48-Stunden-Performance in den Felsengängen
23.03.2010, 00:00 Uhr
auch in der schwäbischen Kleinstadt Nördlingen. Dort lebte Rebecca Lemp – 40 Jahre alt, Mutter von sechs Kindern und seit 20 Jahren glücklich verheiratet. Als ihr Mann auf Reisen geht, nutzen die Schergen der katholischen Kirche die Gunst der Stunde und verhaften die Frau von der Straße weg. Nachbarinnen, die bereits als Hexen verdächtigt wurden, hatten sie auf der Folterbank als »eine Solche» bezichtigt.
Sieben Briefe im Verlies geschrieben
Im Verlies schreibt die unglückliche Mutter sieben Briefe – anfangs noch guter Hoffnung, bald wieder freigelassen zu werden, am Ende flehend, ihr Gift zu bringen, wohlwissend, dass nur noch Folter und Tod auf sie warten. Nach einem erzwungenen Geständnis wird sie am 9. September auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Da schon damals in Deutschland alles seine Ordnung haben musste, hatte der Rat der Stadt die heimlichen Briefe der Unglücklichen konfisziert und zu ihrer Akte gepackt. Im Stadtarchiv überlebten sie die Wirren der Zeit.
Freiwillig gewählte Isolation
Stefanie Miller und Barbara Kastura haben die Briefe der Rebecca ausgewertet und zu einem Hörspiel umgearbeitet. Das wird während der 48-stündigen Performance in den Felsengängen in einer Endlosschleife zu hören sein.
Dazu wird Stefanie Miller als Schauspielerin in die Rolle der Rebecca schlüpfen. Als moderne Frau in freiwillig gewählter Isolation will sie gucken, was in den 48 Stunden unter Tage bei Brot, Tee und Kerzenlicht alles mit ihr passiert. Ihre Performance soll unter anderem eine Brücke zu moderner Folter wie Mobbing schlagen. In Kleingruppen dürfen Zuschauer zu ihr stoßen, zuhören und Fragen stellen.