Aggressive Wespen legen Nürnberger Süßwarenstand lahm

Nürnberg - Abgesehen von Corona gibt es im Sommer 2020 einen weiteren Nervfaktor in Nürnberg, der für viel Aufregung sorgt: Wespen. Aggressive Insekten haben in Ziegelstein in den letzten Tagen die Menschen so heftig belästigt, dass der Schaustellerbetrieb Kaiser seinen Süßwarenstand am Anger zugesperrt hat.

"So massiv und aggressiv haben wir die Wespen seit Jahren nicht erlebt", berichtet Betreiber Karl-Heinz Kaiser. Hunderte Wespen im Wagen hätten ihm die Arbeit unmöglich gemacht, er wurde sogar gestochen. "Es war eine Plage, daher mussten wir schließen, um die Sicherheit unserer Kunden zu gewährleisten", sagt Kaiser. Am kommenden Wochenende will er aber wieder Zuckerwatte und gebrannte Mandeln auf dem Kirchweihgelände feilbieten.

© Foto: Sebastian Müller

Eine Wespenplage hat auch Werner Volland, Vorsitzender des Brauchtumsvereins Ziegelstein, ausgemacht: "Wir hatten sehr viele Wespen, da konnte man sich fast nicht mehr erwehren." Das nächste Brotbacken des Vereins soll aber am 5. September wie gewohnt ab 8 Uhr am Anger über die Bühne gehen.

In Wöhrd berichtet Herbert Müller, Kirchenvorstand aus St. Bartholomäus, dass sich in seiner Wohnung in der Wöhrder Hauptstraße ein ganzer Wespen-Schwarm in einem Zwischenraum zwischen Dachgebälk und oberster Geschossdecke eingenistet hatte. Plötzlich sei das Nest durchgebrochen – und er hatte in seinem Bad unzählige Wespen. "Wir haben sie in Ruhe gelassen und das Loch in der Wand geschlossen", erläutert Müller, in dessen Schrebergarten in Erlenstegen auch beim Kaffeetrinken "mehr Wespen als sonst"
um den Kuchen schwirrten. Hanne Henke aus dem Bleiweißviertel kann ebenfalls ein Lied von den nervigen Insekten singen. "Das kam mir heuer schlimmer vor als sonst", sagt sie. In ihrem Garten in der Werderau wurde sie auch einmal gestochen.

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So sollten Sie im Hochsommer mit Wespen umgehen

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Zunahme an Stichen

Im Klinikum Nürnberg-Nord hat Oberärztin Vera Baur von der Hautklinik eine Zunahme bei den Behandlungen von Wespenstichen in der Ambulanz während der Hitzewelle im August registriert. Die Menschen hätten nach Stichen Schmerzen und Angst, obwohl im Normalfall Kühlung (mit Eiswürfeln) und Kortisonsalbe zur Linderung ausreichten. Problematischer sei es bei Patienten mit allergischen Reaktionen auf Wespenstiche – hier kann es zu Atembeschwerden kommen.

nordbayern.de

12.8.2020, 13:51 Uhr

Wespen im Anflug: So wehren Sie sich gegen Angriffe

Umweltamtsleiter Klaus Köppel bestätigt eine Zunahme an Anfragen und Beschwerden von Bürgern wegen Wespen im Vergleich zu 2019. Als Ursachen für die Wespen-Situation nennt er das trockene, warme Frühjahr und die dadurch guten Entwicklungsmöglichkeiten für die Insekten. Laut Köppel kann das teilweise aggressive Verhalten der Wespen "auf zunehmend schwierigere Nahrungssuche bei großer Trockenheit zurückgeführt werden".

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Verflixte Wespen: Sie sind wieder da

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Ähnlich sieht es Imker Karsten Burghardt vom Zeidlerverein. "Die Wespen haben eine wichtige Funktion für die Natur, finden aber wegen der großen Trockenheit kaum noch Nahrung." Sonst würden Wespen Raupen, Läuse, Käfer und andere Insekten fressen, aber auch Nektar trinken. "Sie sind nervöser, weil sie kaum Futter finden." Er rät der Stadt Nürnberg, ihre Mäh-Protokolle zu überdenken und nur noch einmal jährlich im Herbst die Sträucher zu schneiden und Grünflächen zu mähen, damit die Wespen im Sommer ein größeres Angebot an Nahrung finden. Biergärten und Gastronomen rät Burghardt zum Pflanzen von Bienenbäumen und dem Anlegen von Ecken mit altem Obst, um Wespen abzulenken.

Überleben bis Mitte November

Hornissen, Hummeln und Wildbienen sind gesetzlich besonders geschützt. Für die Umsiedlung oder Beseitigung von Nestern sei eine behördliche Prüfung und eine Ausnahmegenehmigung erforderlich, so Köppel. Wespen hingegen sind nur allgemein geschützt. Für die Entfernung eines Nestes durch eine Fachfirma brauche es "keine behördliche Genehmigung", sagt Köppel, aber immer "einen vernünftigen Grund – etwa eine Gefährdungssituation".

Als Nervensägen gelten im Raum Nürnberg vor allem die Deutsche und die Gemeine Wespe. Sie bilden große Wespenvölker mit bis zu mehreren Tausend Tieren, die auch nach Mitte September noch stark fliegen. Bei warmer Witterung können sie sogar bis Mitte November überleben.