210 Flüchtlinge kommen nach Ziegelstein
18.3.2016, 08:00 UhrIm Gemeindesaal der evangelischen Kirche herrscht großer Andrang. Rund 200 Menschen sind gekommen, um zu hören, was es Neues über die geplante Flüchtlingsunterkunft in der Rathsbergstraße 23 gibt. "Wir können heute Abend nicht das Flüchtlingsproblem lösen", begrüßt Tobias Schmidt, Chef des Vorstadtvereins Nürnberg-Nord die Gäste. "Aber wir können verhindern, dass aus ungestellten Fragen Gerüchte oder Vorurteile werden."
Schon seit Monaten wird im Stadtteil spekuliert, was im Anwesen neben der Norma-Filiale passieren wir. Jetzt legt Robert Busse die Fakten vor. Er ist als Sachgebietsleiter bei der Regierung von Mittelfranken mit der Unterbringung von Flüchtlingen beschäftigt. "Wir bauen hier eine Gemeinschaftsunterkunft für 210 Menschen", erklärt er. "Dabei handelt es sich um Flüchtlinge aus unterschiedlichen Herkunftsländern."
Geplant ist ein Gebäude mit 47 einzelnen Appartements für jeweils drei bis fünf Menschen. Jedes ist mit eigenem Bad und Küche ausgestattet. „Das ist eine sehr gute Form der Unterbringung“, meint Busse und ergänzt: "An vielen anderen Orten wären wir froh, so etwas realisieren zu können." Erwartet werden sowohl Einzelpersonen als auch Familien mit Kindern. Busse betont: "Das ist eine Mischung, die erfahrungsgemäß zu einem sehr friedlichen Miteinander führt."
Voraussichtlich im Mai soll die Unterkunft eröffnet werden und damit voraussichtlich die 133. Einrichtung dieser Art in Nürnberg werden. "Insgesamt haben wir dann 24.000 Asylsuchende in Mittelfranken", sagt Busse. Zum Vergleich: 2007 gab es 19 000 Flüchtlinge in ganz Deutschland. Busse geht davon aus, dass die meisten Bewohner in der Unterkunft zwei bis vier Jahre verbringen werden. "Es gibt also keinen schnellen Wechsel, die Menschen können sich im Stadtteil wirklich integrieren."
Die direkten Anwohner sehen das deutlich skeptischer: "Ich glaube, das wird alles etwas zu positiv dargestellt", meint Klaus Rohrhuber, der gegen das Projekt klagen will und auch eine Interessengemeinschaft für "Kritische Anwohner" ins Leben gerufen hat. "Wir sind gänzlich unpolitisch und wollen lediglich, dass unsere Sorgen und Ängste bezüglich der Sicherheit ernst genommen werden", meint er.
"Wir sehen die Sicherheitslage sehr unaufgeregt", entgegnet Heinz Hegendörfer, Leiter der Polizeiinspektion Ost. „Wir haben bereits 41 Unterkünfte in unserem Einsatzgebiet und konnten immer wieder feststellen, dass Asylsuchende sehr kooperativ sind. Wenn es Einsätze gibt, dann immer nur bei Handgreiflichkeiten innerhalb der Unterkünfte.“ Zwei Hausmeister wird es in dem Gebäude geben, die tagsüber anwesend sind. Ergänzend kann bei Bedarf ein Wachdienst kommen. Für die sozialpädagogische Betreuung der Flüchtlinge hat sich die evangelische Stadtmission beworben. Ergänzend wurde im letzten Jahr ein Arbeitskreis Flüchtlinge gegründet, der ehrenamtlich helfen will.
Dennoch bleiben in Ziegelstein noch ein paar Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel: Wo die Kinder aus der Unterkunft zur Schule gehen werden, da die Grundschule vor Ort ohnehin schon am Rand ihrer Kapazitäten ist. „Vermutlich werden sie am Anfang in Langwasser in eine Übergangsklasse kommen“, erklärt Susanne Mahlein vom Arbeitskreis Flüchtlinge in Ziegelstein, dem inzwischen 50 Interessenten und rund 30 Aktive angehören. Der Helferkreis will zusammen mit Vorstadtverein-Nord-Chef Tobias Schmidt im Stadtteil vermitteln und mit Kritikern das Gespräch suchen. Für Gesprächsstoff sorgt auch das Problem, dass es in der künftigen Flüchtlingslingsunterkunft zwei Werkswohnungen gibt, wo nun die betroffenen Familien auf der Suche nach Ersatz sind.
Viele Ziegelsteiner wünschen sich im Übrigen einen "Tag der offenen Tür" damit man die Einrichtung vor der Eröffnung kennenlernen und Vorurteile abbauen könne. Nach einem Termin wird gesucht.
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