1. April 1970: Herbert Hisel erneut geehrt

E.S.

1.4.2020, 07:51 Uhr
Hisel findet zusammen mit seiner Frau Sissy Löwinger die neue Goldene Schallplatte zum Anbeißen. Man stiftete ihm zu seinem Erfolg zusätzlich einen Jeep.

© Archiv Hisel findet zusammen mit seiner Frau Sissy Löwinger die neue Goldene Schallplatte zum Anbeißen. Man stiftete ihm zu seinem Erfolg zusätzlich einen Jeep.

Man könnte meinen, daß Hisel („Jou werkli“) in Franken besonders gern gekauft wird. Irrtum! Die Firma, die seine Platten vertreibt, ist der Ansicht: „Nur ganz am Anfang war Franken ein Verkaufsschwerpunkt. Heute stimmt das schon lange nicht mehr“. Hisel hat ein gesundes Verhältnis zu seinen Erfolgsplatten: „Das ist schließlich mein Profit“, meinte er im „Platzl“, wo er sich im schwarzen Trachten-Smoking, in malerisch-buntem Brustschmuck und stilisiertem Kummerband zu seinem Platten-Jubiläum darbot.

Nach seiner zweiten Karriere – im ersten Beruf war er Maschinenbau-Ingenieur – beginnt für den Komiker demnächst ein neuer Start: im Juli wird er zum erstenmal Theater spielen – auf der Löwinger-Bühne seines neuen Schwiegervaters in Wien. Seinen Weg von Nürnberg zu den „Brettern, die das Geld bedeuten“, trägt Hisel auch mit dem Titel seiner nächsten Platte Rechnung: „Herbert Hisel auf Safari“.

Sissy Löwinger, die dem Nürnberger Humoriker in Las Vegas angetraute Wienerin, gibt ihrem Herbert ein Bussi, als er mit der goldenen Schallplatte von der Bühne herunterkommt. Hisel: „Vor hundert Jahren haben wir Bayern den Österreichern eine Sissy entführt, jetzt mache ich es genauso“. Böse ist er auf das Bayerische Fernsehen, das seine goldenen Schallplatten beharrlich ver-schweigt: „Die sind sich selber komisch genug“.

Hisel liegt an der Spitze der deutschen Sprechplatten. Seine Art von Humor ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Er eilt durch Österreich, die Schweiz, durch Südtirol, kreuz und quer durch die Bundesrepublik. Sechsmal besuchte er die USA, Kanada und Hawaii, wo man ihn gar zum Ehrenbürger ernannte. Aber so etwas ist ja dort nichts Seltenes.

Der Humor Hisels ist unkompliziert, vergrößert das Alltagsgeschehen ins Groteske. Hier liegen die Wurzeln seines Erfolges, den er geschickt auszuweiten verstand. Er wirkte in anspruchslosen Filmen mit: „Heubodengeflüster“, „Paradies der flotten Sünder“, „Liebe durch die Hintertür“ und „Frau Wirtin hatte auch ...“. Geschickt gemanagt, trat er in Fernsehsendungen im „Blauen Bock“ und „Der Goldene Schuß“ auf. Wie es in seinem Wiener Bühnendebut zugehen wird, sagt schon der Titel: ,.Das Manöverkind“.

Die Folgen des Absturzes von Traunstein sind überstanden. Hisel ist dünner geworden, insgesamt 26 Pfund. Er bekennt: „Jedes Kilo hat mich 10 000 Mark gekostet“, Aber das ist wohl übertrieben. Wie alles, was er sagt. Er ist halt doch ein rechter Münchner geworden.