400 Plätze: Neue Flüchtlingsunterkunft in Nürnberg eröffnet
4.5.2019, 06:11 UhrMaly erläutert im NZ-Gespräch, dass die Vereinbarung mit dem Investor noch aus dem Januar 2016 stammt, als angesichts der enormen Zahlen an Flüchtlingen, die Nürnberg aufnehmen musste, dringend Kapazitäten geschaffen werden mussten. "Wir hatten damals rund 4000 Menschen in Notunterkünften untergebracht", erinnert Maly an eilig aufgestellte Hallendörfer oder auch die vorübergehende Nutzung des alten Langwasserbads als Asylbewerberheim.
Diese Zeiten sind lange vorbei, doch erst jetzt ist der Ziegelsteiner Neubau mit seinen 400 Plätzen fertig geworden. Der sei aber trotzdem keineswegs überflüssig, betont Maly. "Wir können nun an einem besseren Belegungsmanagement arbeiten." Wegen der zurückgehenden Zahlen habe man ohnehin die Verträge mit den Betreibern vieler städtischer Gemeinschaftsunterkünfte schon gekündigt.
Von einstmals über 170 Einrichtungen (etwa ehemalige Hotels oder Arbeiterunterkünfte) sind laut Datenreport des Sozialreferats Ende Februar noch 96 mit 3216 Bewohnern übrig geblieben, hinzu kommen 16 GU, die von der Regierung von Mittelfranken betreut werden (1434 Personen). Insgesamt – andere Unterbringungsformen also mit eingerechnet – lebten Ende Februar noch 6067 Menschen als Flüchtlinge in Nürnberg, im November 2016 waren es 8337. Bei den Herkunftsländern liegen in der aktuellen Statistik Irak (1466), Syrien (1210) und Äthiopien (846) vorne. Durch die zurückgehenden Zahlen könne man noch viele weitere kleinere Einrichtungen abmieten und die Bewohner in den Neubau in Ziegelstein ziehen lassen, sagt Maly – denn der sei trotz der Größe für Familien bestens geeignet.
Die Einzimmerapartments werden mit maximal vier Personen belegt und sind mit zwei Stockbetten, einem Schreibtisch, einem Fernseher, einem Essenstisch sowie Küchenzeile und Bad mit Waschmaschine ausgestattet. Die Konflikte in anderen großen Unterkünften stammen oft daher, dass sich die Bewohner in Gemeinschaftsküchen oder -bädern in die Haare geraten – diese Problematik wird in Ziegelstein dadurch ausgehebelt, dass jede Familie oder Wohngemeinschaft ihren eigenen Bereich hat, dort selbstständig leben kann. "Es sind autarke Einheiten", erklärt Thorsten Bach, stellvertretender Leiter der Fachstelle für Flüchtlinge im Sozialamt.
Unterkunft liegt über den Standards
Amtschef Maly sagt, dass die Unterkunft über den Standards liege, die für solche Heime vorgeschrieben sind. "Das liegt natürlich auch daran, dass es ein Neubau ist." Eine große Einrichtung an der Münchener Straße, die Ende 2018 als vorletzte neue GU in Betrieb ging, sei nicht so gut ausgestattet. "Aber das ist auch ein umgebautes Gewerbegebäude." Der Betreiber in Ziegelstein bekomme deswegen aber nicht mehr Geld, die Stadt zahle den üblichen Preis von knapp 30 Euro pro Nacht und Kopf. Diese Mittel bekommt die Kommune später vom Freistaat erstattet.
Der Vertrag mit dem Betreiber läuft für fünf Jahre. "Der Investor ist sich sicher, das Haus anderweitig nutzen zu können, wenn sich die Flüchtlingssituation einmal entspannt haben sollte", sagt Maly.
Eine Bürgerin macht sich in einer E-Mail an die NZ Sorgen, dass die doch relativ hochwertige Ausstattung des Hauses in Ziegelstein die Motivation der Flüchtlinge, von staatlichen Hilfen unabhängig zu werden, dämpfen könnte. Maly betont aber, dass man bei den anerkannten Asylbewerbern schon auf den Auszug dränge. Angesichts des angespannten Wohnungsmarkts sei es aber freilich für die Menschen nicht einfach, eigene vier Wände zu finden.