23 Fragen an den Maler Manfred Hürlimann

24.11.2009, 00:00 Uhr
23 Fragen an den Maler Manfred Hürlimann

© Hürlimann

Manfred Hürlimann: Schon als kleiner Junge zeichnete ich gerne. Als ich das Karikaturenbuch von Ernst Hürlimann in die Hände bekam, kopierte ich die Zeichnungen sofort. Dann fragte ich meine Eltern, was für einen Beruf denn Ernst Hürlimann hätte. Sie sagten, er sei Architekt (was ja auch stimmte). Daraufhin wollte ich Architekt werden. Damit wären Sie auch zufrieden gewesen. Wie sich für meine Eltern später zu ihrem Leidwesen herausstellte, meinte ich seine Zeichnungen und nicht den Beruf, mit dem er sein Geld verdiente.

NZ: Auch Genies haben Hunger: Was haben Sie gestern zu Mittag gegessen?

Hürlimann: Eine Gelberübensuppe.

NZ: Wo fängt Kunst an und wo hört sie auf?

Hürlimann: Die Kunst fängt im Kopf an – und da hört sie auch auf.

NZ: Welche Techniken stehen Ihnen zu Gebote?

Hürlimann: Die Malerei beginnt bei mir schon mit der Auswahl der Leinwand und mit der Grundierung. Ansonsten: Acryl auf Leinwand; Bleistift, Buntstift, Aquarell auf Papier.

NZ: Welchen zeitgenössischen Nürnberger Künstler schätzen Sie besonders – und warum?

Hürlimann: Günther Paule, weil er ein von der Kunst durchdrungener, sich allen Moden verweigernder Künstler ist – wie ich.

NZ: Was ist der Sinn des Lebens?

Hürlimann: Für mich: Kunst zu machen.

NZ: Wie wichtig ist Ihnen die so genannte Hochkultur wie Staatstheater, Opernhaus, klassische Konzerte?

Hürlimann: Sehr wichtig. Theater genauso wie Musik. Ja, sie inspirieren mich. Zum Beispiel das Stück, «Gesäubert» von Sarah Kane, oder aus der Musik «Tristan und Isolde» von Richard Wagner.

NZ: Wie hart ist der Konkurrenzkampf unter Künstlern in Nürnberg?

Hürlimann: Konkurrenz gibt es nur dort, wo es Maßstäbe gibt – ich kann keine erkennen. Die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz verschwimmen heutzutage.

NZ: Hat man größere Chancen bei den Frauen, wenn man Künstler ist?

Hürlimann: Mag sein.

NZ: Wie wichtig ist die öffentliche Förderung der Künste?

Hürlimann: Die Förderung der Künste in allen Richtungen ist sehr wichtig, da es sonst vieles nicht gäbe, was das Leben lebenswert macht. Allerdings sollte die Kunst autonom bleiben, auch auf die Gefahr des Scheiterns hin. Denn ohne Scheitern kann es auf Dauer keine Qualität geben. Leider gibt es Tendenzen – gerade in der Bildenden Kunst in Nürnberg –, die Autonomie zu beschneiden.

NZ: Wozu braucht es eigentlich eine Kunstakademie?

Hürlimann: Um sich als Künstler zu entwickeln. Um sich zu reiben an anderen Studierenden, um Vorlesungen zu besuchen, um zu einem eigenen Weltbild zu kommen. Denn nur mit einem eigenen Weltbild kann man Kunst schaffen.

NZ: Beschreiben Sie ihr derzeit schlechtestes Werk – und Ihr bestes?

Hürlimann: Heute sind meine Bilder besser als gestern, aber schlechter als morgen (auch wenn es nicht stimmt). Das ist der wahre Antrieb, denn wenn es nicht so wäre, würde ich mich nur selbst reproduzieren.

NZ: Haben Sie jemals mit dem Gedanken gespielt, Nürnberg zu verlassen – und warum sind Sie immer noch hier?

Hürlimann: Meine Meinung ist: Entweder wechselt man schon während des Studiums, oder man nimmt die Herausforderung an, hier zu arbeiten.

NZ: Wo in Nürnberg finden die besten Ausstellungen statt?

Hürlimann: Die können überall stattfinden.

NZ: Wenn Sie noch mal von vorne anfingen – was würden Sie anders machen?

Hürlimann:Nichts.

NZ: Wie haben Sie Ihren Eltern beigebracht, dass Sie Künstler sind?

Hürlimann: Das hat sich schon in meiner Kindheit abgezeichnet. Meine Eltern erzählten mir später, dass schon in der Grundschule meine Lehrerin zu ihnen sagte: Der wird einmal ein Künstler.

NZ: Wann nervt Kunst?

Hürlimann: Wenn sie nur noch aus Kommerz besteht.

NZ: Was ist Stil?

Hürlimann: Wenn man sich erst einmal als Künstler gefunden hat, dann hat man auch automatisch einen unverwechselbaren Stil.

NZ: Lesen Sie Kritiken über Ihre Arbeit?

Hürlimann: Gerne, wenn sie gut sind. Schlechte aber auch, denn nichts ist schlimmer für einen Künstler, als nicht wahrgenommen zu werden.

NZ: Wie finden Kinder Ihre Werke?

Hürlimann: Kinder gehen immer offen darauf zu, mit zum Teil interessanten Fragen. Das hängt aber vom Alter ab.

NZ: Wie heilig ist Ihnen die Kunst?

Hürlimann: Von heilig würde ich nicht sofort sprechen. Aber Kunst hat die Aufgabe – und das schon zu Urzeiten –, sichtbare und unsichtbare Dinge zu bannen. In diesem Sinne ist sie auch heilig.

NZ: Haben Sie Angst vor dem Tod?

Hürlimann: Nein – aber vor dem Sterben.

NZ: Was ist Schönheit?

Hürlimann: Vollkommenheit, und da gibt es keinen verbindlichen Maßstab, auch wenn mancher Künstler danach sucht. Zum Beispiel das schwarze Quadrat von Malewitsch.

Keine Kommentare