Scheinfeld: Neonazis gingen mit Eisenstangen auf Polizei los
27.5.2014, 21:13 UhrEs war gegen 22 Uhr, als es am vergangenen Samstag in Scheinfeld im Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim krachte. War es bis dahin zwischen etwa 230 angereisten Neonazis und den 2000 Gegendemonstranten recht ruhig geblieben, wurde auf Seiten der Neonazis plötzlich ein „großes Gewaltpotenzial deutlich“, erklärte Polizeivizepräsident Roman Fertinger.
Er sprach von Drohgebärden in Richtung der Gegendemonstranten. Und nicht nur das: Mit Eisenstangen gingen Rechtsextremisten auf die Polizeikräfte los. Zwei Beamte sind dienstunfähig. 19 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Die „Ermittlungen laufen“. Die Aufnahmen der Teleskopkameras werden nun ausgewertet. Es war der einzige größere Zwischenfall in Scheinfeld. 1000 Einsatzkräfte seien vor Ort gewesen, sagte der Polizeivizepräsident.
Er zählte 68 Sachbearbeitungen auf, bei 45 handelt es sich um Personen des rechtsextremen Spektrums – vier davon stammen aus Mittelfranken und sind „einschlägig bekannt“. Daneben gab es 23 Anzeigen, weil verfassungswidrige Zeichen verwendet wurden. In 21 Fällen stellte die Polizei Ordnungswidrigkeiten fest. Hier handelt es sich etwa um Messer und Schlagwerkzeuge, die gefunden wurden. Laut Fertinger sollen gegen Abend Teile des Paulchen-Panther-Liedes abgespielt worden sein.
Mit der Titelmelodie der TV-Serie hatte der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) ein Video unterlegt, in dem er seine Opfer verhöhnte. Man werde den Vorfall „rechtlich prüfen lassen“. Die Stadt Scheinfeld bemüht sich, die ehemalige Diskothek „Nachtwelt“ zu kaufen. Dort sollte am Samstag ein Rechtsrock-Konzert stattfinden. Unterdessen gibt es Hinweise, dass Neonazis im Oktober erneut nach Scheinfeld kommen wollen. Am Dienstag wurden zudem von den Grünen Vorwürfe laut, dass die Polizei-Sondereinheit in Scheinfeld besonders kleinlich Gegendemonstranten kontrollierte, während die Beamten bei den Rechten etwa den Hitlergruß ungeahndet ließen.
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