182 Tage ausgebucht: Was ist los beim Einwohneramt?
22.3.2017, 05:34 UhrRund eine Stunde kann es zu bestimmten Zeiten dauern, bis einer der Schalter frei ist. Begehrt sind deshalb feste Termine, die man zuvor via Internet reservieren kann.
"Eine gute Möglichkeit." Das dachte sich auch unser Leser Heinrich Schroeter, der seinen Personalausweis verlängern lassen wollte. Doch als er den elektronischen Terminkalender des Einwohneramtes befragte, war er dann doch leicht irritiert. "Das System konnte keinen freien Termin in den nächsten 182 Tage [sic!] finden", las er da auf der Internetseite des Amtes. "Da fühlt man sich als Bürger schon etwas 'auf den Arm genommen'", sagt der 75-Jährige. Offenbar sei die Möglichkeit einer Terminvereinbarung rein theoretisch, so Schroeter, der sich fragt, was die Stadt mit "einem Service nur zum Schein" denn eigentlich bezwecke.
Behördenchef Olaf Kuch räumt ein, dass die Termine immer schnell vergriffen sind. Nur: 182 Tage im Voraus sei das Amt dann doch nicht ausgebucht. "Wir schalten die Termine immer nur sechs bis acht Wochen im Voraus frei."
"Termintreue" ist mangelhaft
Der Chef des Einwohneramtes gibt zu, dass er kein großer Freund des elektronischen Kalenders ist. Die "Termintreue" der Bürger sei nämlich schlecht. Nur 40 Prozent der Reservierungen werden laut Kuch wahrgenommen, "der Rest geht flöten". Gleichzeitig binde das System relativ viele Kapazitäten, weil immer genügend Zeit freigehalten werden müsse.
Die Angabe mit den 182 Tagen kann sich der Amtsleiter allerdings nicht erklären. Er vermutet einen Systemfehler. Darauf deuten auch Selbstversuche der Redaktion hin. Die Meldung erscheint offenbar, wenn man sich nicht sofort den nächsten freien Termin vorschlagen lässt, sondern erst selbst im Kalender nach freien Terminen sucht. Nutzt man dagegen gleich die Suchfunktion, zeigt der Computer derzeit für April noch mehrere freie Zeitfenster an.
Heinrich Schroeter ist damit nicht zufrieden. Benutzerfreundlichkeit sehe anders aus, "das ist hanebüchen". Dem mag Olaf Kuch nicht widersprechen. Er will jetzt den Bedienungskomfort des Systems, das bei der Stadt seit Jahren im Einsatz ist, noch einmal überprüfen lassen.
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