3. Februar 1970: Erholung im Sebalder Forst gefährdet

3.2.2020, 07:33 Uhr
Eines der lustigen Schilder des Männleinweges mitten im Wald. Wenn hier die Panzer fahren, kann niemand mehr spazieren gehen.

© Archiv Eines der lustigen Schilder des Männleinweges mitten im Wald. Wenn hier die Panzer fahren, kann niemand mehr spazieren gehen.

Der Herr über den gefährdeten Staatsforst, fürchtet um den wertvollen Baum- und Tierbestand und vor allem auch um das Wasser der Gründlach. Wie mehrfach berichtet, bestehen Absichten, das Übungsgelände auf Nürnberg auszuweiten, damit eine Wasserschutzzone für Erlanger Brunnen von den US-Truppen freigegeben wird. Nach einer Auskunft von Ministerpräsident Alfons Goppel vor dem bayerischen Landtag in der vergangenen Woche hat sich an diesen Absichten nichts geändert, wenngleich die entsprechenden Verträge angeblich noch nicht unterschrieben sind. Peter Link betont, daß die Erweiterung um 408 Hektar lediglich auf dem Papier stehe.

In Wirklichkeit würden dem Truppenübungsplatz 500 bis 600 Hektar im Südosten zugeschlagen. Auch von einer Breite von 500 Metern entlang der jetzigen Grenze, wie eine Auskunft der Bayerischen Staatskanzlei an die „Nürnberger Nachrichten“ lautete, könne keine Rede sein. In Wirklichkeit seien es bis zu zweieinhalb Kilometer, so daß die Grenze des Übungsplatzes tatsächlich bis auf 1500 Meter an Buchenbühl heranrückte. Die neue Grenze bedeutet unter anderem, daß die vor einigen Jahren für eineinhalb Millionen DM ausgebaute Straße von Neunhof nach Kalchreuth verlegt werden muß. Diese Verlegung ist den Amerikanern bereits zugesichert. Die Kosten für die neue, auch für Panzer befahrbare Straße, werden auf mindestens drei Millionen DM geschätzt. Die alte Straße wird verschwinden, da sie die US-Truppen mit Panzer überqueren müssen.

In ständigem Kontakt

Gerade diese Panzer werden von den Forstleuten gefürchtet. Peter Link versichert, daß mit den örtlichen Offizieren der Amerikaner gegenwärtig ein gutes Einvernehmen herrscht. Sie stehen in ständigem Kontakt mit den Forstämtern und sind bemüht, den Wald zu schonen. Die Forstämter bangen jedoch vor jedem Kommandowechsel, dies um so mehr, als jetzt das US-Oberkommando eingeschaltet ist, das auf seinen „Rechten“ beharrt. Die Kommandeure weisen die Truppen an, die Bäume möglichst nicht an- und umzufahren. Sie sagen aber auch: „Wir können uns nicht in jeden Panzer setzen und aufpassen.“ Für die Forstleute gibt es keine Garantie, daß der Wald im Panzerübungsgelände nicht beschädigt wird, und für Oberforstmeister Link ist eine Schonung auch gar nicht möglich, weil die Bäume viel zu dicht stehen.

Wenn die Panzer in Formation fahren wollen, muß der Waldbestand gelichtet werden. Ein Panzer braucht zehn, und wenn er wenden will, 20 bis 30 Meter Platz. Die Folge ist, daß auf dem empfindlichen Boden die restlichen Bäume durch Sturm oder Trockenheit vernichtet werden. Das gleiche wird auch für die Gründlach befürchtet. Der Bach ist über eine weite Strecke die Grenze zum Übungsgelände. Sein Wasser bezieht er aus dem Norden und diese zuführenden Gewässer werden durch die übenden gepanzerten Fahrzeuge vernichtet. „Das Ausmaß der Benutzung des Geländes kann heute von uns noch nicht vorausgesagt werden“, sagen die Amerikaner. „Aber“, folgert Oberforstmeister Link, „beim Essen kommt der Appetit“. Er ist sicher, daß in diesem Wald auch die Kanonen der Panzer mit „Platzpatronen“ schießen werden. Falls es zur Erweiterung des Geländes kommt, sieht der Oberforstmeister dieses Gebiet für die Nürnberger, Fürther und Erlanger für immer als verloren an. Dies trifft ihn besonders bitter, als gerade jetzt der Ausbau dieses Gebietes für die Naherholung in greifbare Nähe gerückt ist. Vorgesehen sind u. a. Parkplätze für Wanderer, ein großes Rehgehege, Liegewiesen und ein Indianerspielplatz für Kinder. 

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