365-Euro-Ticket: Warte-Wahnsinn vor VAG-Servicecenter am Hauptbahnhof
10.9.2020, 15:56 UhrDie Wut der Menschen, die in den vergangenen Tagen stundenlang vor dem VAG-Kundencenter in der Königstorpassage gestanden haben, um ein Ticket zu kaufen, bricht sich Bahn: „Offensichtlich ist die VAG weder auf den Kundenansturm zum Schuljahresbeginn vorbereitet noch hat sie Lösungen gefunden, um eine virusbedingte Zugangsbeschränkung zu ihrem Center aufzufangen“, schreibt uns Leser Peter F. aus Nürnberg. „Ich habe – obwohl Abonnent – noch nie viel von der Leistungs- oder Innovationsfähigkeit der VAG gehalten. Aber die Verschlafenheit und Inkompetenz, die die VAG gegenwärtig vor ihrem Center offenbart, schreit zum Himmel!“
Ein anderer Leser schreibt, in der Schlange stehend, eine Mail an die Redaktion: „Im Moment stehen wir seit über einer Stunde hier und sind gerade mal vielleicht fünf Meter vorangekommen.“ Er fragt, warum die VAG nicht mehr Stände aufbauen könne, um den Andrang abzufedern. Leser F. aus Feucht fragt: „Ist es normal, dass in Corona-Zeiten und in Bayern, dem Land der Digitalisierung mit Laptop und Lederhose, es ein Mehrfaches länger dauert, eine Monatskarte zu kaufen, als eine Weltreise mit Flug und Hotel zu buchen?“
Pünktlich zum Schulanfang: VAG rüstet auf
Schlange in diesem Jahr besonders lang
Jedes Jahr zum Schulbeginn sind die Schlangen vor dem VAG-Kundencenter lang. In diesem Jahr besonders. Die Gründe dafür sind vielfältig. „Viele Eltern haben offenbar abgewartet, ob die Schulen tatsächlich wieder aufmachen“, sagt Jürgen Rauch, Leiter des Kundenservice bei der VAG. „Wir konnten beobachten, dass wir ab dem Tag, an dem das Kultusministerium klarstellte, dass Präsenzunterricht stattfinden wird, regelrecht überrannt wurden.“ Man habe schon alle Beratungsschalter in Verkaufsschalter umgewandelt, um mehr Kunden bedienen zu können, sagt Rauch. Dennoch ist es für die VAG schwierig, weil aufgrund der Corona-Pandemie zudem strenge Zugangsbeschränkungen und Abstandsregeln gelten.
Das größte Problem sei aber, dass offenbar ganz viele Menschen nicht wissen, dass sich zahlreiche Tickets, auch mit längerer Geltungsdauer, online kaufen lassen, so Rauch. Man müsse nicht einmal zwingend die Zustellung durch die Post abwarten, wenn man kontrolliert werde, kann man den Nachweis auch nachträglich erbringen. Zudem könnten Kunden schon seit Juli das neue 365-Euro-Ticket online erwerben, das dann seit 1. September (für Azubis seit 1. August) gültig ist. Man sei auch etwas ratlos, so Rauch. Man habe schon in den Schulen vor Ferienbeginn Infobriefe verteilt, Flyer gedruckt, online informiert.
Formulare müssen vollständig sein
Jeder, der ein Ticket erwerben will, muss bestimmte Formulare mitbringen, teilweise müssen sie von den Schulen abgestempelt sein. „Wir brauchen einen sicheren Nachweis, dass jemand berechtigt ist, ein Schülerticket zu kaufen“, so Rauch. Mit den Formularen gebe es die meisten Probleme, oft fehle der Stempel und es gebe Kunden, die versuchten, sich mit gefälschten Bestätigungen ein Ticket zu erschleichen. Oft kämen Minderjährige ohne Elternteil in das Center. „Dann können wir auch nichts verkaufen, weil der Elternteil die Einzugsermächtigung unterschreiben muss“, so Rauch.
Um zu vermeiden, dass Leute erst am Schalter erfahren, dass ein Beleg oder etwas anderes fehlt, um den Kauf abzuschließen, hat die VAG ihre Fachkräfte im Fahrbetrieb fürs Warteschlangenmanagement abgestellt. „Manches Problem lässt sich auch am Automaten lösen, dabei helfen sie dann auch.“
Info:
Seit dem Beginn des Verkaufs im Juli haben bereits rund 5500 Kunden ein 365-Euro-Ticket des VGN erworben. Bezahlt der Schüler oder anderweitig Berechtigte das Ticket mit einer Einmalzahlung, kann er es über die VGN-App, den VGN-Onlineshop (shop.vgn.de), in den Verkaufsstellen der Verkehrsunternehmen im Verbund und im VAG-Kundencenter in der Königstorpassage am Hauptbahnhof sowie auch an den Automaten der VAG und der Bahn erwerben.
Es muss immer ein gültiger Verbundpass vorliegen, da die Verbundpassnummer beim Kauf einzugeben ist. Azubis einer Nürnberger Berufsschule sowie die Schüler, die eine öffentliche Schule in Nürnberg besuchen, können ihr Ticket über meinabo.vag.de/ausbildung bestellen und – anders als auswärtige Schüler und Azubis – auch in monatlichen Raten zahlen.
Im Verlauf des Bestellprozesses werden die Daten – nach Einwilligung – mit einer vom Schulträger bereitgestellten Datenbank abgeglichen. Privatschüler müssen jedoch, mangels Datenbank, ins Kundencenter kommen.
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