kann.

Brauer lässt Störche auf dem „Sudhaus“ gewähren

Nicht alle Neusiedler könnten bleiben, da sie sich zum Beispiel beheizte Kamine zum Bau ihres Nestes aussuchten, teilt Erwin Taube in seiner Storchen-Zwischenbilanz 2020 mit. Umso bemerkenswerter ist es denn auch, dass der Uehlfelder Brauerei -und Gasthausbesitzer Christian Zwanzger die Störche auf dem Schlot, den er eigentlich zum Bierbrauen benötigt, bis zum Ausfliegen gewähren lässt. So bleiben denn die Sudkessel vorerst noch außer Betrieb.

Heike Seefried aus Gerhardshofen kümmert sich vor allem im Unteren Aischgrund um die Störche. Gerade in Uehlfeld hatte sie mit Hilfe von Gerhard Bärthlein, große Mühe den Überblick zu behalten. Es galt nicht nur die Neuansiedlungen im Auge zu haben, sondern auch die Ringnummern der beringten Störche abzulesen und somit festzustellen, ob es die gleichen vom Vorjahr sind, oder ob es Veränderungen gab. Ihr gelang es, so gut, wie alle Ringstörche abzulesen, deren Daten für wissenschaftliche Zwecke an der Beringungszentrale Radolfzell, Max Planck Institut für Verhaltensforschung, ausgewertet werden.

Erst in den letzten Tagen gelang es auch die Anzahl der Jungstörche bei den Nachzüglern zu ermitteln. In Uehlfeld befindet sich nicht nur die Hochburg der Adebars im Landkreis sondern von ganz Bayern. Ende Juni werden allein in Uehlfeld 87 Jungstörche mit Futter versorgt. Hinzu kommt eine weitere Storchenhochburg, nämlich Gerhardshofen. Dort stieg die Anzahl von 16 auf 21 Paare mit 40 Jungen in den Nestern. Auch hier können nicht alle Nester bleiben. In Diespeck wachsen in fünf Nestern insgesamt 15 Jungvögel heran.

Zahlen vor 15 bis 20 Jahren undenkbar

„Das sind Zahlen, die vor 15 bis 20 Jahren in unserem Bereich undenkbar waren“, so der Experte Erwin Taube, der mit der Beringung der Jungstörche, unterstützt von der Feuerwehr, derzeit alle Hände voll zu tun hat Man könne „den Unteren Aischgrund gut und gerne als das Mekka der Rotschnäbel bezeichnen“ berichtet Taube. Aber auch der obere Bereich der Aisch beherberge eine stattliche Anzahl von Storchenpaaren. In Ipsheim gebe es 12 Paare, vier davon ohne Bruterfolg mit teilweisem Ausfall erst in den letzten Tagen, aber immer noch mit 18 Storchenküken.

„Trotz des Storchenbooms, der sich hauptsächlich auf die Aischachse und die früher nicht vorkommenden Kolonien konzentriert, gibt es weiße Flecken im Landkreis“, stellt Erwin Taube fest. Das Zenn - und Aurachtal sei trotz früherer Vorkommen bis heute nicht wieder besiedelt worden. Das gelte auch für die Stadt Scheinfeld und die Gemeinden Langenfeld und Markt Bibart, wo man sich über ein Heimischwerden freuen würde. Dies ist zwar wünschenswert, aber nicht beeinflussbar. Dass es möglich sei, beweise das Beispiel in Burgbernheim. Seit 2018 gebe es wieder Adebars auf dem Dach des Feuerwehrhauses.

Die gefährliche Zeit des Ausfliegens bei den Jungstörchen beginnt und es gibt auch schon den ersten Todesfall zu beklagen. Das ist zwar bei der Gesamtzahl an Jungvögel nicht so tragisch ist, im Einzelfall aber immer weh tut. So kam in Dietersheim einer der vier Jungstörche bei den ersten Flugübungen um`s Leben gekommen. Da der Kopf stark blutete, wird angenommen, dass er beim Anfliegen auf einen Mastkopf in Trudeln geraten, abgestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen war.


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