Als der Totengräber am Johannisfriedhof erschlagen wurde
24.10.2018, 18:07 UhrDer Totengräbergehilfe Johann Philipp Feigel brachte damals den Totengräbersknecht Carl Gottlob Langfritz am Johannisfriedhof um. "Er hat ihn barbarisch erschlagen", berichtet Antonia Landois vom Stadtarchiv, "zuvor hatte er versucht, ihn mit drei Kugeln zu erschießen." Eine Bleikugel sowie ein blutbespritzter Stofffetzen sind noch erhalten, sie lagen der Ermittlungsakte bei.
Die Archivmitarbeiterin hat das Dokument gelesen: Der Mörder wollte auf die beruflich bessere Position seines Kollegen nachrücken. Er verscharrte die Leiche des Opfers, doch die Tat wurde entdeckt und Feigel zum Tode verurteilt. Sein Beichtvater meinte, er sei von allen schlechten Eigenschaften getrieben gewesen, sagt Landois. Der Kriminelle fand seine letzte Ruhe übrigens nicht am Johannisfriedhof.
Die Abteilungsleiterin hat die kleine Schau im Stadtarchiv mit dem Titel "Hingeht die Zeit, herkommt der Todt" zusammengestellt. Die optische Umsetzung in Vitrinen ist zwar etwas mager, dafür gibt es einen sehr interessanten Katalog zu 19,80 Euro.
Die Dokumente in der Norishalle zeugen von der Bedeutung der beiden Friedhöfe. Seit 1518 waren Beerdigungen innerhalb der Stadtmauern nicht mehr erlaubt. Die Pest hatte zu dem rigorosen Verbot geführt, die Verstorbenen weiterhin rund um St. Lorenz und St. Sebald beizusetzen. Die Stadt erließ auch "Trauerordnungen", um den Prunk bei Begräbnissen einzudämmen. Offenbar wollten manche Bürger (oder ihre Angehörigen) im Tod noch zeigen, für wie wichtige Persönlichkeiten sie sich hielten.
Für die Beisetzung in einem Sarg gab es ebenfalls Verordnungen: Acht verschiedene Typen von Holzmöbeln waren seitens der Stadt erlaubt. Ob sich die Schreiner daran gehalten haben, ist unbekannt. Erst ab dem 17. Jahrhundert hatte sich der Sarg durchgesetzt. Zuvor waren die Leichname in ein schwarzes Tuch, den sogenannten Gerber, gewickelt und ins Erdloch hinabgelassen worden.
Im alten Teil des Johannisfriedhofs sind die Grabstellen gleich groß: Der liegende Stein durfte nur sechs Fuß Länge und drei Fuß Breite betragen — das war das Nürnberger Maß. "Es gab keine Gräberfelder für Promis, das ist sehr demokratisch", meint Stadtheimatpflegerin Claudia Maué. Der superreiche Kaufmann Martin Peller erhielt ebenso viel Platz wie ein einfacher Handwerksmeister.
Unterschiede gab es trotzdem: Die Gestaltung von Bronze auf den Sandsteinblöcken konnte entweder sehr schlicht oder auch äußerst aufwendig sein. Eine zweite Ausstellung im "Offenen Büro", Lorenzer Straße 30, gibt einen Überblick über 500 Jahre Epitaphienkultur. Vor 1518 wurden die Menschen anonym bestattet, nun gaben sie durch die Epitaphien Informationen über sich und ihr Leben. Der Panzermacher Michael Kobolt erinnert mit einem winzigen Panzerhemd aus Bronze an seinen Beruf. Ein Kirchenmusiker liegt unter einem Sandstein mit Orgelpfeifen-Epitaph.
Die Schau in der Lorenzer Straße 30 ist bis 17. November Mo., Di., Do. 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr, Fr. 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr und Sa. ab 10 Uhr bis 15 Uhr geöffnet. Heimatpflegerin Maué führt an den Samstagen, 3. und 17. November, um 14 Uhr.
Die Ausstellung im Stadtarchiv, Marientorgraben 8, ist bis März 2019 Mo., Mi., Do. 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr, Di. 8.30 Uhr bis 18 Uhr und Fr. 8.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet.
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