Anpacken nach dem Hochwasser

TV 1860: Einige Mitglieder versuchen mit Muskelkraft ihre Judohalle zu retten

26.7.2021, 10:16 Uhr
Die Wände sind triefend nass, das Material muss entsorgt werden.

© Bastian Lauer, NN Die Wände sind triefend nass, das Material muss entsorgt werden.

Flatsch! Fabian Mohr steigt mit Nachdruck auf den Haufen Dämmwolle, den er gerade aus der Wand herausgeholt hat. Wasser verteilt sich auf dem noch immer schlammbedeckten Boden. „Tausende Liter Wasser“ seien da wohl in den Wänden der Judohalle an der Karl-Schirmer-Allee. Was der TV 1860 Bad Windsheim mit dem durch das Hochwasser schwer beschädigten Gebäude anfangen soll, wissen die Helfer, die am Freitag beim Arbeitseinsatz anpacken, nicht so recht.

Die Wände werden zum Teil entkernt.

Die Wände werden zum Teil entkernt. © Bastian Lauer, NN

Abreißen, sagt der eine. Wände weg und als Lagerhalle stehenlassen, sagt der andere. Auf 300 000 Euro beziffere ein Experte den Schaden, sagt Mohr, Vorsitzender des größten Vereins im Landkreis. Die Materialkosten für den Bau der Halle in den 1980er-Jahren hätten gerade einmal 188 000 Mark betragen. Eine Versicherung gibt es nicht.

Mitglieder des TV 1860 packen kräftig mit an.

Mitglieder des TV 1860 packen kräftig mit an. © Bastian Lauer, NN

Bernhard Kisch, ehemals Bürgermeister von Bad Windsheim, passionierter Läufer und politisch bestens vernetzt, hat ein paar Ideen, wie eine neue Halle sinnvoll und synergetisch zu nutzen wäre. Schnell kommen die anderen Helfer dazu und bringen wilde Ideen ein. Schallendes Gelächter. Galgenhumor nennt man das wohl. Ein Schluck aus der Spezi-Flasche, weiter geht’s.

Ein trauriger Anblick.

Ein trauriger Anblick. © Bastian Lauer, NN

Am Rand haben die Helfer am Vormittag mal ein paar Dielen des Holzbodens entfernt. Böse Überraschung: Darunter ist eine Plastikfolie verlegt, auf der steht noch immer das Wasser. Und wenn man den Holzboden nicht entfernt, würde es auch noch eine ganze Weile da bleiben. Noch mehr Arbeit.

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, sagt Mohr, packt eine Brechstange und haut ein Loch in die Wand. Alles nass. Alles muss weg. Holz, Gipsplatten, Dämmung. Bis auf eine Höhe von 65 Zentimeter werden die Wände aufgeschnitten und entkernt. Drei Container hat TV-Vorsitzender Mohr bringen lassen, um den triefend nassen Müll zu entsorgen.

So schnell wird hier kein Sport mehr stattfinden können. 

So schnell wird hier kein Sport mehr stattfinden können.  © Bastian Lauer, NN

Judo ist nicht der Sport von Stefan Neumeyer. Er war jahrelang Abteilungsleiter der Tischtennisspieler des TV 1860. Und ihn wurmt es, dass so wenig Helfer da sind. Ganze sieben waren es am Freitag bis zum Nachmittag, für den Samstag hatten sich immerhin 20 angekündigt. Viele Eltern machen wohl lieber Druck bei den Verantwortlichen, dass diese neue Hallenkapazitäten für die Übungsstunden herbeizaubern sollen. Das Hämmern in der Halle verstummt. Jaja, die „Kinder parken“ sei wichtig, sagt ein anderer Helfer. Selbst anpacken? Ach, woher. Große Einigkeit in der Runde der verdreckten Männer. Aber was tun? Noch ein Spezi-Schluck. Das Hämmern geht weiter.

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