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28. September 1971: Mit Veloziped begann die steile Helfer-„Karriere“

28.9.2021, 07:00 Uhr
28. September 1971: Mit Veloziped begann die steile Helfer-„Karriere“

© NN

Die traditionelle Verbundenheit der Stadt mit dem Roten Kreuz reicht sogar noch weiter. Denn vor 100 Jahren, am 23. Oktober 1871, wurde hier der erste Vertretertag der deutschen Landeshilfsvereine abgehalten, einer Vorgänger-Organisation.

Damals stand die Hilfe für den Verwundeten und Kranken, insbesondere für den verwundeten Soldaten, im Vordergrund. Daher blühte das Schwesternwesen auf. An vielen Orten schufen sich die Rot-Kreuz-Organisationen eigene Krankenanstalten. Das Transportwesen des Deutschen Roten Kreuzes wurde entwickelt.

Es waren freilich bescheidene Anfänge, die ihren Ursprung in primitiven Tragen hatten. Erwähnenswert ist das von der freiwilligen Sanitätskolonne Nürnberg um die Jahrhundertwende viel verwendete Veloziped, mit dem zwei Sanitäter auf Fahrrädern Kranke und Verletzte über weite Strecken transportieren konnten. Erst zur Jahrhundertwende wurde der „Landauer“ entwickelt, der von Pferden gezogen wurde und bis Ende der 20er Jahre vielen Krankenhäusern und Rot-Kreuz-Dienststellen als das beste Transportmittel diente.

In Nürnberg wurden im Jahre 1908 die ersten Sanitätsautos in Dienst gestellt. Aber der erste Weltkrieg machte – ebenso wie der zweite – andere Dimensionen erforderlich. Für die Massentransporte wurden Krankentransportomnibusse und Eisenbahnzüge eingesetzt.

Doch schon im vorhergegangenen Krieg 1870/71 hatten sich Nürnberger Männer- und Frauenvereine durch Ihre Hilfe ausgezeichnet. Gemeinsam mit der Stadt hatten sie zehn Lazarette mit 400 Betten errichtet, in denen rund 1300 verwundete Soldaten gepflegt wurden. Es waren Nürnberger, die unter anderem bei Sedan, Gravelotte und Mars la Tour den Verwundeten halfen. Viele von ihnen, die an vorderster Front ihren Mann standen, kehrten nicht mehr zurück.

Danach verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Frauenvereine, denen sich ein schier unermessliches Betätigungsfeld auftat. Sie arbeiteten in der Landkrankenpflege, kämpften gegen die Säuglingssterblichkeit, errichteten die ersten Mütterberatungsstellen, Milchküchen, Wochenpflegestationen und schickten die ersten Fabrikpflegerinnen in die aufkommenden Gewerbe- und Industriebetriebe, verschickten blutarme Mädchen in geeignete Koststellen, errichteten Arbeiter-Walderholungsstätten und vieles andere mehr. Es war eine breite Palette, wie sie heute kaum mehr vorstellbar ist.

Mit dem Kaiser und den Fürsten ging auch die damalige Spitze des Deutschen Roten Kreuzes. Aber im Jahre 1921 gab es eine Neugeburt der Organisation. Zwei Aufgabengebiete standen jetzt im Vordergrund: die Wohlfahrtsarbeit und der Rettungsdienst. Vor allem er machte eine stürmische Entwicklung durch. Zwar standen sich noch 1920 motorisierte Krankentransporte und solche mit Pferdegespannen in gleichen Größenordnungen gegenüber, aber im Volksmund hatte sich schon der Spruch eingebürgert: „Die Behörde hat die Pferde, das Rote Kreuz die Autos.“

Am 29. November trat das Gesetz über das Deutsche Rote Kreuz in Kraft und bedeutete den Verlust der Unabhängigkeit und die völlige Gleichschaltung, die die Rechtsstellung änderte und das DRK in 15 Landesstellen entsprechend den 15 Wehrkreisen – einteilte. Indirekt war damit der Weg gewiesen, den auch das Nürnberger Rote Kreuz zu gehen hatte: an der Front und zu Hause Hilfe zu leisten.

Nach dem Zusammenbruch erteilten die amerikanischen Besatzungsbehörden bereits am 22. Mai 1945 dem damaligen Oberbürgermeister von München, Dr. Scharnagl, den Auftrag, den Neuaufbau des Roten Kreuzes und eines entsprechenden Rettungsdienstes in die Wege zu leiten. Am 2. Juli 1949 wurde der ehemalige Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Otto Geßler Präsident des BRK.

Tausende von Flüchtlingen und Heimatvertriebene kamen 1945 und 1946 nach Nürnberg und mußten versorgt, betreut und verpflegt werden. Die Hauptsorge galt zuerst der Betreuung der heimkehrenden Soldaten und den später folgenden Kriegsgefangenen. Der Suchdienst war kaum in der Lage, die Flut von Suchanträgen zu bewältigen. Erst nach der Währungsreform 1948 war es dem Roten Kreuz in Nürnberg wieder möglich, in der Nunnenbeckstraße für den Unfallrettungsdienst und Krankentransport eine Unterkunft zu bekommen.

Durch eine große Mitgliederwerbung in den Jahren 1958 bis 1965 konnte der Kreisverband endlich die erforderlichen Mittel beschaffen und eigene Diensträume in der Nunnenbeckstraße erstellen. Heute gehören dem Kreisverband neben 708 aktiven Sanitätern, Schwesternhelferinnen, Rettungsmännern der Bergwacht, der Wasserwacht und dem Jugend-Rot-Kreuz 25 510 fördernde Mitglieder an.

Der Aufgabenbereich des BRK beschränkt sich mittlerweile längst nicht mehr auf die Bundesrepublik. Wann immer im Ausland durch Katastrophen, Krieg oder Seuchen Hilfen notwendig wird, springt das BRK ein.

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