100 Kilo Sprengstoff: Bombe am Wöhrder See entschärft

Julia Ruhnau

nordbayern.de

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29.7.2019, 20:41 Uhr

Es war nur ein Bruchstück eines viel größeren Sprengkörpers, doch im Inneren lagerten 100 Kilogramm explosives Material: Ein Schwimmbagger hat am Montagvormittag auf dem Wöhrder See Überreste einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg ausgegraben. Der Blindgänger lag nahe der Dr.-Gustav-Heinemann-Brücke im Uferschlamm des Sees. Ein speziell geschulter Baggerfahrer hatte dort Sondierungsarbeiten durchgeführt – im Oberlauf des Gewässers sollte der Boden vertieft werden. Weil der Bereich laut Daten der Stadt ein Risikogebiet ist, setzte man einen speziell geschulten Arbeiter ein, der dann auch tatsächlich auf eine Bombe stieß. Das explosive Stück wurde von den Einsatzkräften als "gefährlich" eingestuft.

Der Fundort lag nahe des Sebastiansspitals, einer Pflegeeinrichtung direkt am Ufer des Sees. Um eine Evakuierung des Komplexes zu vermeiden, wurde die Bombe in einer Schute abgelegt, einer Art Schwimminsel, die in der Schifffahrt eingesetzt wird - diese wurde dann Richtung Osten verlegt.

2500 Anwohner evakuiert

Bei dem Fund handelt es sich um einen sogenannten Zerscheller, ein Teilstück eines ehemals 450 bis 500 Kilogramm schweren Sprengkörpers mit Aufschlagzünder, der beim Aufprall zwar zersprungen, aber nicht explodiert ist. Die restlichen Teile der britischen Fliegerbombe können laut Sprengmeister Michael Weiß weiterhin im Boden liegen - eventuell sind sie aber auch bereits detoniert.

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Um den Blindgänger zu entschärfen, musste ein Bereich von etwa 500 Metern rund um die Fundstelle zwischen den Nürnberger Stadtteilen Mögeldorf und St. Jobst evakuiert werden. Etwa 2500 Anwohner waren betroffen. Im zu räumenden Radius lag auch ein Inklusives Kinderzentrum der Lebenshilfe, das Senioren- und Pflegeheim Seepark an der Ostendstraße sowie der Business Tower. Eine in der Nähe verlaufende Zugstrecke wurde gesperrt, während der Entschärfung war der Flugverkehr am Airport kurzzeitig unterbrochen.

Business Tower geräumt

Die Evakuierung begann kurz vor 15 Uhr. Der Business Tower war als erstes geräumt, gegen 16.30 Uhr hatten die etwa 2500 Beschäftigten das Gebäude verlassen. Die ursprünglich für 17 Uhr vorgesehene Sprengung verzögerte sich, weil für einige kranke oder bewegungseingeschränkte Menschen aus Wohnungen im Evakuierungsradius spezielle Transporte organisiert werden mussten. Insgesamt waren rund 360 Kräfte von Polizei, THW, Feuerwehr und Rettungsdiensten im Einsatz.

Dann schritten die Sprengmeister zur Tat. Um 18.47 Uhr hatte Michael Weiß, der in Nürnberg bereits mehrere Sprengköpfe entschärft hatte, erfolgreich Zünder und Detonator entfernt. Letzterer wurde vor Ort mit einer kleinen Zündkapsel gesprengt.

Bombe wird recycelt

Auch für den erfahrenen Weiß und seine Kollegen von der Firma Tauber war es ein besonderer Einsatz: Die Entschärfung fand immerhin auf dem Wasser statt. "Ursprünglich war die Bombe etwa 450 Kilo schwer", sagt er, in dem Blindgänger befanden sich noch etwa 100 Kilo "Explosivmasse".

Die Anwohner durften kurz nach 19 Uhr zurück in ihre Wohnungen, auch die Straßensperren und die Sperrung der Zugstrecke wurden nach der Entschärfung rasch aufgehoben. Der Flugverkehr war nur kurz beeinträchtigt – abgehende Flüge waren nicht betroffen, drei ankommende Flieger konnten allerdings nicht wie geplant landen.

Die Hülle der Fliegerbombe wird von der Firma Tauber übrigens fachgerecht recycelt - nachdem der Sprengstoff entfernt wurde.


Bombenfund am Wöhrder See: Der Live-Ticker zum Nachlesen.


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