Neue Erkenntnisse der Polizei

Alles anders in Rednitzhembach: Rauferei unter Schülern statt Überfall auf "Russen"

Robert Gerner

Schwabacher Tagblatt

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1.4.2022, 12:52 Uhr

Weil Familienangehörige den vermeintlichen Überfall nicht nur bei der Polizei angezeigt, sondern ihre Empörung auch öffentlich via Facebook und Instagram kundgetan hatten, sorgte die Geschichte für heftige Debatten im Netz. Die Schwester des zehnjährigen Jungen, der die örtliche Mittelschule besucht, hatte dort die Angreifer als 1,65 bis 1,75 Meter groß und komplett schwarz gekleidet beschrieben. Nach ihrer Darstellung hätten die Jugendlichen ihren Bruder attackiert, "weil er Russe ist".

Aber: War das wirklich eine russenfeindliche Aktion knapp vier Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine? Das Polizeipräsidium Mittelfranken hatte in einer Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung zunächst die "körperliche Auseinandersetzung" von vier Minderjährigen bestätigt, die Rother Polizei zudem, dass die Schilderung der Schwester des Jungen wohl zutreffe. Es war von "Anfeindungen" im Zusammenhang mit den russischen Wurzeln des Schülers die Rede.

Mit weiteren Details hielt sich die Polizei zurück - auch mit Rücksicht darauf, dass sowohl das vermeintliche Opfer als auch die möglichen Täter zu jung sind, um strafmündig zu sein. Man wolle zunächst die weiteren Ermittlungen abwarten.

Zweifel an der Darstellung

Im Zuge dieser Ermittlungen kamen dann Zweifel an der Darstellung des verprügelten Fünftklässlers auf. Zumindest sprach wenig dafür, dass ein fremden- oder russenfeindliches Motiv bei der Auseinandersetzung eine Rolle gespielt habe. Tatsächlich stellte sich schließlich heraus, wie die Polizei nun auf Nachfrage unserer Zeitung bekanntgab, dass der Junge die Geschichte erfunden hatte, um eine Ausrede für seine Eltern zu haben.

In Wirklichkeit war es wohl eher so, dass sich die vier Jungs nach dem Unterricht zu einer Prügelei mehr oder weniger verabredet hatten. In Fightclub-Manier sollte geklärt werden, wer der Stärkste sei. Der Fünftklässler trug dabei einige Schrammen und Prellungen davon. Schwerer verletzt wurde glücklicherweise niemand.

Keine kriminelle Energie

Polizeisprecher Michael Konrad betont, dass eine Rauferei zwar unschön sei, dass aber "in keinster Weise kriminelle Energie im Spiel gewesen ist". Der Sachverhalt sei inzwischen "eindeutig" geklärt. Bei einer Befragung am Mittwochnachmittag (30. März) hätten die Eltern des Jungen eingeräumt, dass sie von ihrem Junior angeschwindelt worden seien.

Ist die Geschichte damit erledigt? Aus strafrechtlicher Sicht wohl schon. Aber es gibt durchaus noch Folgeschäden weit über die bei der Rauferei erlittenen Blessuren hinaus: "Der Ruf unserer Schule hat erheblich gelitten", klagt Bürgermeister Jürgen Spahl. "Und das völlig zu Unrecht."


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