Kalenderblatt
9. August 1971: In 30 Stunden von Florida nach Nürnberg
9.8.2021, 07:00 UhrUrsprünglich hätten die fünf Tiere (zwei wurden schon seit einem Monat in Duisburg trainiert, die anderen kamen direkt aus Florida) schon einen Tag früher in Nürnberg sein sollen. Die Ankunft hatte sich jedoch durch einen Streik bei der Fluggesellschaft TWA verzögert.
Um 20.30 Uhr landete am Freitag Flug Nummer 600, eine Boeing 707, in Frankfurt. An Bord waren drei der für Nürnberg bestimmten Delphine und zwei Betreuer: eine Stewardeß von TWA und Captain James Tiebor, Chef der bekannten Florida-Delphin-Show und Vertragspartner des Nürnberger Tiergartens.
Nicht eine Sekunde lang hatte er die Tiere, die während ihrer Reise in einer Art Hängematte ständig mit Wasser berieselt wurden, aus den Augen gelassen. Auch dann nicht, als sie verladen und zusammen mit den beiden Duisburger Delphinen mit Lastwagen in die Noris gebracht wurden. Als sie dann am Samstag um drei Uhr im Tiergarten eintrafen, waren die drei kleinen Wale aus Florida 30 Stunden unterwegs gewesen.
Vier bis sechs kräftige Männer waren notwendig, um die kostbare Fracht (ein Delphin wiegt 2,5 Zentner) auszuladen und zum Becken zu tragen. Zu leicht hätte eines der munteren Tiere aus der Hängematte springen können. „Bis sie das erste Mal geblasen und mit dem Schwanz geschlagen haben“ – so Tiergartendirektor Dr. Manfred Kraus, der zusammen mit Tierarzt Dr. Anton Gaukler den Transport ab Frankfurt begleitet hatte – wurden sie über Wasser gehalten. Erst dann durften sie frei im Becken schwimmen.
Schon eine Stunde später zeigten die beiden Duisburger Delphine eines ihrer 20 Kunststücke: sie sangen – auf „delphinisch“ natürlich. Valerie Springate, die die beiden in Duisburg trainierte, hatte sich sogleich an die Arbeit gemacht, damit ihren Schützlingen das Eingewöhnen nicht so schwer fällt. Noch vier Wochen – so lange gilt die Garantie der Florida-Delphin-Show – wird sie in Nürnberg bleiben.
Großes Show-Programm
Das Programm reicht vom Flossenballspielen, Hürdensprung und Zähneputzen bis zum Twist-Tanzen. Der Höhepunkt ist jedoch noch nicht einstudiert: der Sprung durch den Feuerreifen.
Die anderen drei müssen noch von Trainer Hans-Jürgen Klinckert „auf Vorderman“ gebracht werden. Vor dem Frühjahr werden sie jedoch bestimmt nicht auftreten können, Schon allein, bis sie sich im Nürnberger Delphinarium eingewöhnt haben, wird noch etwas dauern“, meinte er. Tiergartendirektor Dr. Kraus: „Auch die zwei ausgebildeten Tiere müssen sich akklimatisieren. Zunächst wird sich bei ihnen aber ein Leistungsabfall zeigen. Das ist ganz natürlich.“
„Wenn ein Delphin tun soll, was wir wollen, dann müssen wir ihn unmittelbar belohnen“, erzählt Hans-Jürgen Klinckert aus seiner Praxis. „Wenn ich ihm beispielsweise bedeute, daß er springen soll, und er springt, dann pfeife ich im gleichen Augenblick und gebe ihm Fische. Dann weiß er gleich „Aha, das hast du gut gemacht.“
Noch sind die fünf „Flipper“ (einer frißt etwa sieben Kilo Heringe pro Tag) namenlos. In einem Wettbewerb des Tiergartens werden möglichst kurze und originelle Namen gesucht. Die Gewinner werden mit einer Jahresdauerkarte für den Tiergarten und das Delphinarium belohnt.
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