Alexa Rodrian aus Berlin tritt im DB-Museum auf
22.11.2013, 09:57 Uhr„Ding Dong Dilly“ sollte Alexa Rodrians neues Album ursprünglich heißen, angelehnt an ein Kinderbuch des Disney-Zeichners Bill Peet aus den 1940er Jahren. Darin geht es um einen Hund, der mit sich selbst nicht mehr zufrieden ist und sich von einer Hexe wünscht, sie möge ihn in etwas anderes verzaubern.
Dummerweise ist die Hexe beim Zaubern nicht ganz auf der Höhe und so verwandelt sich der Hund in eine Art Wolpertinger, vor dem sich alle anderen Tiere fürchten. Schließlich bittet er die Hexe, ihm seine alte Identität zurückzugeben, was diese ihm gewährt – und fortan fühlt er sich wohl in seiner Haut.
Kosmopolitisch veranlagt
Wandelbar und sich selbst gleichzeitig treu bleiben, das ist ein erklärtes Lebensziel der in Berlin wohnenden, von ihrem Naturell her aber eher kosmopolitisch veranlagten Sängerin und Songschreiberin. Letztendlich wurde das Werk dann doch „Mothersday“ betitelt, nach einem anderen Song, in dem die Künstlerin eine Lanze bricht für eine selbstbewusste weibliche Identität: „If you can prove to me that human kind is stupid, because mothers are putting perfume on, I will stop putting perfume on right away“.
Doch bis dieser Beweis erbracht ist, wird sie weiterhin ihr Parfum tragen und fein duftend ihre Musik produzieren, die nicht weniger eigenwillig daherkommt als ihre Texte. Alexa Rodrian komponiert ihre Songs zwar zunächst ganz klassisch am Klavier, doch was bei der Umsetzung mit ihren musikalischen Partnern, dem Gitarristen Jens Fischer-Rodrian und dem Perkussionisten Bagbeater (der sich nicht grundlos so nennt) herauskommt, ist mit dem gern bemühten Begriff „Jazz-Pop“ nur unzureichend beschrieben.
Musiziert wird auf Gitarre, Bass und analogen Synthesizern genauso wie mit Glockenspiel, Melodica, Akkordeon, Koffern, Keksen, Küchengerätschaften und Kinderspielzeug. Neben den originellen Soundlandschaften, in denen Sampler und Loopmaschinen einen gleichberechtigten Platz neben den natürlichen Instrumenten einnehmen, ist es vor allem Alexa Rodrians warme, modulationsreiche Stimme, die den Songs Identität verleiht.
Mit fingerschnippender Coolness springt sie mühelos vom fröhlich hüpfendem „Dingdongdilly“ über die verhaltene Ballade „Fly“ zum dunkel groovendem Jazz-Walzer „Ghetto Swingers“, stets sicher getragen von ihren Musikern, die jedem Stück ein individuelles Kleid verpassen, aber dennoch eine verbindende, stimmige Sound-Ästhetik finden.
Tolle Stimme, originelles Songwriting und verblüffende Arrangements – Alexa Rodrian ist ein Glücksfall für alle, die auf der Suche nach musikalischen Überraschungen den Mainstream hinter sich lassen wollen, ohne gleich in ins Niemandsland der abstrakten Avantgarde zu stolpern.
24. November, 11 Uhr, DB-Museum, Lessingstraße 6
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