Abfall-Alarm: Immer mehr wilde Müllplätze in der Stadt
21.6.2016, 06:00 UhrNürnberg und der Dreck, ein ewiges Streit-Thema. Die Stadt kehrt und säubert, doch vor allem Einwegverpackungen und immer mehr wilde Müllablagerungen machen dem Servicebetrieb Öffentlichen Raum (Sör) zunehmend zu schaffen. Es ist eine Arbeit, die kein Ende findet: 200 Sör-Mitarbeiter sind laut Bürgermeister Christian Vogel in der Straßenreinigung unterwegs, säubern rund 1300 Kilometer Straße und leeren rund 3300 Papierkörbe im öffentlichen Raum aus. Im Zentrum räumen die Sör-Leute jeden Tag den Dreck weg, bis zu 13 Reinigungstouren sind es pro Woche im Bereich Breite Gasse, Lorenzkirche und Karolinenstraße.
Sör-Chef Christian Vogel sagt: "Nürnberg ist eine saubere Großstadt. Sör ist hier relativ gut aufgestellt, reagiert schnell und situativ." Einige zusätzliche Leute könne er durchaus gebrauchen: "Natürlich kann man immer noch mehr machen." Doch angesichts der angespannten Haushaltslage bleibe es bei dieser Wunschvorstellung, gibt er sich realistisch. Etwa 7000 Tonnen Müll landen jährlich in den Papierkörben an den Straßen und Gehwegen — die Zahl bleibe relativ konstant. Allerdings steigt das Volumen, das "Mehr an Müll" wie Vogel es nennt.
Schuld daran sind die wilden Müllablagerungen: Seit Jahren sind die Sör-Mitarbeiter hier immer mehr gefordert. Gab es im Jahr 2007 insgesamt noch 500 Kubikmeter wilde Müllablagerungen, so stieg das Volumen kontinuierlich an - für das vergangene Jahr vermeldet Sör 3400 Kubikmeter wilde Müllkippen. Die Leute stellen ihren Krempel einfach an irgendeine Ecke und vertrauen darauf, dass sich irgendwer um den Dreck schon kümmert. Das können Tüten mit Haushaltsmüll sein, mitunter werden auf diese Art auch Sofas oder technische Geräte entsorgt. Und: Müll zieht Müll an. Wo schon Dreck liegt, da stellen andere ihren eigenen Abfall dazu.
"Die Hemmschwelle sinkt", beklagt der SPD-Politiker. Der Stadt bleibt nur, den Abfall möglichst schnell zu entsorgen. Doch Sör und der Abfallwirtschaftsbetrieb Stadt Nürnberg (ASN) stoßen hier an "technisch-organisatorische, rechtliche und personelle Grenzen". Ein "Rundum-Sorglos-Paket" mit einer permanenten Reinigung zu jeder Tageszeit sei nicht machbar.
Einwegverpackungen und "To-Go-Becher" sind ein weiteres Problem. Wenig Verständnis hat Vogel für die Auswüchse unserer Wegwerf-Mentalität: Muss man sich den Kaffee in den Pappbecher gießen lassen, wenn man diesen auch schnell im Geschäft trinken kann? Er versteht auch nicht, dass im Handel geschälte Orangen in einer Plastikverpackung angeboten werden: "Das ist Wahnsinn."
Und auch mit dem System der Gelben Säcke ist Christian Vogel wenig glücklich: Die Stadt möchte diesen Verpackungsmüll am liebsten selbst einsammeln. "Einwegverpackungen und das duales System in der jetzigen Form sind ein Rohrkrepierer", sagt Vogel. Auch wenn die Stadt offiziell gar nicht für die Gelben Säcke zuständig ist, so kümmern sich die Sör-Mitarbeiter doch regelmäßig darum, dass diese aus dem öffentlichen Raum verschwinden.
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