Emskirchener Hutewald vermittelt traditionelle Tierhaltung
2.6.2014, 18:59 UhrBei einer Pflanzaktion sei die besondere Anlage eines Eichenwaldes aufgefallen, die auf eine Hutung schließen lassen sollte, erinnert Emskirchens Bürgermeister Harald Kempe an die Anfänge des Projektes. Die Hutung habe sich im Grundbuch bestätigt und im Kreis von Waldbesitzern die Idee entwickelt, diese Nutzungsform wieder aufzugreifen. "Die Schweine gehören in den Wald", blieb ein Zitat bei einer Brotzeit haften, doch sollte es noch einige Monate dauern, bis sich dieser Gedanke beim Besuch eines Hutewaldes bei Iphofen konkretisierte, schildert Kempe die Entwicklung.
Vom Forstamt und auch vom Veterinäramt begrüßt, das es genehmigte und beaufsichtigt, wurde das Hutewaldprojekt auf das etwa anderthalb Hektar große Waldstück mit dem rund 100 Jahre alten Eichenbestand ausgerichtet, von sechs Mitgliedern die "Hutewald Gunzendorf GbR" gegründet mit Hochdruck alles für den "Auftrieb" der ersten Schwäbisch-Hällischen Schweine vorbereitet. Der sollte dann mit einem "berauschenden Fest" (Kempe) gefeiert werden dieses nun zum zweiten "Schweineauftrieb für die Eichelmast 2014" eine Neuauflage erleben, die alle Erwartungen weit übertraf.
Wunderbarer Gemeinschaftsgeist
Das sollte auch für das Projekt allgemein gelten, mit dem sich eine großartige Dorfgemeinschaft entwickelte, die Bürgermeister Harald Kempe und Förster Gernot Käßer über ein "wunderbares Gemeinschaftsgefühl" schwärmen lässt. Irgendwie habe sich jeder mit der Idee identifiziert und sie nach Kräften unterstützt. So sei ein fantastisches Netzwerk der Hilfe entstanden: "Jeder kennt Einen, der was hat oder kann, was man gerade braucht - und schon ist es da".
Da halfen Freiwillige beim Einzäumen oder anderen Arbeiten mit ("weil‘s einfach Spaß macht"), wie jetzt beim Zeltaufbau, sei er auch schon erfüllt, kaum dass ein Wunsch geäußert sei, so Käßer, wofür als bestes Beispiel ein stabil gezimmerter Aussichtsturm gilt. Der bietet die Möglichkeit, das Leben in der Hutung zu beobachten, was jetzt mit dem Neubesatz junger Schweine besonderen Spaß macht. Die scheinen in ihrem Bewegungsdrang von "Rennschwein Rudi Rüssel" abzustammen, lacht Kempe über das quirlige Treiben im zunächst begrenzten Gehege, das nach der Eingewöhnung geöffnet wird, dem Borstenvieh das ganze Hutewald gehört. Mit einem Elektrozaun gesichert, den eine Solarpaneele im Baumwipfel speist.
Als weitere alte Nutztierrasse ist an "Angler Sattelschweine" gedacht, lässt Harald Kempe als begeisterter "Hutewirt" wissen, verweist auf den Vorzug des “aufgewühlten” Waldbodens mit der Vermischung von Rohhumus mit dem Untergrund, auf das natürliche Aufwachsen der Schweine und deren besondere Fleischqualität. Von der konnten sich nun beim Hutewaldfest Aberhunderte von Gästen überzeugen, sei es beim Schlachtschüsselessen oder beim Hutewaldschwein vom Spieß. Für Kinder war das Fest ein großes Naturerlebnis, bei dem es keiner Hüpfburg oder "Kirchweihbelustigungen" bedurfte.
Natürliche Ernährung vermitteln
Jede der in der GbR beteiligten Familien bekommt ein Schwein, für die anderen gibt es reges Interesse. Man wolle, so unterstreicht es Kempe, der Landwirtschaft keine Konkurrenz und ihr schon gar nichts vormachen, sondern "zeigen, wie es früher war". So müssten Kindern nicht mehr in den Zoo, um ein Schwein zu sehen, was Schulklassen gerne nutzten. Auch an eine Kartoffelausstellung oder an Geschmackstage mit Kartoffeln oder verschiedenen Tomaten im "Emskircher Treff" sei gedacht, um ein Stück weit natürliche Ernährung zu vermitteln.
Reich werde bei dem Projekt keines der Gesellschaftsmitglieder, weiß man in deren Reihen und genießt dafür den Reichtum an Erfahrungen mit und Erleben im Hutewald, an der eigenen und Freude Anderer. Als "wunderbare Entschleunigung" schätzt Bürgermeister Harald Kempe einen Abend auf dem Aussichtsturm oder freut sich ebenso wie Gernot Käßer oder Karl Steger, Helmut Reidlingshöfer, Theo Götz oder Sabine Schönleben-Nöhring (mit Kempe Vertretungsberechtigte der GbR) über Begegnungen an der rustikalen Sitzgruppe. An der sei fast immer jemand anzutreffen, was belegt, dass der Hutewald zu einem Kernstück im Dorfleben von Gunzendorf und Elgersdorf geworden ist.
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