AEG-Gelände: Scheitern die Uni-Pläne doch noch?
24.12.2016, 06:00 Uhr"Wir vermarkten es wieder", sagt Bertram Schultze, lokaler Statthalter des Berliner Immobilienentwicklers MIB. Gegenüber der NZ wollte sich Schultze nicht weiter äußern. Im Internet preist die Firma das 175.000 Quadratmeter große Gelände Auf AEG jedenfalls zur weiteren Nutzung an. Über die Hälfte sei schon vermietet. Der Energie Campus auf dem ehemaligen AEG-Gelände sei ein internationales Energieforschungszentrum der Spitzenklasse, heißt es weiter. Von der Ansiedlung einer Technischen Fakultät ist nichts zu finden.
Offiziell halten sich die Verantwortlichen weitgehend zurück. Innenminister Joachim Herrmann hatte Ende November erklärt, dass "mit Hochdruck an der Umsetzung der Pläne für Auf AEG" gearbeitet werde. Finanzminister Markus Söder hatte noch Anfang der Woche gegenüber der NZ festgestellt, "dass es wahrscheinlich im Januar oder Februar" eine Entscheidung zu Auf AEG geben werde. Da es ein Projekt des Freistaats ist, hält sich die Stadtspitze mit der Kommentierung komplett zurück.
"Garching des Nordens"
Zu den Fakten: Am 23. September 2014 hatten die Minister Markus Söder, Joachim Herrmann und Ludwig Spaenle gemeinsam folgenden Satz verkündet: "Dieses Gelände Auf AEG in Nürnberg eröffnet für den Hochschulstandort Nürnberg vielfältige Optionen. Wir beabsichtigen deshalb, wissenschaftliche Einrichtungen insbesondere der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Technischen Hochschule Georg Simon Ohm, aber auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen dauerhaft Auf AEG anzusiedeln."
Spaenle sprach von einem "Garching des Nordens". Insgesamt sollten zwischen 90.000 und 100.000 Quadratmeter angekauft werden. Der Verkäufer, die MIB, war aber nicht vorab eingebunden und konnte die Verhandlungen dominieren, weil sich gleich drei Minister öffentlich geäußert hatten.
Da die Technologische Fakultät der FAU in Erlangen aus allen Nähten platzt, sollten die technologieorientierten Forschungsbereiche nach Nürnberg verlagert und dort ausgebaut werden. Von 50 Lehrstühlen für 5000 Studenten und 850 Beschäftigten war die Rede. Die TH wollte zusätzlich noch 2000 Studienplätze auf Auf AEG neu schaffen oder verlagern. Eine Milliarde Euro würde der neue Uni-Standort dem Freistaat kosten. Es sollten auch noch technologieorientierte Unternehmen Platz haben.
Wunschfläche reicht nicht für FAU und TH
Zu den Problemen: Während Grundstückverhandlungen geführt wurden, bastelten die FAU und die TH weiter an ihren Konzepten. Die Verhandlungen zwischen beiden Hochschulen waren dabei nicht immer frei von Eitelkeiten, und die Wünsche wurden immer mehr: Die FAU wollte am Ende allein eine Nutzfläche von deutlich über 100.000 Quadratmetern und die TH für sich erheblich mehr als 30.000 Quadratmeter.
Wenn die Wünsche erfüllt werden, dann passen beide Hochschulableger zusammen nicht mehr auf Auf AEG. Auch beim Preis gab es keine Einigung. Dem Vernehmen nach soll der Freistaat rund 100 Millionen Euro für das Grundstück geboten haben, die Verkäufer verlangten 120 Millionen Euro. Basis für das Angebot des Freistaats war ein Bodenwertgutachten. An diesen ermittelten Preis ist die öffentliche Hand weitgehend gebunden, wenn sie nicht als Verschwender von Steuergeldern gebrandmarkt werden will.
Probleme über Probleme
Für zusätzliche Probleme sorgte die Bewertung der ehemaligen Fuchslochdeponie, die Altlasten von AEG enthält. Auch hier gab es haushaltsrechtliche Probleme. Umwelttechnisch ist der Umgang mit der Deponie in den Griff zu bekommen, heißt es bei der Stadt. Die Kosten einer Sanierung würden zehn Millionen Euro betragen. Wer kauft, der zahlt.
Ungelöst ist bislang auch, wer am Ende "Auf AEG" organisiert: Wenn es einen Nutzungsmix aus privaten Firmen, TH und FAU gibt, dann dürfen die Hochschulen eigentlich nicht als verantwortliche Organisatoren auftreten. Welche Lösungen gibt es? Alle Beteiligten reduzieren ihre Ansprüche und nehmen die einmalige Chance für Nürnberg wahr.
Schwierig ist dagegen die Suche nach einem neuen Gelände in Nürnberg für die Ansiedlung von Teilen der Technischen Fakultät und der TH: Bis zu 150.000 Quadratmeter werden benötigt, doch die gibt es eigentlich nur auf dem Quelle-Gelände oder auf dem Aurelis-Areal an der Brunecker Straße. Möglich ist auch die Trennung der Zukunftsprojekte von TH und FAU, so dass nur eine Hochschule auf Auf AEG zum Zug kommt und für die andere neue Flächen gesucht werden müssen. Das hätte aber den Nachteil, dass von Synergieeffekten zwischen den wissenschaftlichen Einrichtungen nicht mehr die Rede sein kann. Der Freistaat ist wieder am Zug.
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