Am Föhrenbuck lässt sich‘s leben
10.6.2021, 20:00 UhrFür Sylvia Dürnberger ist das Gebiet wie ein zweites Wohnzimmer. Mit geradezu ansteckender Freude führt die Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes eine Gruppe von Medienvertretern und Verantwortlichen über die schmalen Feldwege. Ihrem Blick entgeht dabei nichts – gerade fällt er auf eine Pfütze, in der eine geleeartige Kette zu schwimmen scheint.
"Das ist die Laichschnur der Knoblauchkröte", sagt sie. Und macht sich sofort eine geistige Notiz: "Die müssen wir gleich morgen umsiedeln, der Wasserstand hier ist für die Entwicklung einfach zu gering".Ein Beispiel das zeigt, in welcher Verantwortung sich der Landschaftspflegeverband hier sieht – "in einem empfindlichen Dreieck aus Naturschutz, Holznutzung und Naherholung", wie Johannes Wurm, Leiter des Forstbetriebes Nürnberg betont. Ein Großteil des Naturschutzgebietes befindet sich im Eigentum des Bayerischen Staatsforstes, kleine Anteile gehören Privatleuten.
Natürliche Leitplanken
Vorbei geht es an einer auffälligen Ansammlung von Totholz am Wegesrand. Sylvia Dürnberger hat die fragenden Blicke bereits erraten: "Nein, wir haben hier nicht einfach irgendwelche Reste abgeladen", sagt sie lachend. Vielmehr dienen die riesigen Reste des abgestorbenen Baums als eine Art Leitsystem. Dürnberger: "Wir mussten hier mit schwerem Gerät arbeiten; dabei sind scheinbar neue Wege entstanden, die aber nicht begangen werden sollen."
Schließlich brüte hier gerade die Heidelerche – und die soll dabei nicht gestört werden. Die Gruppe ist nun am eigentlichen Ziel des kleinen Ausflugs angekommen: einem neu geschaffenen Lebensraum für "Zauneidechsen, Kreuzkröten, Heidelerchen, Flussregenpfeifer, Ödlandschrecken und Libellen", wie Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg sagt.
Drei Monate Einsatz mit Bagger- und Radlader, über 600 Arbeitsstunden und letztlich 45000 Euro stecken in der jüngsten Maßnahme am Föhrenbuck. Der durchschnittliche Spaziergänger wird die Arbeit, die in dem Projekt liegt, beim bloßen Anblick kaum ermessen können. Für ihn ist ein Biotop zu sehen, dazwischen Sandbänke.
"Über 1800 Kubikmeter Oberboden und Sand haben wir hier bewegt", erklärt Sylvia Dürnberger. Dabei habe es für die Verantwortlichen spannende Momente gegeben. Denn der Plan sah vor, den hier abgetragenen Sand auf eine Gesamtfläche von 13000 Quadratmetern weiter zu verteilen,, damit neue Verbindungen von Lebensräumen entstehen.
Aber: Über die Qualität in den tieferen Schichten des Sandes war zunächst wenig bekannt. "Wir wussten nicht, ob sie ausreichend gut sein wird."
Die gute Nachricht
Als dann der Bagger Schicht für Schicht des Sandberges abgetragen hat, war bald klar, dass mit diesem Material bestens gearbeitet werden kann. "Ein tolles Gefühl", schwärmt Sylvia Dürnberger, "wir hätten am liebsten sofort eine Flasche Sekt geöffnet und darauf angestoßen."
Die Stadt Nürnberg hat mit 75 Prozent den Löwenanteil der 45000 Euro übernommen. Den Rest haben die Bayerische Staatsforsten dazu gelegt.
"Ein Storch!". Sylvia Dürnbergers Blick richtet sich nach oben. Und gleitet dann in die Ferne. Ist nach der Maßnahme vor der Maßnahme? Hat sie bereits das nächste Projekt im Auge? "Es gibt immer etwas", sagt die Geschäftsführerin des Landschaftpflegeverbandes. "Aber für diesen Sommer ist erst mal Ruhe."
Schließlich müsse man bedenken, dass jede einzelne Maßnahme zusätzlich Arbeit macht, weil sich auch ihr Erhalt pflegeintensiv gestaltet.
In einem kurzen Moment der Stille, setzt jetzt ein Froschquaken ein. Sekunden später stimmen immer mehr Frösche ein und bieten ein richtiges Konzert. Vielleicht ist es aber auch ein kleines Dankeschön.
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