Hohe Wertschätzung für Ehrenkreisbrandrat Gerhard Dollinger

NEUSTADT/AISCH - Gratulation mit Pauken und Trompeten: Die Freiwillige Feuerwehr Neustadt gratulierte ihrem Ehrenkommandanten Gerhard Dollinger mit dem Spielmannszug zu dessen 90. Geburtstag, der eigens zu diesem Anlass noch einmal “zusammengetrommelt” wurde.

Ein bewegender Augenblick für den Mann, der über Jahrzehnte das Feuerwehrwesen in Stadt und Kreis sowie im Bezirk maßgeblich geprägt hatte. Das brachte in seiner Würdigung der Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbandes, Dieter Marx, mit Stellvertreter Holger Heller zum Ausdruck, den Gerhard Dollinger von 1974 bis 1988 geleitet hatte. Es sei sein großes Verdienst gewesen, dass die mittelfränkischen Wehren - wie etwa bei der Funkalarmierung - “immer vorne dran gestanden” hätten. Sein immenses Wissen sei auch heute noch bei jüngeren Kameraden geschätzt, ermunterte Marx den vitalen 90-jährigen, auch weiterhin zu den Treffen der ehemaligen Führungskräfte zu kommen.

Den Glückwünschen schloss sich Kreisbrandrat Alfred Tilz mit der hohen Wertschätzung an, die der ehemalige Kreisbrandrat noch uneingeschränkt genieße. Eine “historische” Aufnahme als Erinnerungsgeschenk identifizierte der Jubilar sofort als Einsatz vor Jahrzehnten in Stübach. Vom Familien- und Freundeskreis im Wintergarten des “Allee-Hotels” wechselte Gerhard Dollinger zum Gedankenaustausch mit den Feuerwehrkameraden in dessen “Orangerie“, in der aus einem reichen Erinnerungsschatz so manche Episode des sehr bewegten Feuerwehrlebens zur Sprache kommen sollte. 

Umgebautes Wehrmachtsfahrzeug

Vor der war der Veteran “Friedrich” unter den Einsatzfahrzeugen aufgefahren, die in der Ära Dollinger angeschafft worden waren, um die Einsatzeffizienz der Wehr stetig zu verbessern. Angefangen hatte alles mit dem Umbau eines liegengebliebenen Wehrmachtsfahrzeuges, erinnerte sich Gerhard Dollinger, der sich nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft schon im Oktober 1946 in den Dienst der Feuerwehr Neustadt gestellt hatte.

© Harald Munzinger

Deren Vorsitzender Johann Schmidt hatte zum Jubiläum eine lange Datenliste zusammengestellt. 1956 hatte Gerhard Dollinger das Amt des Kommandanten übernommen und bis 1973 inne. Die Beschaffung von drei Fahrzeugen, die Einweihung des Gerätehauses anlässlich des Heimatfestes 1960, die Berufung zum Kreisbrandinspektor des Altkreises Neustadt/Aisch, die Gründung der ersten Feuerwehr-Jugendgruppe im Landkreis sowie die Anschaffung von Funkweckern für den stillen Alarm fallen in diese Zeit.

1974 ernannte die Feuerwehr Neustadt Gerhard Dollinger zu ihrem Ehrenkommandanten, da er 1973 zum Kreisbrandrat des Großkreises und im folgenden Jahr zum Sprecher der Feuerwehren Mittelfrankens gewählt worden war und überregionale Aufgaben übernommen hatte. 1988 trat Gerhard Dollinger mit der Ernennung zum Ehrenkreisbrandrat in den “Feuerwehr-Ruhestand”.

Höchste Auszeichnungen erhalten

 Seine Verdienste um das Feuerwehrwesen hatten vielfach höchste Anerkennung erfahren: 1965 bereits mit dem Bayerischen Steckkreuz, 1976 mit dem Feuerwehrehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbandes, 1980 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, 1985 mit der “Goldenen Bürgermedaille” der Kreisstadt sowie 1987 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Das Ehrenzeichen für 40 Jahre aktiven Feuerwehrdienst hatte die Neustädter Feuerwehr ihrem Ehrenkommandanten 1986 verliehen, den Ehrenbrief im März 2012.  

Was in keinen Personalakten zu finden war, hatte Schmidt im “Spiegel”, Ausgabe 28 des Jahrgang 1963 ausgemacht. Da war über die Teilnahme von Bundesschatzminister Dr. Werner Dollinger am Festzug zum 100-jährigen Bestehen der Feuerwehr in seiner Heimatstadt Neustadt berichtet worden - angeführt von dessen Bruder, dem Lebensmittelgroßhändler und Brandinspektor Gerhard Dollinger.

Wirken als Stadt- und Kreisrat   

Unter zahlreichen Gratulanten, die sich im Haus des Jubilars buchstäblich die Türe in die Hand gaben, würdigten Stellvertretender Landrat Norbert Kirsch und Neustadts Bürgermeister Klaus Meier das kommunalpolitische Wirken von Gerhard Dollinger. Von 1966 bis 1996 gehörte er dem Stadtrat an und stellte in dieser Zeit die Weichen der Stadtentwicklung mit, wobei über Fraktionsgrenzen hinweg seine sachorientierte Politik geschätzt  war. Ein Merkmal, das auch den Bruder Dr. Werner Dollinger geprägt hatte, der vor der Wahl in den Bundestag von 1946 bis 1964 Stadtrat gewesen war. Kirsch dankte für die 12-jährige Tätigkeit (1984 bis 1996) von Gerhard Dollinger im Kreistag.

Dankadressen gab es zum 90. Geburtstag auch aus dem Verbandswesen. So hatte Gerhard Dollinger unter anderem von 1971 bis 1975 als  Vorsitzender des ADAC-Ortsclubs Neustadt (Mitglied seit 1953) oder als Verwaltungsrat der Sparkasse im Landkreis Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim sowie weiteren vielseitigen ehrenamtlichen Leistungen “dem Ansehen und dem allgemeinen Wohl seiner Heimatstadt gedient”, wie dies die Stadt mit der Goldenen Bürgermedaille gewürdigt hatte.

Mit großen Interesse verfolgt der vitale 90-jährige das Geschehen in Neustadt und ist bei offiziellen Anlässen ein gerne gesehener Gast. Bescheiden quittierte er viel Anerkennung der Gratulanten mit der Selbstverständlichkeit seiner Generation, da zu sein, wenn man gebraucht wird. Die musikalischen Glückwünsche „seiner“ Feuerwehr, zu der sich auch viele junge Kräfte in dem schon lange aufgelösten Spielmannszug „rekrutierten“, stimmte Gerhard Dollinger zuversichtlich, dass „einem um den Fortbestand dieser Wehr nicht bange sein muss“.